Die Tesla-Aktie hat eine wahre Achterbahnfahrt hinter sich. Seit Dezember 2024 hat sich die Aktie halbiert (Chart zeigt Kursverlauf seit September 2024). Gestern sah man einen grandiosen Anstieg um 11,9 %. Die Aktie war offenbar arg überverkauft, Käufer sprangen bei tiefen Kursen wieder auf den Zug auf. Wie Experten jüngst sagten: Das Interesse von Privatanlegern in der Aktie ist seit einigen Tagen enorm hoch. Womöglich kam zuletzt so viel Kaufdruck auf, dass es für das Auslösen dieser gestrigen Rally reichte.
Cathie Wood von ARK Investments nannte heute sogar ein Kursziel von 2.600 Dollar. Sie bleibt hyper-optimistisch für die Aktie (hier dazu ihre Detailaussagen). Aber bislang hilft alles gute Zureden nichts: Die Absatzzahlen bei Tesla brechen massiv ein. Heute sah man Daten aus der EU: Ein Rückgang von 47 % bei den Tesla-Autozulassungen in der EU im Februar im Jahresvergleich! Dass Elon Musk US-Präsident Trump massiv unterstützt, treibt seine einstigen treuen Autokäufer in Scharen zur Konkurrenz. Die Proteste gegen Tesla-Fahrer, Autohäuser und Ladestationen, Bedrohungen im Straßenverkehr, zerkratzte Autos etc schaffen ein Klima, das wohl immer mehr Kaufwillige davon abhält, die Autos zu kaufen.
Tesla-Aktie mit KGV 100 – fast halbiert seit Dezember
Beim Betrachten der Fundamentaldaten sieht man: Die Aktie weist für die Geschäftsaussicht für das Gesamtjahr 2025 ein KGV von 100 auf. Wie kann das sein? Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (unter 20 wäre ein moderater Wert) müsste doch langsam mal besser da stehen, wenn sich die Aktie seit Dezember halbiert hat? Zunächst ein Blick auf die Quartals-Erwartungen: Für das aktuelle erste Quartal 2025 erwarten die Märkte im Schnitt einen Gewinn pro Aktie bei Tesla von nur noch 0,47 Dollar. Noch im Dezember lag diese Erwartung bei 0,75 Dollar (siehe folgender Chart). Daran erkennt man, wie sehr die Analysten die Absatzrückgänge und sonstige Probleme bei Tesla in ihre Gewinnerwartungen haben einfließen lassen. Dies erklärt auch den Absturz der Aktie seit Dezember.
Aber warum liegt das erwartete KGV bei 100? Viel zu teuer! Nun, wichtig ist hier die Entwicklung der KGV-Aussichten. Noch im Dezember, bevor die Aktie mit ihrem dreimonatigen Crash begann, lag das für das Gesamtjahr 2025 erwartete KGV sogar bei einem Wert von 197. Der Aktienabsturz half, die KGV-Aussicht für Tesla fast zu halbieren auf jetzt 100, siehe grüne Linie im folgenden Chart. Also hat sich das KGV erheblich verbessert, ist aber immer noch viel zu teuer. Wir sehen im Chart auch: Die Jahreserwartung für den Gewinn pro Aktie in 2025 sank in den letzten Wochen von 3,22 Dollar auf 2,77 Dollar.
Reine Spekulation? Oder Anpassung durch weiteren Aktiensturz?
Was sagt uns das? Eigentlich bräuchte es steigende Gewinnaussichten und/oder einen weiter fallenden Aktienkurs, damit die Tesla-Aktie mit ihrer KGV-Erwartung deutlich runterkommt von so hohen Bewertungen. Springen derzeit immer mehr Spekulanten auf den fahrenden Zug auf, und jagen die Aktie jenseits aller Fundamentaldaten weiter nach oben, springen auch die KGV-Bewertungen noch weiter in die Höhe. Auch wenn es lange Phasen der reinen Spekulation in einzelnen Aktien gibt – irgendwann werden viel zu hohe KGV-Werte zum Problem. Entweder die Aktie fällt, oder die Gewinne steigen – oder beides – um die Bewertung auf Normalmaß zu bringen. Wenn bei Tesla die Gewinnaussichten nicht gerade explodieren, würden eigentlich nur weitaus tiefere Aktienkurse die KGV-Bewertung deutlich sinken lassen.
Aber gerade bei Tesla steht dem entgegen, dass die Aktie einen seit Jahren gewachsenen Stamm an hochspekulativen Fan-Tradern hat, die seit Jahren sehr viel Geld mit der Aktie verdient haben, auch über Derivate. Nun könnte man sich nach den massiven Verlusten der letzten Wochen erneut daran machen, die Aktie hoch zu pushen. KGV-Bewertungen sind auf kurze Sicht – und gerade bei Tesla – für Spekulanten eben keine wichtige Kennzahl. Aber im großen Bild auf Sicht mehrerer Jahre ist Tesla im Vergleich zur alt eingesessenen Konkurrenz eben viel zu teuer. Chinesische und europäische Hersteller werden immer besser und günstiger, und Tesla muss nun immer stärker die Euphorie Richtung „Autonomes Fahren“ lenken, um neue Wachstumspotenzielle für die Anleger zu erschließen. Die Wette auf eine glorreiche Zukunft verlagert sich zunehmend weg vom Autobau- und Verkauf, hin zum Thema Autonomes Fahren. Eine gewagte Wette.
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