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Tesla: Musk setzt alles auf den Traum des autonomen Fahrens

Elon Musk hat schon lange den Traum, dass die Autos von Tesla vollständig autonom durch die Straßen fahren können. Doch mit dem Ziel des autonomen Fahrens ist der Autohersteller Jahre im Rückstand. Das autonome Fahren befindet sich immer noch in der Anfangsphase. Bis die Autos in der Lage sind, völlig eigenständig unterwegs zu sein, dürften noch viele Jahre vergehen.

Typisch Elon Musk: Jetzt sagt er nämlich unmissverständlich, dass er bereit ist, die Gewinnmargen des Unternehmens darauf zu verwetten, dass dies gelingt. Wie Bloomberg berichtet, sagte Musk letzte Woche auf einer Telefonkonferenz, dass Tesla die Mittel hat, Autos mit „Null Gewinn“ zu verkaufen und später mit fahrerloser Software immense Summen zu verdienen.

Das Problem dabei für die Investoren? Seine Vorhersagen seit mindestens 2019, dass autonome Teslas schon bald vor der Haustür stehen, haben sich nicht bewahrheitet.

Musk setzt alles auf das autonome Fahren

„Wir sind die Einzigen, die Autos bauen, die wir technisch gesehen im Moment ohne Gewinn verkaufen könnten und die dann in der Zukunft durch Autonomie tatsächlich enorme Gewinne abwerfen“, sagte Musk am 19. April. „Ich bin mir nicht sicher, wie viele von Ihnen die Tragweite dessen, was ich gerade gesagt habe, zu schätzen wissen, aber es ist extrem wichtig.“

Die Herausforderung, die Musk bei der Verwirklichung seiner Visionen vom fahrerlosen Auto hat, hält ihn nicht davon ab, mit Preisnachlässen fortzufahren, die einen Preiskrieg auszulösen drohen.

Der in Austin, Texas, ansässige Autohersteller hat die Kosten für sein meistverkauftes Model Y in nur wenigen Monaten um 29 % gesenkt. Das hat die Gewinnspannen des Unternehmens in Mitleidenschaft gezogen und Investoren aufgeschreckt, die sich um sinkende Gewinne sorgen. Nach der Bekanntgabe der enttäuschenden Zahlen zum abgelaufenen Quartal stürzte die Tesla-Aktie schließlich um über 10% ab.

Tesla: Selbstfahrende Träume

Der Traum vom selbstfahrenden Auto beflügelt die Autoindustrie schon seit Jahren, und der CEO von Tesla ist einer der lautesten Befürworter dieses Ziels. Doch das Unternehmen hat sein Versprechen, dass selbstfahrende Autos die Straßen beherrschen werden, noch nicht eingelöst.

Tesla bietet ein System an, das es „Full Self-Driving“ (FSD) nennt und das, anders als der Name vermuten lässt, lediglich den menschlichen Fahrer unterstützt, der die volle Verantwortung für die Bedienung des Fahrzeugs trägt und seine Hände am Lenkrad und seine Augen auf der Straße lassen muss.

Das Unternehmen verlangt von seinen Kunden 15.000 Dollar für das optionale System und behält einen Teil dieser Einnahmen ein, da es sich bislang nicht um ein fertiges Produkt handelt. Das wird erst der Fall sein, wenn die Funktion den Erwartungen gerecht wird – was laut Musk noch in diesem Jahr der Fall sein könnte.

„Elon Musk wiederholte zuletzt frühere Kommentare über die Fertigstellung von FSD bis zum Jahresende, über die Nachfrage, die das Angebot übersteigt, und über die Tatsache, dass Fahrzeuge im Laufe der Zeit einen Wertzuwachs erfahren, wenn vollständiges autonomes Fahren Realität wird“, sagte Jeffrey Osborne, ein Analyst von Cowen & Co. in einer Notiz, die die Kommentare des Tesla-CEOs zusammenfasst. „Wir stellen all diese Annahmen in Frage.“

Umsatzabgrenzungen noch nicht bekannt gegeben

Tesla hat damit begonnen, einen Teil seiner Rechnungsabgrenzungsposten (aufgeschobenen Einnahmen) zu verbuchen, darunter 324 Millionen Dollar im vierten Quartal des vergangenen Jahres – das ist bei weitem der größte Betrag, den das Unternehmen je verbucht hat. Aber selbst mit dieser ungewöhnlich hohen Summe hat der Autohersteller weniger Umsatzabgrenzungen verbucht, als er zuvor prognostiziert hat. Mit 639 Millionen Dollar ist die Prognose für 2023 die niedrigste seit fast vier Jahren.

Tesla: Aufgeschobene Einnahmen - Realität versus Hoffnung
Teslas aufgeschobene Einnahmen – Realität versus Hoffnung

Tesla hat weder in seiner Gewinnmitteilung noch in der anschließenden Telefonkonferenz mit den Investoren letzte Woche angegeben, wie viel Umsatzabgrenzungen das Unternehmen im ersten Quartal verbucht hat. Die Zahl sollte in den kommenden Tagen in der 10-Q-Einreichung auftauchen.

Software-Verkäufe als Einnahmequelle für Tesla

Seth Goldstein von Morningstar Research interpretierte Musks Bemerkung über den Nullgewinn als „eher theoretisch“, sagte aber, dass das breitere strategische Ziel, Geld mit dem Verkauf von Softwarediensten an bestehende Kunden zu verdienen, Sinn mache.

„Elon will damit sagen, dass je mehr Menschen in einen Tesla fahren, desto mehr potenzielle Softwarekäufer gibt es“, sagte Goldstein in einem Interview. „Und mit der Zeit kann das ein sehr profitables und wertvolles Geschäft werden, weil es eine sehr hohe Gewinnspanne hat.“

Teslas Chief Financial Officer Zachary Kirkhorn deutete an, dass Tesla die Idee, mit den verkauften Autos Geld zu verdienen, nicht aufgegeben hat. Er sagte den Analysten zudem, dass Reinvestitionen, die durch Barmittel aus Produktverkäufen finanziert werden, „sehr wichtig für uns sind“. Allerdings fiel der Cashflow des Unternehmens im ersten Quartal auf ein Zweijahrestief.

Andere Autohersteller beobachten die Schritte des EV-Marktführers genau, während sie die Produktion ihrer eigenen batteriebetriebenen Fahrzeuge hochfahren. Wie weit Tesla bereit ist, die Preise – und damit die Gewinnspannen – zu senken, bleibt eine offene Frage.

FMW/Bloomberg

Tesla: Musk setzt alles auf den Traum des autonomen Fahrens
Ein Fahrer nutzt Teslas Full Self-Driving (FSD) Funktion. Foto: Bloomberg


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