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Tesla und die Kursfantasien: Prototyp für Börseneuphorie!

Die Börsenkursentwicklung von Tesla in den letzten Handelstagen stellt so etwas wie den Prototyp von Börseneuphorie oder eines Fahnenstangen-Charts dar!

Die Aktie des Elektroauto-Pioniers Tesla spaltet die Gemeinschaft. Während viele den Wert schon bei 500 Dollar für maßlos überbewertet gehalten haben, träumen einige von noch wesentlich höheren Kursen – manch einer ist schon im fünfstelligen Bereich angekommen.

Die wundersame Kursentwicklung von Tesla und das Optionsgeschäft von Elon Musk

Obwohl es täglich in vielen Medien breitgetreten wird, ist es dennoch ein Thema, welches elektrisiert, schließlich kochen bei einem Investment in Tesla die Emotionen hoch: Gier, die Angst etwas zu versäumen, verbunden mit dem Wunsch nach raschem Reichtum – nicht nur durch die „Robinhooder“.

Zudem gibt es die Faszination über das Werk des Firmengründers Elon Musk, der mit allerlei Marketingtricks alle Klippen umschifft, die es im Börsengeschäft gibt. War nicht erst vor zwei Jahren von einer möglichen Pleite des Unternehmens die Rede – und jetzt wird der Konzern mit einem Börsenwert von 382 Milliarden Dollar bewertet! Elon Musk ist auf dem Papier der viertreichste Mensch in den USA.

Wobei wir bei einem weiteren Faszinosum bei dem gebürtigen Südafrikaner wären: er hatte im Jahr 2018 mit dem Aufsichtsrat einen Vergütungsplan vereinbart, der selbst heute irgendwie noch surreal erscheint. Er wollte kein reguläres Gehalt als CEO, sondern einen Vertrag auf Optionsbasis für die Aktie, der sich in zwölf Schritten anhand der Marktkapitalisierung der Aktie bis zu einer Höhe von astronomischen 650 Milliarden Dollar aufbaut. Damals befand sich die Altie von Tesla im Bereich von 250 Dollar und einer Marktkapitalisierung in der Nähe von 50 Milliarden Dollar. Ab 100 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung  über ein halbes Jahr und jeweils in 50-er-Schritten sollte es Zuteilungen geben: Die erste Tranche mit 1,7 Millionen Aktien, zugeteilt bei einem Kurs von 806 Dollar ist bereits erfolgt (Optionspreis 350 Dollar), elf weitere Schritte bis zu den genannten 650 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung sind vereinbart. Was für ein irrer Plan!

Die Aktie von Tesla ist bereits bei über 380 Milliarden Dollar Börsenwert angekommen – und sollte dieser Hype tatsächlich so weiter gehen, würde dies eine Vergütung in Milliardenhöhe bedeuten. Der Pferdefuß dabei ist, dass der Unternehmenschefs die Aktien fünf Jahre halten muss. Aber eigentlich ist auch das hyperoptimistische Vertragswerk nur eine Nebeneinnahme, schließlich besitzt der Firmenchef bereits 22 Prozent der Aktien des Unternehmens.

Der immer schneller gestiegene Aktienkurs

Die zweifellos vorhandene Kursfahnenstange von Tesla verursacht zwei verschiedene Reaktionen, die beide fatale Folgen haben können: Die Kursverdoppelung von 1000 auf 2000 Dollar in nur 50 Börsentagen zieht immer mehr und teilweise unerfahrene Anleger an, die einfach nur schnell reich werden wollen. Gleichzeitig ruft die Kursexplosion regelmäßig rational veranlagte Menschen auf den Plan, die die Überbewertung der Aktie anhand der Kennziffern erkennen und mit Leerverkäufen dagegenhalten, mit abstrusen Eindeckungskosten und Kursschüben, wie ich es in einem gestrigen Artikel kurz skizziert hatte. Damit steigen die Bewertungen in immer größere Dimensionen, die letzte Stufe wurde vor dem Aktiensplit erreicht.

Hierzu ein paar Vergleiche:

  • Der Börsenwert von Tesla erreichte letzte Woche akkumuliert die Bewertung von Toyota, Volkswagen, BMW und Daimler zusammen.
  • Tesla wurde trotz eines Jahresumsatzes von erwarteten 12,9 Milliarden Dollar zum zwölftteuersten Unternehmen, anhand der Einnahmen lag man aber nur an Nummer 458 in der Welt.
  • Damit befindet man sich in der Liga von Walmart, dem größten Einzelhändler der Welt mit einem Umsatz von 550 Milliarden Dollar.
  • Allein die Ankündigung eines Aktiensplits von fünf zu eins brachte der Aktie einen Kursanstieg von 45 Prozent.
    Aber es zählt die Fantasie und die schießt bei einigen Investoren ins Kraut.

Eine gewagte Antizipation

Welche Gedanken und Visionen haben Investoren bei ihrer Entscheidung, bei diesen Kursen einzusteigen? Tesla als Software oder Energiekonzern oder ist es die Hoffnung auf eine künftige Dominanz im Automobilsektor? Motley Fool, ein Anlegerportal in den USA, hat eine extreme Wachstumsvariante von Tesla durchgerechnet – bis zum Jahr 2030. Bei einer jährlichen Wachstumsrate von 40 Prozent der Modellreihen und des avisierten Cybertrucks (wie viele neue Fabriken bräuchte man eigentlich dafür?) kamen die Analysten auf einen gigantischen Umsatz von 600 Milliarden Dollar. Dazu eine Bruttomarge von 20 Prozent und dem daraus resultierenden Gewinn von über 80 Milliarden Dollar – und fertig ist ein Kursziel von 10.000 Dollar. Ganz nebenbei müsste der Marktanteil von Tesla bis dahin auf 20 Prozent gestiegen sein, von heute 1,4 Prozent. Das wären übrigens fast eineinhalb so viele Fahrzeuge wie VW mit seinen zwölf Marken zusammen weltweit verkauft. Die trauen sich was, die Anlageberater aus Alexandria, Virginia.

Fazit

Die Börsenkursentwicklung von Tesla in den letzten 50 Handelstagen von 1000 auf 2000 Dollar stellt so etwas wie den Prototyp von Börseneuphorie oder eines Fahnenstangen-Charts dar. Oder soll die Aktie bis zur US-Wahl in den nächsten 50 Börsentagen etwa 4000 Dollar kosten? Möglich ist vieles, man denke nur an die Shortsqueeze bei Volkswagen am 28. Oktober 2008, als der Wert binnen eines Tages von 200 auf 1000 Euro emporschoss, um tags darauf wieder fast alles einzubüßen (das war sicherlich eine Extremsituation durch extrem geringen Free Float und Verlusten von Leerverkäufern von 15 Milliarden Euro an einem Tag).

Aber: Die Steilheit der Aktienkurve von Tesla trägt den Keim des Absturzes in sich, nur die Leerverkäufer machen eine Prognose so unheimlich schwer. Das Shorten von Tesla war eine der verlusträchtigsten Handelsstrategien – bis dato.

Die Frage ist nur, was der Auslöser für den Start von Gewinnmitnahmen sein wird und den berüchtigten Lawineneffekt bei einer solchen Fahnenstange in Bewegung bringt.

Tesla und sein Aktienkurs als Musterbeipsiel für Fahnenstangencharts



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2 Kommentare

  1. Tesla ist ein Softwarekonzern mit angehängter Hardware.

    siehe hier :

    https://www.youtube.com/watch?v=LCFr5CUU66c

    „Bei einer jährlichen Wachstumsrate von 40 Prozent der Modellreihen und des avisierten Cybertrucks (wie viele neue Fabriken bräuchte man eigentlich dafür?) kamen die Analysten auf einen gigantischen Umsatz von 600 Milliarden Dollar.“

    „Cybertrucks“ werden wohl ein klitzekleines Problem bezüglich der Reichweite und der Nutzlast bekommen… Und wie sieht`s denn eigentlich aus, wenn ich so ein Monster mit 80-100 km7h in einen Stau auf der Autobahn hineinfahre ? Die Akkus würden sofort Feuer fangen, nebst allen anderen rundherum stehenden Kraftfahrzeugen ?

    Welche Spedition dieser Welt könnte sich ein Flotte von Tesla-Cybertrucks leisten ? Was ist, wenn Bordcomputer versagt ? Bei einem Cybertruck, den ich in 8 Jahren wohl locker über die 800000 – 1 Mio-Km -Marke schieße , stellt sich mir als „unter Nehmer“ nach den 8 Jahren schon die Frage, was mache ich danach mit dem Karren, wer kauft den mir ab ?
    Die Akkus sind dann nämlich Elektro-Schrott ? Irgendwo in Kanada oder Finnland, dürften die den Geist schon nach 4 Jahren aufgeben, eben wegen den niedrigen Temperaturen dort !?
    Neue Akkus wären schon ´ne Möglichkeit, nur das wird wohl kaum einer machen ? Also, ab in die Mülltonne mit dem Kram ?

  2. Und bei einem Auffahrunfall ist das Fahrzeug für die Feuerwehr in manchen Fällen „unlöschbar“ !

    Das heißt, bei einem Auffahrunfall war´s das beispielsweise auf der Autobahn für den nachfolgenden Verkehr. Hinzu kommt noch der schwierige Abtransport des verunfallten Kfz, von einem „Cybertruck“ ganz zu schweigen.

    „Was bei solchen Vorfällen nicht passieren darf sind Ereignisse wie auf der A5 im Februar. Hier hatte man zum Glück keinen Druck bei der Personenrettung und hatte Zeit „technische Fragen im Zusammenhang mit dem Auto zu klären.” So kam es, dass die Feuerwehr zunächst Tesla in den USA anrief, um zu klären , ob das Fahrzeug nach einem Unfall spannungsfrei ist.“

    https://emobilitaetblog.de/welche-gefahren-birgt-ein-elektroauto-bei-einem-schweren-unfall/

    „Die Kursverdoppelung von 1000 auf 2000 Dollar in nur 50 Börsentagen zieht immer mehr und teilweise unerfahrene Anleger an, die einfach nur schnell reich werden wollen. Gleichzeitig ruft die Kursexplosion regelmäßig rational veranlagte Menschen auf den Plan, die die Überbewertung der Aktie anhand der Kennziffern erkennen und mit Leerverkäufen dagegenhalten, mit abstrusen Eindeckungskosten und Kursschüben, wie ich es in einem gestrigen Artikel kurz skizziert hatte. Damit steigen die Bewertungen in immer größere Dimensionen, die letzte Stufe wurde vor dem Aktiensplit erreicht.“

    Ja Herr Müller, das sind unerfahrener Anleger, durchaus. Aber ich würde den VW-Short-Squeeze nicht mit Tesla vergleichen, und ich glaube, Sie kennen die Hintergründe damals wegen Porsche und VW, nicht wahr ? ;) :D

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