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Tesla: Wann kommt der Auslöser für eine Kursbereinigung?

Je höher der Kurs von Tesla steigt, desto mehr werden die Kursziele angehoben. Aber die Kursbereinigung wird kommen - zwangsläufig!

Tesla, immer wieder Tesla. Je höher der Kurs steigt, desto mehr werden die Kursziele angehoben. Auch wenn es gar keine Unternehmensmeldungen gibt, die eine Steigerung verursachen müssten. Etwa weil sich Gewinne und Produktion exponentiell nach oben bewegen. Der Aktienkurs dagegen tut dies – und US-Banken erhöhen die Kursziele mit so seltsamen Begründungen, „dass sich der Zugang zu kostengünstigem Kapital verbessert habe“. Wieder einmal läuft ein Spiel an der Börse ab (bezogen auf den E-Autobauer), welches vor allem für die Unerfahrenen zumeist schmerzhaft endet. Die Kurse machen die Nachrichten, der „Confirmation Bias“ nimmt überhand, fundamentale Daten werden ausgeblendet, es zählt nur noch die Fantasie.

Tesla und die Worte von Chuck Prince

Für die meisten Börsenprofis sind die Worte des CEOs der US-Bank Citigroup, Chuck Prince, für immer gegenwärtig. Formuliert im Jahre 2007 in einem Interview mit der Financial Times, nur ziehen die wenigsten Konsequenzen aus den Erfahrungen:

„Wenn die Musik stoppt, was die Liquidität an den Märkten betrifft, dann wird es kompliziert. Solange aber die Musik spielt, muss man aufstehen und tanzen. Wir tanzen noch.“ Dies war Ausdruck einer großen Selbstüberschätzung, nämlich reagieren zu können, bevor es die anderen tun, aussteigen bei hohen Kursen. Was bei Indizes noch klappen kann, wird bei Aktien schon sehr viel schwerer, vor allem für die Späteinsteiger. Da fällt mir immer die Geschichte des legendären Fondsmanager Bill Miller mit seinem Legg Mason Value Trust ein, dem es gelungen war 15 Jahre lang, von 1991 bis 2006, die Performance des S&P 500 zu übertreffen. Weltrekord, nicht einmal Warren Buffett hatte dies geschafft.

Dann brach der Fonds plötzlich ein, erholte sich nicht mehr, bis Miller im Jahr 2011 aufgab. Das Perfide daran: Der Fonds zog durch seine Performance immer mehr Kunden an. Das Volumen hatte sich drastisch gesteigert und mehr Anleger erlitten die Verluste zum Ende hin, als diejenigen, die anfänglich profitiert hatten.

Oder anders ausgedrückt. Eine 20-Prozentkorrektur bei Tesla und Kursen von 800 Dollar reißt andere Löcher, als bei 100 Dollar vor nicht einmal einem Jahr. Für Früheinsteiger verkraftbar, aber die Spätberufenen haben die großen Verluste, vor allem, wenn sie das Money-Management hinsichtlich der Positionsgräße missachten.

Die Kursbewegung und die Kursziele

Tesla war einer der ganz großen Highflyer des Jahres 2020, ein Anstieg von 700 Prozent, trotz der Größe. Aber auch 2021 geht es munter weiter, schon wieder ein Plus von über 25 Prozent, bis auf 885 Dollar in der Spitze, zuletzt eine Marktkapitalisierung von 684 Milliarden Euro, oder 830 Milliarden Dollar. Was machen die Analysten? Sie ziehen die Kursziele nach, die Bank of America um sagenhafte 80 Prozent von 500 auf 900 Dollar, die Credit Suisse von 400 auf 800 Dollar. Mit der Begründung des günstigen Zugangs zu billigem Geld, beschleunigtem Wachstum und einer „Aufwärtspirale für die Aktie“. Als ob es in fünf Jahren nur noch eine Automarke geben würde.

Fahnenstangen gab es immer, aber die von Tesla?

Tesla 700 Euro, Volkswagen 145 Euro, obwohl der deutsche Autobauer 20-mal so viele Autos produziert und in Kürze wohl auch mehr Elektroautos. Dass Tesla das Geld bisher nur mit dem Verkauf von CO2-Zertifikaten verdient, allein 1,2 Milliarden Dollar in den ersten drei Quartalen 2020, macht das Ganze noch unwirklicher.

Die Aktie wird getrieben von der Hoffnung, vor allem darauf, dass andere auf die Story aufspringen. Ein Phänomen, welches es auch für manche Werte aus dem Wasserstoffsektor gibt (Plug Power, Ballard Power u.a.).

Die letztgenannte Firma hatte auch schon einmal einen dreistelligen Börsenkurs, dann aber 99 Prozent an Wert verloren. Denn die Regel, dass sich die Börsenwerte irgendwann an den Gewinnen orientieren, gilt seit Jahrhunderten – und auch im Zeitalter der Notenbankinterventionen.

Die Börsengeschichte ist voll von Übertreibungen bei der Euphorie über neue Technologien, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vor 1929, in der Internet- und Dorcomblase, stets gab es eine Preiskorrektur – Mean Reversion. Selbst das Verhältnis Growth zu Value hatte sich über Jahrzehnte immer wieder ausgeglichen. Das berühmteste Beispiel: Die Performance des weltgrößten Prozessor-Herstellers Intel im Vergleich zum größten Einzelhändler Walmart über 40 Jahre – Vorteil Walmart.

Fazit

Der Anstieg einer Aktie, egal wie kreativ das Geschäft auch sein mag, kann keine halbe Billion Dollar oder 700 Prozent im Jahr betragen, ohne dass sich die Geschäftsaussichten dramatisch verbessern. Niemals in der Börsengeschichte konnte sich eine Aktie über lange Zeit auf einem Aufwärtspfad halten, ohne dass dies mit Hilfe von Geschäftszahlen unterfüttert wurde. Bei Tesla würde dies bedeuten, dass man bereits in wenigen Jahren „zweistellige“ Millionen Kfz-Verkaufszahlen erreichen müsste und die Konkurrenz vom Markt fegen.

Regression zum Mittelwert, oder anders ausgedrückt: die Kursbereinigung wird kommen. Die Frage ist nur wann es soweit sein wird und welchen Auslöser es dafür geben wird. Die Finanzbranche betreibt ein perfides Spiel mit den Kurszielen, wider besseres Wissen, deshalb sprechen manche Kritiker auch von Finanzpornographie. Stets verstecken sich hinter Empfehlungen Eigeninteressen. Wenn selbst Tesla-Gründer Elon Musk von einer irrationalen Börsenbewertung seiner Aktie schon seit Längerem spricht: 499.500 Pkw im Jahr 2020 und eine Börsenbewertung von 684 Milliarden Euro. Selbst bei einem hohen Kurs/Gewinnverhältnis von 20 für ein Automobilunternehmen – wie viel Milliarden Gewinn muss man dann mit seinen Fahrzeugverkäufen einfahren?

Wann wird bei der Aktie von Tesla die Realität eingepreist?



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3 Kommentare

  1. Die Börse hat schon lange auch die Funktion einer Spielbank, allerdings ohne dass sich jemand um die Spielsüchtigen kümmert. Wer die Antreiber der Spielsucht sind, dürfte auch schon längst allen bekannt sein.

  2. Tesla war und ist ein Pleitekandidat, ob es da zu einer Kursbereinigung oder zum Totalkollaps kommt bleibt abzuwarten…

  3. …ich vermute, wenn Tesla bekannt gibt, dass sie das mit der Autoproduktion ganz weglassen und nur noch Zertifikate und die eigene Aktie handeln, geht es nochmal 1000 % nach oben…

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