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Warum die Zahlen von Tesla gut aussehen und trotzdem schlecht sind!

Beispielbild Tesla Auto

Zweiter Quartalsgewinn in Folge, Analystenerwartungen übertroffen, Tesla zurück auf der Gewinnschiene, Aktienkurs nachbörslich 10% gestiegen – vor allem die ersten beiden Missverständnisse in Bezug auf die jüngsten Quartalsergebnisse von Tesla wurden von diversen Medien in den vergangenen Stunden verbreitet. Dabei hat es Tesla lediglich geschafft, einmal mehr einen gut klingenden Investorenbrief mit einer vorläufigen Quartalsbilanz zu stricken, die gleich nach dem Investorenbrief enthüllt, wie irreführend der Brief war.

Fiktiver Gewinn ist bei Tesla positiv, der nach Buchhaltungsstandards ermittelte nicht

Es beginnt damit, dass Tesla und die Medien sich den non-GAAP Gewinn herauspickten, um eine Erfolgsmeldung zu produzieren. Der von Analysten erwartete non-GAAP Gewinn wurde tatsächlich übertroffen. Das Problem dabei ist, dass diese fiktive Zahl völlig belanglos ist. Jedes Unternehmen kann selbst definieren, welche Kosten es aus dem non-GAAP Gewinn ausschließt. Genau deshalb gibt es schließlich den nach den verbindlichen US-Buchhaltungsregeln GAAP ermittelten Gewinn. Nur dieser Gewinn ist es, der Steuerzahlungen zugrunde liegt und nur dieser Gewinn ist unternehmensübergreifend vergleichbar, da alle die selben Regeln anwenden müssen. Und das Problem für Tesla ist dabei, dass der nach GAAP ermittelte Gewinn geringer ausfiel als von Analysten erwartet.

Doch egal ob GAAP oder non-GAAP – schauen wir uns doch den Gewinn selbst einmal an. 862 Millionen US-Dollar Verlust machte das Unternehmen 2019. Trotz zweier mit Gewinn abgeschlossener Quartale. Non-GAAP waren es gigantische 36 Millionen US-Dollar Gewinn. Erwähnte ich schon, dass Tesla auf einem akkumulierten (GAAP) Defizit seit Unternehmensgründung von rund 6.200 Millionen US-Dollar sitzt? Wir brauchen also nur noch 172 Jahre mit geschöntem non-GAAP Profit wie im Jahr 2019, um die Verluste der vergangenen 16 Jahre abzutragen.

Ohne Emissionsrechteverkauf gäbe es bei Tesla nicht einmal einen non-GAAP Gewinn

Vermutlich wird es jedoch länger dauern. Denn Teslas „Gewinn“-Quelle Nummer 1 wird auf absehbare Zeit versiegen: Die Verkäufe von Emissionsrechten. Je mehr andere Autohersteller eigene Elektroautos verkaufen, umso weniger Emissionsrechte müssen sie bei Tesla zukaufen. Die machten 2019 aber 594 Millionen US-Dollar aus, Reingewinn, 100% des Umsatzes sind Gewinn. Ohne diese Emissionsrechte läge also sowohl der GAAP als auch der non-GAAP Gewinn knappe 600 Millionen US-Dollar tiefer.

Keine Sparte weist Wachstum auf

Fans entgegnen immer wieder, dass das zwar alles sein möge, dieser altmodische Blick nach hinten aber nicht das enorme Wachstumspotenzial des Unternehmens aufzeigen könne. Welches Wachstumspotenzial, frage ich da. Warum hob Tesla dieses Potenzial denn nicht im Jahr 2019? Richtig ist zwar, dass Tesla 2019 einen Umsatzanstieg zeigte. Doch nur deshalb, weil in den ersten beiden Quartalen 2018 die Produktion des Model 3 noch weitgehend in Handarbeit erfolgte und man nicht auf Stückzahlen kam. Schauen wir uns den Umsatz im jeweils 4. Quartal des Jahres an, als die Produktion des Model 3 brummte, so ergibt sich ein gigantisches Wachstum von… 1%! Und das bei einer um 23% gestiegenen Fahrzeugzahl. Tesla erkaufte sich also mit massiven Preissenkungen volle 1% Wachstum im Jahresvergleich des jeweils 4. Quartals.

Aber es gibt ja noch die Energie-Sparte mit Solarzellen und Speicherbatterien. Letztere bezieht man von Panasonic und Samsung, die übrigens selbst Batteriespeicher an Endkunden verkaufen und dadurch naturgemäß bessere Margen erzielen können als Tesla. Und Solarzellen fertigt Tesla trotz eigener, mit knapp einer Milliarde US-Dollar subventionierter Fabrik im Staat New York nicht etwa selbst. Wenige Stunden vor Bekanntgabe der Quartalszahlen deckte ein US-Photovoltaik-Magazin auf, dass Tesla die ach so innovativen Solar-Dachziegel einfach von einem Hersteller aus China importiert. Blöderweise sank die installierte Photovoltaikleistung trotzdem um 26%. Batterien konnten zwar 136% mehr installiert werden, doch der Umsatz sank in dieser Sparte 2019 verglichen mit 2018 trotzdem um 1,5%. Also auch kein Wachstum.

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7 Kommentare

  1. Fundamental Daten hin oder her..
    Will trotzdem kein VW egal wie viele die produzieren …und der Tesla-Kurs steigt weil er steigt:-) ..das genügt mir für erste:-)

  2. Sorry aber ich verstehe es nicht:
    https://ir.tesla.com/static-files/b3cf7f5e-546a-4a65-9888-c928b914b529

    aus dem Q4 Meeting:

    $359M GAAP operating income; 4.9% operating margin in Q4
    $105M GAAP net income; $386M non-GAAP net income (ex-SBC) in Q4

    Da steht GAAP nicht NON GAAP.

  3. Eine sehr deutsche Sichtweise. Tesla verkauft immer mehr Autos, täglich kann man Teslas auf den Straßen sehen. Zudem baut Tesla mehrere Fabriken in China und Deutschland. Also setzen sie auch was um und reden nicht nur. Rein auf die Verkaufszahlen zu achten ist auch unsinnig. Ein Großteil der Bewertung steckt auch im Zukunftsfeld autonomes Fahren. Da ist gerade ein Umbruch im Gange, Disruption. Sollte sich Tesla da durchsetzen ist die Bewertung schon gerechtfertigt.

    1. Dann äußere ich mal eine Sichtweise, die unmöglich typisch deutsch sein kann 😉Wenn der Großteil der Bewertung im autonomen Fahren steckt, dann sind die anderen Autobauer extremst unterbewertet. Kennen Sie überhaupt moderne deutsche oder asiatische Autos? Kürzlich Probefahrt gemacht? Die Premiummarken fahren allesamt teilautonom. Sogar die Einstiegsmodelle, die viel günstiger sind als Tesla. Und Tesla ist eben billig gebaut, insbesondere Model 3 besteht drinnen aus dünnem Leder, untere Mittelklassesitzen und einem störenden, eckigen, riesigen Bildschirm mit mäßigem Kontrast vom billigsten Hersteller. Kein Armaturenbrett mit ergonomischen Instrumenten, das Zeug lenkt im Verkehr ab und ist gefährlich. Das ist schließlich keine Fernsehcouch mit einer Glotze davor, das soll ein Auto sein!!! Gehen Sie zu einem BMW oder Mercedes Händler und fahren Sie mal ein echtes Auto (teilautonom) Probe und nicht ein Tablet mit integrierten Sitzen und Rädern. Ich will hochwertiges Leder, Sitze mit vielen Verstellmöglichkeiten, durchdachte Ablageflachen, sich öffnende Panoramadächer und nicht nur geklebtes Glas wie bei Tesla. Ich will ein echtes Digital Cockpit mit übersichtlichen Anzeigen, hochwertigem Headup Display und Bediennkomfort für Fahrzeugfunktionen und Entertainment. Tesla spart brutal an all dem und schraubt stattdessen schräg ein Tablet fest und lässt alles darüber steuern und einstellen, was einfach nicht verkehrstauglich ist. Manche Sachen will ich halt per Knopfdruck ohne umständliches Scrollen und Sliden bedienen. Oder per Gestensteuerung wie bei BMW. Würde das Auto wirklich selbst fahren, wäre es okay. Aber autonomes Fahren ist heute schlichtweg gesetzlich verboten. Und bis es soweit ist, fühlt sich Tesla im Alltag wie ein Prototyp an. Irgendwie cool, aber nicht alltagstauglich. Vor allem nicht für den Preis.

  4. Und in den ersten drei Kommentaren sieht man, warum Tesla trotzdem steigt.
    Dem ersten sind Fundamentaldaten schlicht egal, der zweite versteht nicht, dass bei der GAAP Auslegung das EPS verpasst wurde und der letzte flüchtet sich in die Fantasie „ja wenn aber Tesla“ (momentan erkennt der AP/FSD nicht mal Ampeln und Tempolimit-Schilder – Daumen hoch).

    Musk’s größtes Talent liegt im Marketing und Blenden.

    1. Neben Marketing und Blenden würde ich aber noch Raumschiffe bauen hinzuzählen.

      1. Das ist zweifelsohne auch ein Talent von ihm (und v.a. seinen Ingenieuren), wenn auch nicht sein größtes ;)

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