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Warum die Zahlen von Tesla gut aussehen und trotzdem schlecht sind!

 
 

Im Servicebereich stieg der Umsatz zwar um 60%, da mehr Autos aus der Garantie fielen und insgesamt deutlich mehr Fahrzeuge von Tesla herumfahren. Aber auch hier: Schade, dass der Verlust in der Sparte von 489 auf 544 Millionen stieg. Steigende Umsätze bei wachsenden Verlusten sind nichts wert. Und es gibt deutliche Indizien, dass Tesla die Verluste sogar schönt, indem diverse Garantiereparaturen verweigert oder falsch abgerechnet werden. In keiner einzigen Sparte kann Tesla also ein Wachstum zeigen, das entweder seinen Namen wert ist oder eine Marktbewertung von 120 Milliarden US-Dollar rechtfertigen würde. Doch es kommt noch besser: Tesla tut auch nichts dafür, um das künftig zu ändern. Jedenfalls sind dafür keine Anzeichen in der Bilanz erkennbar.

VW investiert mehr, Tesla streicht Investitionen zusammen

Interessant ist in dem Zusammenhang einmal ein Vergleich mit einer Branchengröße wie VW. Fans und Aktionäre schreiben Tesla geradezu magische Innovationsfähigkeit und das Zeug zu, alle anderen Wettbewerber in wenigen Jahren an die Wand oder in den Ruin zu spielen. Nun, Tesla hat die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um 8% reduziert, VW seine um 9% erhöht. Teslas Umsatz stieg in einem Jahr um 1%, der von VW um 6%. Tesla strich seine Investitionen in Sachanlagen um 37% zusammen, VW erhöhte sie um 7%. Schauen wir uns die Zahlen an, so ist es VW, die sich für das Übertrumpfen der Konkurrenz aufstellen und nicht Tesla.

Wo sollen die Innovationen herkommen, mit denen Tesla seine inzwischen 120 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung jemals rechtfertigen könnte, wenn das Unternehmen gleichzeitig weniger in Forschung und Entwicklung investiert als 2018, wenn es weniger in Fabrikanlagen investiert als 2018 und wenn Tesla mehr abschreibt als investiert? Richtig gelesen: Trotz neuer Fabrik in Shanghai sank Teslas Anlagevermögen im Jahr 2019 verglichen mit 2018. Das Unternehmen zehrt von seiner Substanz und investiert eben gerade nicht wie verrückt in künftiges Wachstum. Noch nie war Teslas angebliche Produktpipeline länger, noch nie waren mehr Produkte angekündigt als heute und gleichzeitig gibt Tesla weniger für Forschung und Entwicklung aus als 2018. Und natürlich auch in absoluten Summen deutlich weniger als die Konkurrenz.

Künftig soll alles besser werden*

Wieder einmal hält Tesla seinen Aktionären die Karotte der künftigen Gewinne hin. In Zukunft sei Tesla stets profitabel und erzeuge positive Cashflows*. * deshalb, weil sich Tesla das Recht vorbehält, temporär auch mal keine Gewinne und positiven Cashflows zu machen, zum Beispiel bei Produktneueinführungen und Produktionssteigerungen. Das ist genau das gleiche Spiel wie in der Vergangenheit. Zwei Quartale gibts kleine Gewinne und dann einen temporären Verlust, der alle jemals gemachten Gewinne sofort wieder vernichtet.

Auch die positiven Cashflows, die das Unternehmen angeblich generiert, sind eher ein Witz. 1,4 Milliarden US-Dollar positiven Cashflow soll das operative Geschäft erbracht haben. Im ganzen Jahr seien es 2,4 Milliarden gewesen. Der Cashbestand stieg jedoch nur um 2,6 Milliarden US-Dollar. 370 Millionen können wir davon abziehen, weil Tesla einfach noch mehr Rechnungen nicht bezahlt hatte als Ende 2018. Weitere 1,5 Milliarden kamen netto durch Kredite, Anleihen und Aktienemissionen herein. Weitere 700 Millionen durch Unterinvestition in Sachanlagen – es wurde mehr abgeschrieben als neu investiert in diesem Wachstumsunternehmen. Und das sind dann auch schon unsere 2,6 Milliarden US-Dollar, um die der Cashbestand stieg.

Fazit: Wieder einmal viel heiße Luft um wenig Substanz in Teslas Bilanz.

Disclaimer: Der Autoren handelt regelmäßig mit den in diesem Artikel besprochenen Akien bzw. mit Finanzprodukten, die sich auf die besprochenen Aktien beziehen.



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7 Kommentare

  1. Fundamental Daten hin oder her..
    Will trotzdem kein VW egal wie viele die produzieren …und der Tesla-Kurs steigt weil er steigt:-) ..das genügt mir für erste:-)

  2. Sorry aber ich verstehe es nicht:
    https://ir.tesla.com/static-files/b3cf7f5e-546a-4a65-9888-c928b914b529

    aus dem Q4 Meeting:

    $359M GAAP operating income; 4.9% operating margin in Q4
    $105M GAAP net income; $386M non-GAAP net income (ex-SBC) in Q4

    Da steht GAAP nicht NON GAAP.

  3. Eine sehr deutsche Sichtweise. Tesla verkauft immer mehr Autos, täglich kann man Teslas auf den Straßen sehen. Zudem baut Tesla mehrere Fabriken in China und Deutschland. Also setzen sie auch was um und reden nicht nur. Rein auf die Verkaufszahlen zu achten ist auch unsinnig. Ein Großteil der Bewertung steckt auch im Zukunftsfeld autonomes Fahren. Da ist gerade ein Umbruch im Gange, Disruption. Sollte sich Tesla da durchsetzen ist die Bewertung schon gerechtfertigt.

    1. Dann äußere ich mal eine Sichtweise, die unmöglich typisch deutsch sein kann 😉Wenn der Großteil der Bewertung im autonomen Fahren steckt, dann sind die anderen Autobauer extremst unterbewertet. Kennen Sie überhaupt moderne deutsche oder asiatische Autos? Kürzlich Probefahrt gemacht? Die Premiummarken fahren allesamt teilautonom. Sogar die Einstiegsmodelle, die viel günstiger sind als Tesla. Und Tesla ist eben billig gebaut, insbesondere Model 3 besteht drinnen aus dünnem Leder, untere Mittelklassesitzen und einem störenden, eckigen, riesigen Bildschirm mit mäßigem Kontrast vom billigsten Hersteller. Kein Armaturenbrett mit ergonomischen Instrumenten, das Zeug lenkt im Verkehr ab und ist gefährlich. Das ist schließlich keine Fernsehcouch mit einer Glotze davor, das soll ein Auto sein!!! Gehen Sie zu einem BMW oder Mercedes Händler und fahren Sie mal ein echtes Auto (teilautonom) Probe und nicht ein Tablet mit integrierten Sitzen und Rädern. Ich will hochwertiges Leder, Sitze mit vielen Verstellmöglichkeiten, durchdachte Ablageflachen, sich öffnende Panoramadächer und nicht nur geklebtes Glas wie bei Tesla. Ich will ein echtes Digital Cockpit mit übersichtlichen Anzeigen, hochwertigem Headup Display und Bediennkomfort für Fahrzeugfunktionen und Entertainment. Tesla spart brutal an all dem und schraubt stattdessen schräg ein Tablet fest und lässt alles darüber steuern und einstellen, was einfach nicht verkehrstauglich ist. Manche Sachen will ich halt per Knopfdruck ohne umständliches Scrollen und Sliden bedienen. Oder per Gestensteuerung wie bei BMW. Würde das Auto wirklich selbst fahren, wäre es okay. Aber autonomes Fahren ist heute schlichtweg gesetzlich verboten. Und bis es soweit ist, fühlt sich Tesla im Alltag wie ein Prototyp an. Irgendwie cool, aber nicht alltagstauglich. Vor allem nicht für den Preis.

  4. Und in den ersten drei Kommentaren sieht man, warum Tesla trotzdem steigt.
    Dem ersten sind Fundamentaldaten schlicht egal, der zweite versteht nicht, dass bei der GAAP Auslegung das EPS verpasst wurde und der letzte flüchtet sich in die Fantasie „ja wenn aber Tesla“ (momentan erkennt der AP/FSD nicht mal Ampeln und Tempolimit-Schilder – Daumen hoch).

    Musk’s größtes Talent liegt im Marketing und Blenden.

    1. Neben Marketing und Blenden würde ich aber noch Raumschiffe bauen hinzuzählen.

      1. Das ist zweifelsohne auch ein Talent von ihm (und v.a. seinen Ingenieuren), wenn auch nicht sein größtes ;)

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