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Teurer Weizen: Wie der Krieg in der Ukraine die Preise anfacht

Weizen auf einem Feld

In einem Video auf Twitter fahren Bauern in der Provinz Cherson mit ukrainischer Flagge zur Frühjahrsaussaat aufs Feld. Sie folgen damit dem Aufruf von Präsident Wolodymyr Selenskyj, die Felder rechtzeitig zu bestellen. Um die Aussaat von Getreide und Weizen sicherzustellen, sollen Bauern für Zinskosten auf Kredite im Zusammenhang mit landwirtschaftlicher Tätigkeit Kompensationen erhalten. Auch staatliche Garantien im Ausmaß von 80 Prozent des Betrags der aufgenommenen Kredite sollen helfen, dass die ukrainischen Landwirte Geld für die Aussaat aufbringen und sich sicher sein können, dass sie nicht bankrott gehen, wenn sie wegen des Krieges im Land ihre Ernte verlieren, erklärte Ministerpräsident Denys Schmyhal am 12. März.

Steigende Preise besonders für Weizen

Fällt die Ernte infolge von Russlands Angriff auf die Ukraine aus, drohe eine weltweite Hungerkrise, warnte UN-Generalsekretär António Guterres am 14. März. 45 afrikanische und am wenigsten entwickelte Länder importierten mindestens ein Drittel ihres Weizens aus der Ukraine oder Russland, wobei 18 davon mindestens 50 Prozent importierten. Beide Länder lieferten 30 Prozent des weltweiten Marktes für Weizen, sagte Guterres und warnte daher: „Wir müssen alles tun, um einen Hurrikan des Hungers und einen Zusammenbruch des globalen Ernährungssystems abzuwenden.“ Über der internationalen Wirtschaft hänge ein Damokles-Schwert. Guterres kündigte die Einrichtung eines Krisenstabes für Ernährung, Energie und Finanzen im UN-Hauptquartier in New York an.

Auch auf der Sondersitzung der G7-Agrarminister am 11. März waren die Kriegsfolgen in der Ukraine das zentrale Thema. Der Krieg gegen die Ukraine „führt weltweit zu stark steigenden Preisen für Getreide, vor allem für Weizen und Mais. Das bringt Probleme vor allem für Entwicklungs- und Schwellenländer, die Nahrungsmittel importieren. Auch die Kosten für Tierfutter und Düngemittel steigen.“ In der gemeinsamen Erklärung heißt es in Punkt 3: „Wir streben an, nationale, bilaterale und internationale Unterstützung zu leisten, um zur Ermöglichung von Ernten in der Ukraine beizutragen und die Fähigkeit der ukrainischen Landwirtinnen und Landwirte zu gewährleisten, ihre Bevölkerung zu ernähren und zur globalen Ernährungssicherheit beizutragen.“ Zugleich rufen die Agrarminister hier alle Länder auf, Lebensmittel- und Exportmärkte offen zu halten, und wollen keine künstlich aufgeblähten Preise dulden.

Brach liegende Flächen zum Anbau von Weizen nutzen

In Deutschland sind höhere Energiepreise angekommen, die sich auch auf die Bestellarbeiten auf den Feldern auswirkt. Darüber sprach der Brandenburger Landesbauernpräsident Hendrik Wendorff im lokalen Radiosender RBB24 am 15. März. „Die Produktion, die wir derzeit durchführen, ist unmittelbar mit Energiekosten verbunden. Also die Bestellarbeiten auf den Feldern und auch Heizungen und Lüftungsanlagen in den Ställen. Das alles läuft mit Energie. Also verteuert sich unsere Produktion derzeit. Und das nach einer Phase, in der die Energiekosten sowieso schon hoch waren“, konstatiert Wendorff.

Um die größten Produktionskosten zu senken, versuche „man erst einmal den Betriebsmitteleinsatz zu reduzieren. Das ist aber sehr kurz gesprungen, weil am Ende dann immer Ertrag fehlt. Wenn also Dünger, der sich im Preis fast verfünffacht hat, sehr optimiert eingesetzt wird, wird das auch seine Spuren hinterlassen. Damit kommen wir bis zur nächsten Ernte. Und dann muss man schauen, welche neuen Maßnahmen man macht. Dazu gehört unter anderem auch die Nutzung der ein oder anderen Fläche, die momentan vielleicht noch brach liegt und für die es dann am Markt vielleicht Absatzprodukte gibt wie beispielsweise Mais oder Weizen.“

Russland im „wirtschaftlichen Blitzkrieg“

Indessen laufen in Russland Maßnahmen, um die Versorgung im Land zu sichern. Dazu gehört die Verhängung eines Ausfuhrverbotes für Getreide in Staaten der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft bis zum 30. Juni 2022. Das Verbot für Getreide erstrecke sich auf Weizen, Roggen, Gerste und Mais, heißt es zum Regierungsbeschluss am 14. März. Der Export von Getreide aus der Russischen Föderation in andere Länder sei im Rahmen von Quoten mit separaten Lizenzen erlaubt, erläuterte die stellvertretende Ministerpräsidentin der Russischen Föderation Wiktoria Abramtschenko in ihrem Telegram-Kanal. Hier erklärte sie am Folgetag auch, dass keine Versorgungsengpässe drohten. Die Sanktionen westlicher Länder würden nicht zur Isolierung des agroindustriellen Marktes in Russland führen. Eine Neuausrichtung und neue Märkte seien vielversprechend.

Präsident Wladimir Putin äußerte in seiner Ansprache am 16. März, in der er Verhandlungsbereitschaft mit der Ukraine signalisierte, zu den Sanktionen: „Es ist offensichtlich, dass es nicht möglich war, einen wirtschaftlichen Blitzkrieg gegen Russland zu organisieren, unsere Gesellschaft zu demoralisieren, uns kurzerhand einzunehmen.“ Es würden weitere Versuche folgen, um den Druck zu erhöhen. „Aber wir werden auch diese Schwierigkeiten überwinden. Die russische Wirtschaft wird sich definitiv an die neuen Realitäten anpassen. Wir werden unsere technologische und wissenschaftliche Souveränität stärken, zusätzliche Ressourcen zur Unterstützung der Landwirtschaft, der verarbeitenden Industrie, des Verkehrs und Wohnungsbaus bereitstellen und die Außenhandelsbeziehungen mit der Erwartung auf schnell wachsende dynamische internationale Märkte weiterentwickeln.“ Die neuen Realitäten erforderten einen tiefgreifenden Strukturwandel, der vorübergehend mit hoher Inflation und mehr Arbeitslosigkeit einhergehe. Mit Risikominimierung und noch effektiveren Unterstützungsmaßnahmen will Putin die Bevölkerung ruhigstellen.



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2 Kommentare

  1. Sehr schöner Beitrag, bravo

    Als Beispiel nenne ich MC Donalds. In den 90 zigern gab es es einen riesengroßen Andrang in Russland auf Mc Donalds, Gorbatschow usw.
    Die Sowjetunion ist vorbei, was sich auch bis heute immer noch ist. Was ein Herr Putin offenbar nicht verstehen kann und will, für ihn war das mit Gorbatschow ein riesengroßer Schock, Fall der Mauer usw.

    Übrigens, im Jahr 2014 hat ein Herr Putin gesagt, er würde mit seiner glorreichen Armee , sämtliche ehemaligen Sowjetrepubliken überrennen, wenn er das wolle, dies innerhalb von 2 Tagen ?!?

    Was ist das Resultat ? Siehe Ukraine ?

    Meiner Erachtens wird Herr Putinversuchen, die gesamte Kontrolle über die Ostukraine zu übernehmen, nur die Frage wäre, wer bezahlt die ganzen Kosten dieser „Sonderoperation gegen die Nazis „?

    Das soll der böse,böse naziverseuchte Westen bezahlen ?

    Und selbst wenn es dazu kommen würde, er hätte seinen eigenen „nazi-verseuchten“ Bruderstaat gegen sich, das sollte klar sein. Und das auf Jahrzehnte !!!

    Und das da, ist sowieso eine Zeitenwende, den Russen können wir – als Westen – nicht mehr vertrauen, deshalb hat derkalte Krieg begonnen.

    Viele Grüße

  2. Und diese teureren Weizen, usw Preise betreffen die Russen ebenso, definitiv !

    Warum ?

    Einfach deshalb, dass ich ein High-Tech Agrar- Gerät benötige, um meine Gewinne zu erzielen, gerade bei diesen Agrar-Flächen, das sollte doch klar sein ?
    Das kann ich doch gar nicht, als Russe , mit einem östlichen produzierten Agrarfahrzeug … :D

    Tja, und jetzt macht der böse, böse Westen nix, Support eingestellt Wartung ebenso .., so ein westlich, nazi-verseuchtes Agrarfahrzeug kostet eben 160000 EUR aufwärts…

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