Italien hat bekanntlich eine der höchsten Schuldenquoten in der Europäischen Union. Das Land wies im vierten Quartal 2022 mit rund 144,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts die zweithöchste Staatsschuldenquote innerhalb der EU auf. Da überrascht es nicht, dass italienische Banken laut einer Analyse von Allianz Global Investors (AGI) den größten Bedarf an Liquidität unter den europäischen Instituten haben, um die billige Finanzierung durch die Europäische Zentralbank (EZB) zu ersetzen. Wie Bloomberg berichtet, haben die Banken in Italien im Verhältnis zu ihren Reserven den größten TLTRO-Betrag in Anspruch genommen, so Kreditanalyst Simon Outin von Allianz GI in Paris. Die ultrabilligen Kredite der EZB sollten die Kreditvergabe an die Wirtschaft ankurbeln.
TLTRO, targeted longer-term refinancing operations, oder auf Deutsch „GLRG = gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte“ sind eine Art der langfristigen Finanzierung, die den Banken angeboten wird, um die Kreditvergabe zu erleichtern.. Sie ermöglichen es ihnen, die Kosten für die Finanzierung in ihrem jeweiligen Bankensystem aufrechtzuerhalten oder zu senken. Die EZB hat dieses Angebot an Finanzhilfen in Form von Krediten für Banken und Unternehmen ursprünglich für Krisenzeiten entwickelt.
TLTRO: Italienische Banken mit größter Abhängigkeit
Wie auf der beigefügten Grafik zu sehen ist, haben italienische Banken mit Abstand den größten Bedarf an Liquidität unter den europäischen Instituten. Doch die sogenannten TLTRO-Finanzhilfen laufen dieses und nächstes Jahr aus.
“Alle Länder befinden sich in einer komfortablen Zone, außer einem: Italien”, sagte Outin. Er verglich die Höhe der Kreditaufnahme im Rahmen der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte mit den bei der EZB gehaltenen Barmitteln und sagte: “Wir sehen, dass Italien ziemlich abhängig von den TLTROs ist, wobei die TLTROs mehr als die Reserven darstellen.”
Die italienischen Banken hätten freilich “glaubwürdige” Pläne, um dies in Griff zu bekommen, so Outin bei einem Briefing am Dienstag. Nach haben die Banken die Möglichkeit, sich am Markt Geld zu beschaffen oder andere EZB-Fazilitäten in Anspruch zu nehmen.
Hat Italien ein Refinanzierungsproblem?
Im Gegensatz zu den USA, wo Anfang des Jahres mehrere Regionalbanken zusammenbrachen, müssen europäischen Kreditgeber Mindestwerte für die sogenannte Liquiditätsdeckungsquote erfüllen. Das heißt, sie müssen über hochwertige liquide Wertpapiere verfügen, um Abflüsse von Einlagen ausgleichen zu können, die in einem 30-tägigen Stress-Szenario zu erwarten wären. Die EZB konzentriert sich indessen bei ihrer jährlichen Überprüfung der Risiken für den Sektor in diesem Jahr vorrangig auf die Liquiditätsniveaus.
“Wenn italienische Banken nichts unternehmen würden, würden sie auf aggregierter Ebene unter 100% liegen und damit die Liquiditätsdeckungsquote unterschreiten”, sagte Outin. Das Problem bestehe darin, dass die Sicherheiten, die die EZB den Banken nach Ablauf der TLTROs zurückgeben werde, im Allgemeinen nicht als liquide Mittel zählten, führte er aus.
AGI habe mit allen großen italienischen Banken gesprochen und deren Treasurer hätten alle “einen glaubwürdigen Plan, deshalb wird es wohl kein Problem geben”, so Outin. Eine Möglichkeit sei, dass die Banken vorrangige Anleihen begeben. Sie sollten für wohlhabende Kunden attraktiv sein als besser verzinsliche Möglichkeit, Geld zu parken.
“Die Inanspruchnahme der anderen EZB-Fazilitäten ist ein interessanter Punkt, denn wäre dies ein Stigma oder nicht?”, so Outin. “Wie würde der Markt reagieren, wenn er sieht, dass Italien 80% oder 90% der Refinanzierungsgeschäfte der EZB in Anspruch nimmt? Ich habe mich mit meinen Portfoliomanagern diesbezüglich sehr klar ausgedrückt, für mich ist das ein potenzielles Volatilitätsrisiko.”
FMW/Bloomberg
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Dazu aktuelles z.B. aus Spanien: In Brüssel fragt man sich, wo das Geld aus dem EU-Corona-Wiederaufbaufonds
geblieben ist.
https://www.telepolis.de/features/EU-Corona-Wiederaufbaufonds-Wo-ist-das-Geld-geblieben-9063001.html
Naja, nicht das ich die vorhandene Korruption in Spanien schönreden will.
Aber 400.000 Empfänger nachweisen?
Wenn ich richtig informiert bin, dann warten in Deutschland sogar noch Firmen auf die versprochenen Coronabeihilfen.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
Calviño habe in ihrem Brief, der der Zeitung auch vorliegen soll, nur ausgeführt, dass 27,3 Milliarden Euro an 400.000 Projekte gebunden worden seien. 13 Milliarden sollen an Unternehmen fließen, der Rest entfällt auf Stadtverwaltungen und Regionen. Was davon an Endempfänger geflossen und ob damit etwas passiert ist, bleibt unklar.
@Helmut
Wenn Sie die Korruption in Spanien nicht schönreden wollen, wozu dann schon wieder ein Whataboutism zu Deutschland?
Und woher beziehen Sie überhaupt die Info, dass in Deutschland sogar noch Firmen auf die versprochenen Coronabeihilfen warten?
Hallo Jonas Tobsch,
ich kann jetzt nicht jeden Fall einzeln heraussuchen.
Hier nur 2 Fälle, die besonders krass zeigen, wie auch noch mit zweierlei Maß gemessen wird.
Der Unterschied zwischen Spanien und Deutschland ist bei der Korruption auch noch, dass die Politiker in Deutschland sich Gesetzte geschaffen haben, nach denen es straffrei bleibt, wenn sie Gelder von z. B. Masken-Herstellern annehmen, das sie nicht vorher gefordert haben. Also z. B. einfach auf ihr Konto überwiesen bekommen, oder als Geschenk erhalten. Stichwort “ Nüsslein“.
In Spanien muß sogar der ehemalige König nach Saudi-Arabien fliehen, weil der Stastsanwalt auch wegen Korruption hinter ihm her ist.
Das sind so die feinen Unterschiede.
Freiburger Kreißsaal-Hebammen beklagen fehlende Corona-Prämie – Freiburg – Badische Zeitung
https://www.badische-zeitung.de/freiburger-kreisssaal-hebammen-beklagen-fehlende-corona-praemie–240202911.html
ARD verlängert ihre Coronahilfen für Produzenten – DWDL.de
https://m.dwdl.de/a/91696
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
Dann muss es ja ein Zufall sein, dass Spanien auf Platz 35 des CPI liegt und Deutschland auf Plat 8. Ist sicher ein versehen…
@Helmut
Mit den Coronahilfen aus dem EU-Corona-Wiederaufbaufonds und auch den Coronahilfen des Bundes und der Länder hat das alles rein gar nichts zu tun. Keine einzige Firma wartet noch auf die versprochenen Coronabeihilfen.
Also alles nur wieder die übliche Hetze, Unwahrheiten und Propaganda…
Ja Horst Schlemmer, wenn in Deutschland Gelder an Politiker fließen, keine Korruption ist, weil diese Politiker sich die Gesetzgebung so gestalten haben, das es keine Korruption ist, dann gibt es natürlich weniger Korruptionsanklagen und keine/weniger Verurteilungen.
Gegen diese „Geldtrasfers“ wird auch gar nicht erst ermittelt, also auch weniger Ermittlungsverfahren.
Wenn Bankraub straffrei wird, dann gibt es auch weniger Straftaten, die als Bankraub bezeichnet werden können.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
jaja, man luegt sich halt immer alles so zurecht, wie man es braucht. Komisch nur, das bei Transparency International nicht nur auf die Einhaltung von Gesetzen geachtet wird. Da wird die Maskenafaere sogar explizit als „Koruption“ angefuehrt.
Sie haben sich also mit dem CPI noch nicht einmal oberflaechlich auseinandergesetzt. Vielleicht soltle Sie das doch erst tun, bevor Sie sich dazu aeussern, meinen Sie nicht?