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Innenpolitischer Druck, wirtschaftliche Realitäten Trump: „Art of Caving“ – Rückzug im Handelskrieg mit China

Peking wird Vorteil kaum ungenutzt lassen

Trump Handelskrieg China art of caving
Foto: Bloomberg

Mit seiner „Art of Caving“ signalisiert Donald Trump eine überraschende Kehrtwende im Handelskrieg mit China. Was zunächst wie ein taktisches Manöver erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Reaktion auf innenpolitischen Druck und wirtschaftliche Realitäten.

Trump kündigt Deeskalation im Handelskrieg mit China an

Die Trump-Administration überraschte am Dienstag mit Äußerungen, die auf eine mögliche Deeskalation im Handelskrieg mit China hindeuten. Zunächst erklärte Finanzminister Scott Bessent in einem nicht-öffentlichen Treffen mit Investoren, dass der aktuelle Zollstreit für beide Seiten nicht tragfähig sei. „Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt müssen Wege finden, die Spannungen abzubauen“, sagte Bessent laut Teilnehmern während einer von JPMorgan Chase & Co. in Washington organisierten Veranstaltung. Er beschrieb die Situation als „Handelsembargo“ und betonte, eine Deeskalation stehe in „sehr naher Zukunft“ bevor.

Kurz darauf schlug Präsident Donald Trump bei einer Veranstaltung einen versöhnlicheren Ton an. Er kündigte an, „sehr nett“ zu China zu sein, und erwartete eine entsprechende Reaktion. Gleichzeitig betonte er, dass China ein Abkommen schließen müsse, um den Zugang zum US-Markt nicht zu verlieren. Eine harte Linie gegenüber Staatschef Xi Jinping sei jedoch nicht nötig. Diese Äußerungen markieren einen klaren Wandel in Trumps Rhetorik, die zuvor von Drohungen mit Zöllen bis zu 145% geprägt war.

Innenpolitischer Druck zwingt Trump zum Einlenken

Hintergrund dieses Schwenks sind zwei zentrale Entwicklungen. Laut des Fox-Korrespondenten Charles Gasparino träfen die Zölle gegen China einen wichtigen Teil von Trumps Wählerbasis: die Landwirte. „China konsumiert enorme Mengen unserer Agrarprodukte“, schrieb Gasparino auf X und fügte hinzu, dass ein Abkommen laut Quellen „Monate dauern könnte und unklar bleibt, ob China günstige Bedingungen akzeptiert“. Zudem steht die US-Wirtschaft unter Druck, da die hohen Zölle Inflation, Lieferkettenprobleme und Verluste an den Finanzmärkten (rund 10 Billionen US-Dollar weltweit) verursachen.

Die Trump-Administration hofft auf ein baldiges Treffen mit der chinesischen Seite. Anlass ist der Besuch des chinesischen Finanzministers Lan Fo’an in Washington, der an einer Weltbank-Tagung teilnimmt. Doch China zeigt sich zurückhaltend. Das chinesische Außenministerium erklärte, die USA könnten nicht einerseits ein Abkommen anstreben und andererseits „extremen Druck“ ausüben. Verhandlungen sollten auf Gleichheit und beiderseitigem Nutzen basieren. China-Experte Bill Bishop bezweifelt, dass es diese Woche zu Gesprächen mit Lan Fo’an oder seiner Delegation kommt, da Beijing derzeit kein Interesse an Verhandlungen signalisiere.

China nutzt US-Schwäche strategisch aus

In China werden Trumps Äußerungen als Zeichen von Schwäche gewertet, das Beijing in eine vorteilhafte Verhandlungsposition bringt. Chen Zhiwu, Professor für Finanzen an der Universität Hongkong, sieht in Trumps Kommentaren „Angst“ und Dringlichkeit, da die Zölle die US-Wirtschaft stärker belasten als die chinesische. Laut der South China Morning Post (SCMP) ist China besser auf den Handelskrieg vorbereitet als während Trumps erster Amtszeit. Beijing hat alternative Handelspartner erschlossen – etwa Russland für Öl und Europa für Technologie – und den Handel mit asiatischen Nachbarn intensiviert. Der bilaterale Handel mit den USA ist durch die extremen Zollsätze nahezu zum Erliegen gekommen. Dan Wang von der Eurasia Group betont, dass China strategisch abwarten und sich auf andere Märkte konzentrieren kann.

In den chinesischen sozialen Medien werden Trumps Äußerungen derweil verspottet. Memes kursieren, die seinen Kurswechsel als Kapitulation darstellen. Auch geopolitisch steht China im Vorteil. Die Beraterin der finnischen EU-Delegation, kritisiert, dass Trump statt einer Koalition gegen China „Verbündete bedroht, sich mit ihnen gestritten und Zölle gegen sie verhängt“ habe. Selbst wenn die USA nun eine Anti-China-Allianz schmieden wollten – wie kürzlich von Bessent angedeutet –, sei es zu spät. „Welches Land würde sich auf wirtschaftliche Härten einlassen für einen ‚Verbündeten‘, der Verträge wiederholt bricht?“, fragt sie.

Trump betonte in den vergangenen Tagen mehrfach, China sei verhandlungsbereit oder bereits in Gesprächen. Doch auf direkte Fragen, ob er einen Anruf von Xi Jinping erhalten habe, wich er aus. Es gibt keinerlei Belege für seine Behauptungen; im Gegenteil, China scheint derzeit Verhandlungen abzulehnen. Diese Diskrepanz unterstreicht die Schwäche der US-Position. Während Trump auf einen schnellen Deal drängt, kann China den Handelskrieg länger aushalten und nutzt die Zeit, um seine technologische Unabhängigkeit und globale Stellung auszubauen. Trumps Rückzieher signalisiert, dass die USA unter Druck geraten sind – ein Vorteil, den Beijing geschickt ausspielen könnte.

Rückzug vor Verhandlungen: Taktik oder Schwäche?

In seinem Buch The Art of the Deal beschreibt Donald Trump, dass erfolgreiche Verhandlungen von einer überhöhten Ausgangsposition starten, um dann ein gutes Ergebnis zu erzielen. Doch im Handelsstreit mit China zieht Trump bereits zurück, bevor Verhandlungen überhaupt begonnen haben. Der Druck von Investoren und Wählern – insbesondere Landwirten, die unter den Zöllen leiden – wächst stetig. Genau diesen „Leverage“, wie Trump Verhandlungsmasse in seinem Buch nennt, nutzt China geschickt aus. Beijing muss nur abwarten, bis der Druck Trump zu einem Deal zwingt, während es selbst durch alternative Märkte und geopolitische Vorteile gestärkt bleibt. Trumps softere Rhetorik mag ein taktisches Manöver sein, doch sie zeigt, dass China in diesem Machtspiel die Oberhand hat – und Beijing wird diesen Vorteil kaum ungenutzt lassen.



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1 Kommentar

  1. Wie undenkbar ist es, zu erwarten dass China niemals verhandeln wird und auf ihren Kurs bleibt? Weil das nur Vorteilhaft ist für China. Der Gegner hängt sich selber ab und China ersetzt die Notwendigkeiten die die USA erfüllt haben durch andere Handelspartner. Die Welt ist groß genug.

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