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Eskalation als wahrscheinliches Szenario Trump, Handelskrieg und Zölle: Risiken und Nebenwirkungen

Ein Unfall in Zeitlupe

Trump Handelskrieg Eskalation Zölle
Foto: Bloomberg

Funktioniert der Handelskrieg von Donald Trump wirklich, indem er praktisch alles mit Zöllen belegt, was in die USA importiert wird?

Trump, Handelskrieg, Zölle: Nebenwirkungen

Die Zollkeule stammt – wie auch gerne immer wieder von Trump erwähnt wird – aus den guten alten Zeiten, als es noch keine feineren Klingen gab, um sich im Wirtschaftskrieg zu kloppen. Sie wurde in einem wenig differenzierten Finanzsystem geschwungen und war damals besonders effektiv, weil wenige systemische Kompensationsmechanismen und Gegeninstrumente gewirkt haben bzw. zur Verfügung standen. Seinerzeit war das zurück-kloppen mit Gegenzöllen – das ja heute auch wieder im Raum steht – und die damit eskalierende „Aug um Aug“-Methodik, das hauptsächliche Mittel der Wahl. Fixe Wechselkurse waren die Grundlage dafür.

War das nicht praktisch als es noch fixe Wechselkurse und keine Währungsmärkte gab?

Heute muß man sich bei wirtschaftsstrategischen Überlegungen leider mit vielen anderen mühsamen Nebenwirkungen eines komplexen Systems auseinandersetzen – oder zumindest andere damit beauftragen. Es ist nicht zu vermuten, dass die schon ausgesprochene Drohung gegen Währungsabwertungen mit Sanktionen vorzugehen ein Zufall waren.

Die Chinesen haben es schon ausprobiert

Wie die Chinesen schon bei früheren Zollstreitigkeiten vorgemacht haben, kann die Abwertung der Währung des Exporteurs die Wirksamkeit der Bezollung durch das Importland je nach Ausmaß (teil-) kompensieren. Der Kauf mit einem gegenläufig aufwertenden Dollar verbilligt den zollbedingten Preisaufschlag und den gesamten Warenpreis in der Exporteurs-Währung dementsprechend.

Nun ist das beim Euro per Ansage aus dem Zentralbüro der EZB nicht ganz so einfach zu bewerkstelligen. Die EU hat hier bisher in der Bekämpfung der Wirtschaftsflaute mittels Zinssenkungen den Euro gegenüber dem Dollar auf Talfahrt geschickt und damit eine automatische Stärkung der preislichen Konkurrenzfähigkeit der Exporte vermutlich nicht nur billigend in Kauf genommen. Es bleibt abzuwarten, ob man das auch in einem Handelskrieg als Maßnahme weiter ausbaut, obwohl dem eine wieder-anziehende Inflation in einem dollardominierten Welthandel entgegensteht. Das scheint der Kapitalmarkt am langen Ende in Europa noch nicht in dem Ausmaß einzupreisen, weil die Konjunktur deutlich schwächer ist und somit disinflationär wirkt.

Die Bekämpfung von Inflation scheint ohnedies nicht mehr so weit oben in der Agenda einer Frau Lagarde zu stehen. Da muß der kleine Mann schon mal damit rechnen, durch seine sinkenden Kaufkraft die Feuerfestigkeit der Brandmauer gegen Trump finanzieren zu dürfen. Vielleicht wäre das anders, wenn Donald Trump auf grüne Gesichtscreme umsteigen würde, womit aber eher nicht zu rechnen sein wird.

Währung und paradoxe Kapitalmarktzinsen

Zudem kommt neben dem Währungsmarkt auch – wie schon ansatzweise dargestellt – die Zinslandschaft der Rentenmärkte in engem Zusammenwirken ins Spiel. Die Leit-Zinssenkungen in der letzen Vergangenheit hatten paradoxe Auswirkungen auf die langfristigen Kapitalmarkt-Zinsen: sie stiegen trotz der Leitzins-Senkungen. Der Markt bestrafte den laxen Umgang mit dem Thema Schulden- und Inflationsbekämpfung bei angeblich boomender US-Wirtschaft mit Risikoaufschlägen auf langlaufende Anleihen. Das ist eine weitere Unbekannte in der Zubereitung des MAGA-Menüs. Wirklich zu dumm, wenn durch Zugabe von Zucker das Gericht auf lange Sicht salziger wird. Welcher Koch will so etwas?

Ein weiter ansteigender Kapitalmarktzins in den USA verteuert den Dollar und umgekehrt. Ausserdem wird das die FED weiterhin bei Leit-Zinssenkungen vorsichtig bleiben lassen. Das könnte insbesondere bei konzertiertem Vorgehen in einer Hochzinsfalle für die USA enden. Hohe Kapitalmarkt-Zinsen aber sind unangenehm bei 36 Billionen Schulden. Die Ankündigung gegen Währungsräume vorzugehen, die ihre Währungen aus Sicht von Trump ungerechtfertigt abwerten, zeigen, dass die Trump-Administration sich der Möglichkeit dieser Gegenmaßnahmen bewußt ist.

Trump und Handelskrieg: Eskalation bei Gegenmaßnahmen als wahrscheinliches Szenario

Es darf abgewartet werden, wie solche Sanktionen der USA aussehen. Jedenfalls wird ein Trump in seiner aktuellen Allmachtsphantasie wohl als Antwort auf Gegenmaßnahmen auf seine Zölle weitere Eskalationen wählen, bei der beide Seiten als Verlierer hervorgehen werden. Aber es scheint, dass „the Donald“ im Sinne des für ihn ausser Frage stehenden Sieges am längeren Ende, anfänglich auch eigene Schmerzen in Kauf nehmen wird.

Die Frage ist, ob das sogar eine DOGE-induzierte Rezession sein könnte, mit der man sich insbesondere aus der Zinsfalle befreien will. Als zuletzt überraschender Hinweis kann interpretiert werden, dass inzwischen trotz steigender Inflation scheinbar sinnbefreit wieder über Helikopter-Checks von Musk und Trump fabuliert wird. Möglicherweise mit dem Ziel, die amerikanischen Konsum-Junkies nicht auf der Straße, sondern im Einkaufscenter unter Kontrolle zu haben.

Was dabei herauskommt, wenn man dem Küchenchef beim Zubereiten des MAGA-Menüs in das Vorspeisen-Süppchen spuckt, bekommt gerade ein aus Sicht von Trump ganz besonders parasitärer Gast am zu selbstlos gedeckten US-Tisch zu spüren. Volodymyr Selenzkyj bezichtigt den Chef de Orange ahnungslos hinsichtlich exotischer Speisen abseits vom Big Mac zu sein, und sich vom Borschtsch-Koch ein gefaktes Kochbuch andrehen zu lassen. Das reicht Trump, um im Jähzorn ganz schnell zum ziemlich besten Feind am Tisch zu werden. Und dann scheint Trump keine Skrupel zu haben, auch weitere bisher unantastbar geglaubte internationale Gepflogenheiten komplett in Frage zu stellen.



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