Allgemein

Trump in Action: Freihandel mit Mexiko, Kanada und Asien sofort auf dem Prüfstand

Das geht schnell. Donald Trump tut, was er angekündigt hatte. Der Mexiko-Thematik (die stehlen uns die Jobs) werde er sich umgehend annehmen nach der Amtseinführung, so tönte er noch vor der...

FMW-Redaktion

Das geht schnell. Donald Trump tut, was er angekündigt hatte. Der Mexiko-Thematik (die stehlen uns die Jobs) werde er sich umgehend annehmen nach der Amtseinführung, so tönte er noch vor der Wahl. Und heute nach dem Wochenende geht es gleich richtig zur Sache. US-Präsident Trump werde wohl schon heute eine Anordnung unterschreiben (Executive Order), wonach das seit 1994 gültige Freihandelsabkommen zwischen Mexiko, den USA und Kanada (North American Free Trade Agreement / NAFTA) neu verhandelt werden soll, so eine Aussage aus dem Weißen Haus gegenüber NBC. Neu verhandeln? Oder gleich ganz kündigen? Das ist hier die Frage.

Entweder man handelt frei, oder man führt Zölle ein. Dann wäre es aber kein Freihandelsabkommen mehr. Immerhin kann man schon mal sagen: Trump macht nach der Wahl das, was er vorher angekündigt hat! Gestern hatte Trump bereits etwas allgemeiner formuliert, dass man mit Mexiko den Freihandel, die Einwanderung und die Sicherheit an der Grenze besprechen werde. Auch stehen diese Woche schon Gespräche mit US-Gewerkschaften an, wobei es wohl auch um das „Zurückholen von Jobs“ gehen dürfte.

Die Analysefirma „Center for Automotive Research“ verweist darauf, dass eine Aufkündigung von NAFTA die USA in der Autoindustrie 31.000 Arbeitsplätze kosten könnte. Man spielt wohl darauf an, dass NAFTA es US-Herstellern bisher auch ermöglicht in Mexiko sehr billig einzelne Teile herzustellen, welche dann in den USA endmontiert werden. Das ermöglicht relativ billige in den USA hergestellte Autos, was dort auch Jobs sichert – so weit zumindest die dahinter stehende theoretische Annahme.

Der wichtigste US-Börsensender CNBC erwähnt dazu ganz aktuell, dass das US-Exportvolumen Richtung Kanada und Mexiko seit dem Start von NAFTA 1994 um satte 258% zugelegt habe. Auch erwähnt man, dass die USA seitdem bei Agrarprodukten und produzierten Waren sogar einen Handelsbilanzüberschuss mit Mexiko erzielen würden. Da haben wir uns gleich gefragt: Komisch, warum erwähnt CNBC Überschüsse in Teilbereichen und Steigerungen auf der Exportseite? Warum erwähnt man nicht die gesamte Handelsbilanz und die Importseite?

Da haben wir gleich mal die Original-Quelle (US Census) abgefragt, wo die Dateneinsicht für die gesamte Waren-Handelsbilanz zwischen den USA und Mexiko folgendes ergibt: In 2016 exportierten die USA nach Mexiko für 211,8 Milliarden Dollar, während man aus Mexiko für 270,6 Milliarden Dollar importierte (Grafik). Man produziert also nur mit seinem südlichen Nachbarn im letzten Jahr ein Defizit von 58,7 Milliarden Dollar – ein stolzes Sümmchen. Das bedeutet, dass diese Summe volkswirtschaftlich gesehen netto über die Grenze nach Mexiko abgeflossen ist.

Versucht da etwa jemand (CNBC) das Bild zurechtzurücken, so dass NAFTA unterm Strich „optisch“ doch ein Vorteil für die USA ist? Für die Arbeitsplätze kann man das vielleicht nicht effektiv erfassen, aber handelstechnisch und monetär ist NAFTA für die USA zumindest mit Mexiko ein sattes Verlustgeschäft! Ob man Trump mag oder nicht: Das ist ein Fakt! Neben NAFTA will Trump anscheinend auch umgehend das gerade erst durch Barack Obama fertiggestellte TPP-Abkommen mit diversen asiatischen Anrainer-Staaten aufkündigen. Vermutlich sollen an dessen Stelle einzelne differenzierte Abkommen mit den TPP-Staaten getroffen werden.

Der vermutliche Hintergrund: Bei Einzelabkommen können die USA mit einem einzelnen kleinen Gegenüber deutlich bessere Konditionen abschließen. Es geht diese Woche also schon richtig zur Sache. Da einer wie Trump noch nie US-Präsident war, kann man jetzt auch noch überhaupt nicht abschätzen, wie die Börse reagiert auf ein vielleicht plötzlich ganz abgesagtes NAFTA-Agreement oder Ähnliches. Also liebe Börsianer, Augen auf! Donald Trump könnte schon diese Woche für dubiose Aussagen und Kurssprünge sorgen, je nachdem wie er sich gegenüber Staatschefs zum Beispiel seinem Kollegen in Mexiko verhält.


Grafik: USCensus.gov



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

3 Kommentare

  1. ….ist doch mal ne Ansage an die EU, endlich mit dem Steuerbetrug für Großkonzerne aus der Feder des EU-Lügen-Junkers aufzuhören….

  2. So, jetzt bekommt ihr mal ein Lob.
    Ich kommentiere eigentlich nie irgendwas..
    Aber für eure (sonst in den Medien nicht gewohnt) mal hinterfragte Berichterstattung habt ihr auch ein Riesenlob verdient.
    Bitte,bitte weiter so!!!
    Wenn ihr jetzt auch noch ne Rubrik mit Sport bringt, les ich nix anderes mehr im Internet:-)

  3. Ich muss mich Frank anschließen.
    Genau das sind die Gründe, warum ich diese Seite regelrecht verschlinge. Hier wird nicht nur einseitig berichtet!

    Ihr habt in den vergangenen Tagen oder gar Wochen immer wieder gesagt, was mit Trump alles schief gehen kann. Als Trump-Anhänger (was ich nicht unbedingt bin) könnte man jetzt zu der Auffassung kommen, dass ihr gegen Trump seid. Und dann so ein Artikel! Das zeigt in meinen Augen, dass ihr neutral seid und genau das sollte Presse sein, neutral!

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage