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Trump-Insider: Ihr habt da etwas mißverstanden, liebe Wall Street!

Warum die Wall Street in ihrer Trump-Duselei auf dem völlig falschen Dampfer ist..

FMW-Redaktion

Seit der Wahl Donld Trumps zum US-Präsidenten ist die Wall Street elekrisiert: hurra, Unternehmenssteuern runter, weniger Regulierung – das ist der Stoff, aus dem die Träume sind, aus dem die Trump-Rally entstand. Aber Vorsicht, sagt nun jemand, der offensichtlich zum Trump-Team gehört, aber anonym bleiben will, gegenüber dem amerikanischen Finanzsender CNBC.

Weniger Steuern, weniger Regulierung, ja gezielte Deregulierung – das ist klassische Politik der Republikaner, zuletzt vor allem unter Ronald Reagan extrem praktiziert. Nun aber warnt dieser Insider aus dem Trump-Umfeld, dass dies nur eine Seite der kommenden Regierung sei. Denn bislang gehörte es gewissermaßen zur „Orthodoxie“ der Republikaner, dass freie Märkte eben auch bedeutet, dass Unternehmen auch völlig frei sind in ihren Entscheidungen – also eben auch in der Entscheidung, Standorte in den USA dicht zu machen und dafür in Ländern wie Mexiko oder China neu aufzubauen.

Mit der „heuligen Kuh“ namens freier Markt sei es aber nun vorbei, sagt der Trump-Insider. Wer Produkte herstelle und damit dem eigenen Land helfe – wunderbar. Aber wer meine, weiter Jobs und Standorte in den USA schließen zu können und woanders wieder aufzubauen, der werde massive Probleme bekommen. Mit solchen Dingen sei nun Schluß – wobei der Insider ausdrücklich auf den Chefberater Trumps, den Rechtsaußen Steve Bannon, verweist, der für die „red hats“, also für die weiße, konservativ denkende Mittelklasse etwa in Michigan kämpfen werde, damit sie ihre Jobs behalten bzw. wieder neue bekommen.

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Donald Trump. Foto: Michael Vadon/Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Wie Trump vorgehen werde, hätten schon seine Tweets etwa zu Boeing gezeigt: Trump sei der erste Präsident, der zuerst die Frage „warum“ stelle, warum etwa brauche man eine so teure Air Force One. Trump sei eben nicht Establishment, und der neue Präsident wisse genau, dass er von jenen Menschen gewählt wurde, die wollten dass er mit dem bisherigen Treiben in Washington Schluß mache (wörtlich: „punch in the throat“, Schlag in den Hals/Kehle). An der Wall Street gebe es in dieser Hinsicht offensichtlich ein großes Informationsdefizit, so der Insider abschließend.

Und trifft damit genau den Punkt. Denn was die Wall Street bislang einpreist, ist reinste Rosinen-Pickerei. Man sieht nur das Positive (Steuern runter, weniger Regularien), blendet aber das aus, was weniger hübsch ist für die Unternehmen: denn wenn Schluß ist mit der Verlagerung von Jobs ins Ausland, werden die Kosten für viele US-Unternehmen deutlich steigen, vor allem für die großen, international tätigen US-Unternehmen wie sie etwa im Leitindex S&P500 gelistet sind. Denn auch ein „red hat“ aus Michigan wird nicht für den selben Stundenlohn arbeiten wie ein Mexikaner. Also steigen die Kosten für die Unternehmen, und wenn man dann die Preise für die eigenen Produkte nicht um den gestiegenen Kostenfaktor erhöht, geht das zu Lasten der Marge. Wenn man sich die inzwischen extrem hohen Bewertungen an der Wall Street ansieht und das mit den bisherigen Annahmen des Gewinns pro Aktie abgleicht, wird einem schon jetzt schwindlig – umso mehr, wenn Trump, was wahrscheinlich ist, wahr macht, was er angekündigt hat!

Mithin wird also die Lage für sehr viele US-Unternehmen unter Trump alles andere als einfach – für viele wird es unter Trump bergab gehen. Ist nur die Frage, wann die Wall Street das registriert und aus ihrer Trump-Duselei aufwacht..



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3 Kommentare

  1. Ein paar Semester VWL würden Herrn Trump und seinem Team mal ganz gut tun. Das Letzte, was diese heillos überschuldete Welt vor dem Global Currency Reset (Terminus des IWF) jetzt braucht, ist wilder ökonomischer Aktionismus. Ein Kartenhaus sollte man nicht mit dem Laubbläser penetrieren. Bitte anschnallen für 2017!!!!

  2. Die haben es schon richtig verstanden denn sie denken einen Schritt weiter an Industrie 4.0 wo massig Jobs durch Roboter vernichtet werden und die Kosten der Roboterfertigung sind in Mexiko genauso hoch wie in den USA. Es gibt bereits chinesische Unternehmen die ihre Produktion in den USA verlagern wegen den hohen Steuern in China. In Zukunft wird nicht mehr dort produziert wo die Lohnkosten niedrig sind sondern wo die Steuern niedrig sind.
    Ich bin gespannt auf die Antwort unserer Bundesregierung, besonders unseren hochqualifizierten Wirtschaftsministers.

  3. Klasse, der Artikel. Ich denke dabei gerade an den von Herrn Fugmann erklärten Tsunami. Ich glaube, seine Wellen werden sehr hoch sein, wenn sie an der Wallstreet anlanden. Das wird eine Mega-Bären-Party werden! :-)

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