Statt einer Santa-Claus-Rallye kam es an den US-Börsen zu einer Korrektur. Der US-Leitindex S&P 500 erlebte in der saisonal starken Zeit um den Jahreswechsel eine der längsten Verlustserien – fünf Handelstage in Folge – seiner langen Geschichte. Während manche Anleger darin ein schlechtes Omen sehen, bleiben die Strategen an der Wall Street optimistisch. Sie erwarten, dass der amerikanische Exzeptionalismus die Aktienmärkte und den Dollar auch im Jahr 2025 antreiben wird, wie aus der MLIV Pulse-Umfrage von Bloomberg hervorgeht. Die Politik des designierten US-Präsidenten Trump soll für Auftrieb sorgen.
Trump-Politik treibt Aktienmärkte und Dollar
Laut der jüngsten Markets Live Pulse-Umfrage werden die US-Aktienmärkte und der Dollar die größten Nutznießer des amerikanischen Wirtschaftswachstums sein, das durch Donald Trumps Politik angekurbelt werden soll.
61% der 553 Befragten gaben an, dass der S&P 500 am Ende dieses Jahres aufgrund des starken Wirtschafts- und Gewinnwachstums in den USA über seinem Schlusskurs von 5.881,63 Punkten im Jahr 2024 liegen wird. In einer Umfrage, die nach der geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank vom 18. Dezember bis zum 31. Dezember durchgeführt wurde, nannten mehrere Befragte die neue Trump-Regierung als wahrscheinlichen Katalysator.

Auf die Frage, ob Trumps Politik den Dollar stärken, belasten oder keine größeren Auswirkungen haben wird, sagte etwa die Hälfte der Befragten, dass der neue Präsident einen positiven Effekt auf die Währung haben wird, und nannte dabei die Auswirkungen seiner Vorliebe für Zölle. Bemerkenswert ist jedoch, dass 27 % der Umfrageteilnehmer die gleiche Politik als Grund für einen schwächeren Dollar sehen.
Diese Kluft verdeutlicht die zweischneidige Wirkung, die Trumps geplante Politik auf die US-Wirtschaft und die Aktienmärkte haben dürfte. Während die Anleger seinen Kurs der Steuersenkungen und der regulatorischen Lockerung als Wachstumsimpuls sehen, sind andere der Ansicht, dass seine aggressive Handelspolitik die Inflation anheizen und die Zinsen der Fed hoch halten wird – eine Kombination, die der Verbrauchernachfrage schaden und die US-Aktien belasten dürfte.
Dollar und Aktien: Tandem-Gewinne
„Die beiden Ansichten werden irgendwann aufeinanderprallen“, sagt Timothy Graf, Leiter EMEA Macro Strategy bei State Street Global Markets. „Ich erwarte ein Umfeld mit höherer Volatilität für die Aktienmärkte.“
Für den S&P 500 war 2024 trotz einer Schwächephase Ende Dezember ein hervorragendes Jahr. Er verzeichnete 57 Rekorde, angetrieben von Kursgewinnen bei den Magnificent Seven wie Nvidia und Apple. Der Bloomberg Dollar Spot Index stieg so stark wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Beide wurden von einer US-Wirtschaft gestützt, die den Erwartungen einer Verlangsamung trotzte.
„Das Wirtschaftswachstum hält sich bemerkenswert gut, obwohl ich mich frage, ob nicht ein Teil des Wohlstands von den Aktienmärkten kommt, die in einem Tempo steigen, das wahrscheinlich nicht aufrechterhalten werden kann“, sagte Kit Juckes, Leiter der Währungsstrategie bei Société Générale. „Der Dollar kann auf diesem extrem hohen Niveau bleiben, solange die US-Wirtschaft stark wächst und Ersparnisse aus dem Rest der Welt in die US-Märkte fließen. Allerdings ist ein stärkerer Dollar eine große Herausforderung für US-Aktien.“
Risse beim Verbraucher
Die Widerstandsfähigkeit der amerikanischen Verbraucher wird ein wichtiger Faktor sein – aber es zeigen sich Risse. Haushalte mit höherem Einkommen haben ihre Ausgaben erhöht, während Haushalte mit niedrigerem Einkommen zunehmend Anzeichen finanzieller Anspannung zeigen. Letztere werden stärker betroffen sein, wenn die von Trump versprochenen Zölle die Unternehmen dazu veranlassen, die höheren Kosten an die Verbraucher weiterzugeben.
Noel Dixon, Makrostratege bei State Street, ist ebenfalls der Meinung, dass sowohl die Aktienmärkte als auch der Dollar weiter steigen können, sieht aber auch Risiken für die Konsumenten.
„Die unteren 40 Prozent der US-Verbraucher stehen nach wie vor unter erheblichem Druck“, sagt Dixon. „Ein Anstieg der Inflation aufgrund von Zöllen oder einfach anhaltend höheren Güterpreisen könnte die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte 2025 deutlich schwächen.“
Bedrohung durch Inflation
Die Gefahr eines Wiederaufflammens der Inflation dürfte der Grund dafür sein, dass 57 Prozent der Befragten zu Jahresbeginn höhere Renditen für Staatsanleihen erwarten.
Die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen stiegen im vergangenen Monat auf ein Siebenmonatshoch, kurz nachdem die US-Notenbank auf ihrer Sitzung im Dezember die Aussicht auf Zinssenkungen auf nur noch zwei Viertelprozentpunkte in diesem Jahr reduziert hatte. Dies veranlasste die Händler dazu, sich auf die Möglichkeit einer einzigen Zinssenkung vorzubereiten, was die Anleiherenditen weiter in die Höhe trieb.
Für Graf von State Street ist die Aussicht, dass die Fed ihre geldpolitische Unterstützung zurückfährt, indem sie entweder die Zinssenkungen stoppt oder sogar Zinserhöhungen in Erwägung zieht, ein unwahrscheinliches Szenario – aber eines, das die bereits teuren Aktienmärkte belasten könnte. Der Optimismus am Markt und die Gewinnerwartungen sind sehr hoch, und das zu einer Zeit, in der es sehr schwierig ist zu wissen, wie sich die Wirtschaftspolitik von Trump auf die Kapitalmarktzinsen und die Märkte auswirken wird, warnte Mark Cabana, Stratege bei der Bank of America.
„Der Knackpunkt wäre ein Anstieg der Kaptialmarktzinsen aufgrund der Vorstellung, dass die Fed die Zinsen nicht weiter senken wird oder sogar erhöhen muss“, sagt auch Graf.
FMW/Bloomberg
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