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Trump und die Kriegsgefahr im Nahen Osten

Die Angriffe auf die große Ölförderanlage in Saudi-Arabien haben eine bereits brisante Sicherheitslage weiter eskaliert - was aber wird Trump machen?

Die Angriffe auf die große Ölförderanlage in Saudi-Arabien haben eine bereits brisante Sicherheitslage weiter eskaliert und zugleich verkompliziert – was aber wird Trump nun machen?

Es geht um Öl, dem Schmiermittel der Welt – und damit fangen in vielen Ländern die Alarmglocken an zu schrillen. Dabei richten sich die Augen aller sofort auf die USA, die beim Thema Ölversorgung in der Vergangenheit nicht lange „gefackelt“ haben. Wird sich der bisherige „Kriegsgegner“ Trump zurückhalten? Ein paar Argumente:

Trump und das Interesse der USA am billigen Öl

US-Präsident Trump wird nicht müde zu betonen, dass sich die USA in punkto Ölversorgung autark gemacht haben, dank eines Frackingbooms ohnegleichen. Gleichzeitig sei seine Regierung „locked and loaded“, also Gewehr bei Fuß, um in den Konflikt einzugreifen. Wieder einmal eine der vielen Drohungen Trumps, mit der Absicht die verschiedenen Parteien einzuschüchtern. Aber es gibt ein paar handfeste Gründe, die den US-Präsidenten erst einmal vom Kampfbefehl abhalten:

  • Der Anstieg des Ölpreises um 13 Prozent gab einen Vorgeschmack, was bei einem Nahostkrieg folgen würde. Da würde es nicht bei 70 oder 80 Dollar bleiben. Die Inflationsrate würde aufgrund der Vielzahl der Ölprodukte stark angetrieben und das hieße in der jetzigen Phase der Abschwächung der Weltwirtschaft: Rezession ante portas, zumindest in vielen Ländern. Wie schon öfters erwähnt: Der Auslöser von Rezessionen in der Nachkriegszeit war fast in jedem Fall ein deutlicher Anstieg der Zinsen und/oder der Inflation. Diese ist bekanntermaßen das Letzte, was der US-Präsident im Wahljahr 2020 erleben möchte.
  • Zwar könnten sich die USA mit ihrer Frackingindustrie stark vor der Wirkung höherer Ölpreise schützen, nicht aber die anderen Volkswirtschaften. Die Auswirkungen der globalisierten Wirtschaft auf die US-Wirtschaft ließen nicht lange auf sich warten.
  • Die Benzinpreise würden dennoch steigen, sehr zum Missfallen der Trumpˋschen Wähler in Ohio, Illinois, Michigan und anderen Bundesstaaten. Der typische US-Pickup ist alles andere als ein Kostverächter.
    Was würde denn ein militärischer Konflikt mit dem Iran bedeuten? Der Krieg mit einer Nation von über 80 Millionen Einwohnern und einer Armee von fast 900 000 Soldaten – von den Verbündeten erst gar nicht zu reden.
  • Die Drohungen von Trump haben in wirtschaftlichen Bereichen gelegentlich schon eine recht kurze Halbwertzeit. Und im Militärischen? Was hatte Donald Trump in den Vorjahren Nord-Koreas Machthaber Kim Jong Un nicht alles angedroht? Fire and fury, die komplette Vernichtung und das Resultat?
  • Hatte Trump nicht erst kürzlich den Hardliner John Bolton entlassen, der ihn im Sommer mit aller Macht zu einem militärischen Eingreifen in der Straße von Hormus drängen wollte? Die Interpretation dieses Verhaltens ist eine andere als ein Drang nach einem militärischen Konflikt.

Aus diesen Argumenten wird deutlich, dass US Präsident Trump einen Krieg mit dem Iran vermutlich längstmöglich verhindern und aus dem Weg gehen möchte. Er brächte ihm in der nächsten Zeit erheblich mehr Nachteile als Vorteile in seiner Agenda. Der Egoismus des US-Präsidenten könnte damit derzeit sogar zu etwas nützlich sein.

Ein schneller militärischer Erfolg gegen Teheran, den er seinen Wählern verkaufen könnte, dafür sieht er nur geringe Chancen. Ein langwieriger blutiger Kampf ist seinen Wählern aber erst recht nicht zu vermitteln.

Fazit

Man muss es immer wieder wiederholen: Trumps oberstes Ziel ist seine Wiederwahl, jetzt zählt der Wahlkampf und einen Krieg mit wirtschaftlichen Folgen und toten amerikanischen Soldaten kann er nicht gebrauchen. Der Angriff auf die saudi-arabische Raffinerie hat bisher keine Menschenleben gekostet. Sollte jedoch auch nur ein Amerikaner (Bürger oder Soldat) ums Leben kommen, könnte ein automatischer Reflex aus alten Zeiten ausgelöst werden. „America is under attack“ hieß es vor nicht allzu langer Zeit – mit den bekannten Folgen.

Sollte dieser Fall eintreten, würde sich die Nation sofort vereinen, Republikaner und Demokraten – und der militärische Einsatz höchstwahrscheinlich rasch Realität.

Trump kann derzeit keinen Krieg gebrauchen



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3 Kommentare

  1. Dem Fazit kann man nur 100% zustimmen. Trump will Krieg vermeiden. Ich kann die Kriegsphantasien, die man aller Orts vernimmt, gar nicht nachvollziehen.

  2. „Was hatte Donald Trump in den Vorjahren Nord-Koreas Machthaber Kim Jong Un nicht alles angedroht? Fire and fury, die komplette Vernichtung und das Resultat?“

    Hier muss man klar unterscheiden:

    Nordkorea: Säbelrasseln auf beiden Seiten um die Macht nach innen zu sichern. Eine Lösung des Konflikts war nie das Ziel.

    Iran: Geopolitik vom feinsten. Hier stehen sich die USA und China gegenüber. Der nächste Schritt will gut überlegt sein.

  3. Eine Eskalation im Irankonflikt kann ich mir wenn überhaupt erst kurz vor den Wahlen vorstellen. Würde der Krieg jetzt beginnen, wäre die Nation bis zu den Wahlen vermutlich schon kriegsmüde, denn ein schnelles Ende kann ich mir da nicht vorstellen. Sollte ein Krieg aber kurz vor den Wahlen beginnen, evtl. noch durch einen „Angriff“ auf Amerika, dann steht die gesamte Nation hinter Trump und im Kriegsfall ist es möglich, dass ein Präsident auch trotz einer schlechten Wirtschaft und einer Rezession wiedergewählt wird.

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