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Trump und Kim retten die Welt: Politik wird Reality-Show in bizarrem Video des Weißen Hauses

“Das waren die furchteinflößendsten vier Minuten, die ich jemals sah”..

Eine Kolumne von Herbert Bauernebel

 

Ein US-Präsident, ein KP-Chef aus Nordkorea – und dann dieser Film-Trailer

 

Die “Reviews” über den “Jahrhundert-Gipfel” zwischen Donald Trump und Kim Jong-un sind da – und sie sind mehr als durchwachsen. Gelinde gesagt. 

Keiner der Kommentatoren rund um die Welt bestreitet zwar, dass das skurrile Gipfeltreffen in Singapurs Luxus-Ressort Capella den letztjährigen “Feuer & Zorn”-Drohung mit nuklearem Armageddon nicht vorzuziehen sei. 

Dennoch ließ sich der angebliche Meisterverhandler Trump und Anführer der Supermacht USA in der ersten Runde glatt vom Führer der isolierten KP-Hungernation über den Tisch ziehen. Trump hievte dazu mit Kim Jong-un einen Despoten auf die Weltbühne, den viele wegen seiner mörderischen Brutalität und den eklatanten Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea als Monster erachten.

Aber vor allem aber reden alle noch über des eigens vom Weißen Haus für den Singapur-Gipfel produzierte, bizarre Propaganda-Video – das Trump seinem Gegenüber aus Pjöngjang auf einem iPad gezeigt hatte. Im Stil eines Actionfilm-Trailers wird hier die Geschichte zweier mutiger Männer (Trump & Kim) angeteasert, die das Schicksal beim Schopf packen und den Weg des Friedens und der Prosperität einschlagen.

Trump wollte dem Nordkoreaner mit der kruden Produktion verklickern, welch glorreiche Zukunft er und seine Nation vor sich hätten – wenn er nur seine Atomwaffen abgeben würde. 

“Das waren die furchteinflößendsten vier Minuten, die ich jemals sah”, urteilte Filmkritiker Peter Travers auf ABC. Man sieht zuerst die Erde aus dem All, während der Erzähler mit tiefer Stimme loslegt: “Sieben Milliarden Menschen bewohnen den Planeten Erde. Von denen, die heute leben, wird nur eine kleine Zahl nachhaltige Veränderungen bewirken – und nur die wenigsten werden Entscheidungen treffen oder Maßnahmen ergreifen, die ihre Heimat erneuern und den Lauf der Geschichte verändern”.

Nach Bildern des Kolosseums in Rom, den Pyramiden und der Chinesischen Mauer erscheinen die “Helden” dieses Thrillers: Trump & Kim (beide fröhlich winkend). “Was ist, wenn Völker, die ein gemeinsames und reiches Erbe teilen, eine gemeinsame Zukunft finden können. Ihre Geschichte ist bekannt. Aber was wird die Fortsetzung sein?”, dröhnt wieder die Stimme. 

Und weiter: “Präsident Donald Trump und Präsident Kim Jong-un treffen aufeinander, um die Geschichte neu zu schreiben, um die Sonne scheinen zu lassen. Ein Moment. Eine Wahl. Was wäre wenn? Die Zukunft muss noch geschrieben werden”.

In diesem Ton geht es dann weiter. In Hollywood würden die ersten Gehversuche von Trumps Weißen Haus bei Filmproduktionen “Goldene Himbeeren“ in Serie abräumen, so viel steht fest. 

“Trump streckt Kim Jong-un seine Hand entgehen, um gemeinsam ins Licht zu gehen“, lästert Travers. „Wäre dies wirklich ein Avengers-Filmtrailer, würde alle kichern”, sagt er: Was soll das sein: “The Donald” gegen “Raketenmann”? “Batman gegen Superman”? 

 

 

Herbert Bauernebel ist freier US-Korrespondent in New York seit 1999. Er leitet dazu das Info-Portal AmerikaReport.de mit Blogs, Analysen und News – von „Breaking News“ bis Politik-Aufregern, von Trends aus dem „Silicon Valley“ bis zur Wall Street. 



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4 Kommentare

  1. Der Film ist schlecht, aber was ist so furchtbar daran?

    Finde es viel verwunderlicher dass alle nur auf die angeblichen Schandtaten Nordkoreas verweisen, aber niemand die Verbrechen der Amerikaner im Koreakrieg beleuchtet. Massaker mit Millionen toter Koreaner, in der Dimension dem Holocaust nicht nachstehend. Aber das interessiert die Mainstreampresse nicht. Herr Fugmann sie sind doch Historiker…

    1. @frank, Sie verweisen zurecht auf die in Korea begangenen Gräueltaten der Amerikaner im Koreakrieg (oder eben auch im Vietnam-Krieg). Aber das ist doch etwas völlig anderes als der systematisch ausgeführte, industrialisierte Massenmord des Holocaust!! Hier war das Ziel die Vernichtung allen jüdischen Lebens zum Zwecke der Durchsetzung einer völlig neuen Ethik: des Rechts des Stärkeren und der Aufhebung des strikten Tötungsverbots (man wollte also gewissermaßen die jüdische Software zerstören, indem man die Hardware vernichtet). Anders als bei „normalen“ Genoziden oder Gräueltaten hatten die Nazis das Ziel, wirklich alle Juden zu eliminieren, weshalb sie etwa versuchten, noch aus dem hintersten norwegischen Dorf die Juden zu deportieren – und dafür Ressourcen einsetzten, die sie zur Kriegsführung dringend gebraucht hätten. Daher hinkt Ihr Vergleich mit den Massakern der Amerikaner in Korea doch gewaltig – das sind damals Gräueltaten gewesen, die sich aus der Situation ergeben haben, aber nicht von Washington systematisch geplant und zielgerichtet eingesetzt worden waren!

      1. Das ist halt die sehr Deutsche und westliche Sichtweise auf die Geschichte. Der Holocaust an den Juden war ein schlimmes Verbrechen, soweit stimme ich zu. Und dass die Amerikaner die Koreaner nicht aus rassistischen Gesichtspunkten heraus ermordet haben ist auch richtig, wohl aber aus ideologischen (Kampf gegen Kommunismus). Aber was hilft es den Opfern? Das ist so wie der Mythos von den guten Bomben. Denjenigen die getötet werden ist es egal von wem sie getötet werden. Mord ist Mord. Die Ermordung von Millionen Nordkoreanern ist in der Dimension jedoch absolut vergleichbar. Und dass die Ermordung von Millionen sich nur aus der Situation heraus ergeben hat, ist naiv und zynisch. Um so eine große Masse an Menschen zu töten bedarf es gezielter Aktionen auch wenn die Amerikaner keine Vernichtungslager wie die Nazis betrieben haben.

    2. Sie wissen aber schon, dass der Koreakrieg nicht von den USA begonnen wurde, sondern dass ledglich von den USA geführte UNO-Truppen die eine Hälfte der Halbinsel vor der Diktatur bewahrt haben?

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