Woher kommt die Obsession von Donald Trump, dass die Leit-Zinsen unbedingt sinken müssten? Dem amerikanischen Präsidenten fehlt es ja nicht unbedingt an für den Normalbürger – aber auch Experten – schwer nachvollziehbaren und dafür umso obsessiver verfolgter Wirtschaftsvisionen. Einige Schlagworte dazu sind Zölle und deren Auswirkungen auf die Industriepolitik, Drill-Baby-Drill, Bekämpfung der Chinesen bis aufs Blut, „Säuberung“ des Arbeitsmarktes von Migranten (als Nebenwirkung) – und eben die Leit-Zinsen.
Zinsen, Schulden: Was meint Trump wirklich ernst?
Es wird zudem erst im Laufe der Zeit möglich sein zu beurteilen, was bei Trump echte Absichten, und was anteilig Verhandlungsmasse beziehungsweise „Tarnen und Täuschen“ ist. Dass er tatsächlich wie im Wahlkampf versprochen den Haushalt sanieren möchte, um damit die Schuldenorgie – und damit die US-Renditen insbesondere am langen Ende – in den Griff zu bekommen, darf man inzwischen in die letztere Kategorie einordnen.
Fokus Midterms: Die kommen schneller als manchem lieb ist
Eventuell hätte Trump die Schuldigkeit des nützlichen südafrikanischen Mohrs (Elon Musk) gerne noch länger benutzt, um den Anleihemarkt so lange wie möglich ruhig zu stellen. Aber die rasante Talfahrt der Ergebnisse des DOGE (von zwei Billionen kommend auf auch längerfristig wenige 100 Milliarden Dollar) und der Bromance zwischen zwei verhaltens-originellen Superalphas, haben bald klar zu Tage gebracht, was Trump wirklich wichtig ist: Die Wiederwahl seines Apparats! Vielleicht reicht es ja auch nur noch ein weiteres mal bei den Midterm Elections 2026. Und da man das mit Sparen wohl schwer erreichen wird, weil es auch vielen Günstlingen treffen würde, schwenkt man nun auf die Strategie des „Geld aus dem Fenster Schmeißens“ um. Deutlich einfacher als auch noch internen Gegenwind managen zu müssen.
Das Lebens-Elexier des Donald Trump
Angenehm war, dass man sich an ein paar Organisationseinheiten des demokratischen Deep State rächen und dabei Angst und Schrecken um Bürokratieposten verbreiten konnte – nach dem Motto „der Herr gibt es, der Herr kann es auch wieder nehmen“. Aber momentan hat man ohnedies sehr viele andere Baustellen mit offensichtlich höherer Priorität. Als nächstes rücken wieder die Zölle in den Vordergrund. Auch das ist ein Instrument um Angst und Schrecken unter internationalen Handelspartnern zu verbreiten. Das scheint so etwas wie das Lebens-Elexier von Trump zu sein.
Lügen haben kurze Beine
Nur leider hat der weiterhin lockere Umgang mit Schulden und Geld unangenehme Auswirkungen auf die Kapitalmarktzinsen. Der Versuch mit DOGE den Anleihemarkt hinters Licht zu führen, wurde also offensichtlich als gescheitert abgehakt. Da sind leider zu viele Profis am Werk. Am Aktienmarkt hat man mit Dumb Money hier deutlich einfacheres Spiel. Da genügen Versprechungen für den Sankt Nimmerleinstag, um die klassischen Unternehmensbewertungen nach dem ewigen Prinzip Hoffnung auszuhebeln.
Trump: Schimpftiraden in Hochfrequenz: Powell soll endlich die Leit-Zinsen senken
Die Kapitalmarkt-Zinsen als die wirklichen Kosten von länger laufenden Krediten und Anleihen können mit den Leit-Zinsen kaum mehr nach unten beeinflusst werden. Hier ist die prognostizierte Inflationsentwicklung der entscheidende Faktor. Die Unterstellung, dass Trump diesen Zusammenhang ignoriert, ist zwar möglich, aber nicht wahrscheinlich. Auch er ist nicht in einem ganz eigenen Volkswirtschaft-Universum unterwegs – und es offenbart sich seit wenigen Tagen, was offensichtlich nach der kurzfristigen Implosion der DOGE-Finte der Plan ist.
Omas Rezepte sind halt doch immer noch die Besten
Finanzminister Bessent kocht nun auch in einem 360-Grad Schwenk das Rezept seiner Vorgängerin Janet Yellen nach. Obwohl es initial auch von ihm den Versuch gab, durch Ankündigung mehr auf Langläufer-Anleihen zu setzen, um die Renditen am langen Ende nach unten zu bringen. Nach dem Scheitern von DOGE musste nun auch er den Schwenk nachvollziehen und hat angekündigt, vorwiegend wieder auf Kurzläufer (T-Bills) zu setzen, um die Schuldenorgie auf dieser Basis weiterlaufen zu lassen zu können.
Und was beeinflussen die kurzfristigen Zinsen?
Und nun sind wir beim Grund der Obsession von Donald Trump hinsichtlich der Leit-Zinsen. Wenn er schon nicht mehr die Kapitalmarkt-Zinsen nach unten manipulieren kann, müssen es eben die kurzfristigen (Leit-)Zinsen sein. So ist die Hoffnung, die T-Bill-Orgie billiger zu machen. Es bleibt ein Spiel auf Zeit – bis möglicherweise der Rentenmarkt auch dieses Spiel nicht mehr mitspielt. Und das weiß möglicherweise auch Powell – der endgültige Kontrollverlust droht, wenn die Leitzinsen auch bei den kurzfristigen Kapitalmarkt-Zinsen die Steuerungswirkung verlieren, wie sie es ja schon bei den langlaufenden Anleihen Realität geworden ist.
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„Es bleibt ein Spiel auf Zeit – bis möglicherweise der Rentenmarkt auch dieses Spiel nicht mehr mitspielt. Und das weiß möglicherweise auch Powell – der endgültige Kontrollverlust droht, wenn die Leitzinsen auch bei den kurzfristigen Kapitalmarkt-Zinsen die Steuerungswirkung verlieren, wie sie es ja schon bei den langlaufenden Anleihen Realität geworden ist.“
Danke für den Bericht. Auch ich halte dieses Szenario für ziemlich wahrscheinlich. Die Schuldenorgie wird seinen Preis in Form von höheren Marktzinsen fordern. Das wird noch ganz schön lustig.