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Trump unter Druck – Plastik-Deal unumgänglich?

Muß Trump nun einen Plastik-Deal machen? Jetzt steht sie nämlich an, die nächste Runde in den ewigen Zollverhandlungen zwischen den USA und China. Ab dem 10. Oktober will eine hochrangige chinesische Delegation unter der Leitung des Chefunterhändlers Liu He endlich zu einer Lösung im Handelskrieg kommen. Es ist bereits die 13. Runde des seit über eineinhalb Jahren laufenden Zollstreits zwischen den beiden Großmächten. Mehr als ein kleiner Waffenstillstand oder ein so genannter Plastik-Deal dürfte nicht dabei herauskommen, aber einer steht derzeit gewaltig unter Druck: Der Dealmaker, der sich lange Zeit als Sieger in „einem leicht zu gewinnenden Handelskrieg“ gefühlt hat – US-Präsident Donald Trump.

 

Die derzeitige Ausgangslage für Trump

Ging es zu Beginn des Zollstreits um eine Reduzierung des Handelsbilanzdefizits zwischen den beiden Großmächten – im großen Kontext natürlich um den Kampf um die militärische und wirtschaftliche Vorherrschaft – so hat sich der Tenor ein bisschen verändert. Bereits in gut zwölf Monaten finden die nächsten Präsidentschaftswahlen in den USA statt und der aktuelle Amtsinhaber wird alles daran setzen, um gewählt zu werden. Damit verbunden sind derzeit drei große Problemfelder, die unmittelbar in die Zollverhandlungen einfließen werden.

  • Der Zustand der US Wirtschaft
  • Der Stand der US-Aktienmärkte
  • Das Impeachmentverfahren gegenüber Donald Trump

 

Das Wachstum der USA und der Weltwirtschaft

„We ˋll tax the hell out of China, until a deal is reached!“, so tönte Donald Trump noch Anfang August in voller Inbrunst. Seither hat der Handelsstreit immer tiefere Spuren in der Weltwirtschaft hinterlassen, zuletzt auch im Produktionssektor der USA. Der globale Einkaufsmanagerindex ist jüngst auf 51,2 Punkte gefallen, das niedrigste Niveau seit 3 Jahren. In den USA geht es vor allem mit dem verarbeitenden Gewerbe immer weiter nach unten. Der ISM-Index fiel auf 47,8 Punkte, tief in den Rezessionsbereich. Kein Ausrutscher, sondern eine Entwicklung, wie die Datenreihe seit Mai aufzeigt:

52,8 – 52,1 – 51,7 – 51,2 – 49,8 – 47,8, so die Monatswerte in chronologischer Reihenfolge. Dazu noch einige Umfragewerte an der Wall Street: Das Vertrauen zur wirtschaftlichen Entwicklung fiel in der Spitzenetage der Firmen (Vorstände und Finanzchefs) jüngst auf ein 3-Jahrestief. Da sollte man eigentlich nicht noch weiter eskalieren.

Trump wollte durch seine Zollpolitik gerade die Industrie im eigenen Land stärken. Da helfen auch die guten Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag nicht, auf die Trump stolz verwies, denn diese sind ein nachlaufender Indikator (lagging indicator), der die Vergangenheit misst, im Gegensatz zu den Einkaufsmanagerindizes.

Dummerweise können gerade die Chinesen auf verbesserte Zahlen verweisen. Der Einkaufsmanagerindex des chinesischen Wirtschaftsmagazins Caixin, der die Stimmung bei den kleineren und mittleren Unternehmen misst, stieg im September von 50,4 Punkten im Vormonat auf 51,4 Zähler, dem höchsten Stand seit eineinhalb Jahren. Auch für die großen Unternehmen war er auf knapp unter 50 Punkte gestiegen.

Keine gute Situation für Trump, um auf den „Putz zu hauen“.

 

Die US-Aktienmärkte und Trump

Der Präsident hat den Stand des Dow Jones Industrial Index zur Benchmark für seine Wirtschaftspolitik erhoben. Welcher Schreck muss ihm da in die Glieder gefahren sein, als er in der letzten Woche registrieren musste, wie der Index um 1200 Punkte innerhalb von 72 Stunden nach der bösen ISM Überraschung in die Tiefe rauschte.

Hoffnungen auf Zinssenkungen und einen Handelsdeal sorgten für ein Comeback der Kurse. Die Märkte fordern eine Lösung – zumindest einen Waffenstillstand im Handelskrieg, ansonsten wird es wieder zu einem Abverkauf der Märkte kommen. Finanzminister Mnuchin (der ehemalige Investmentbanker) sollte dies seinem Präsidenten als „Beschwichtiger vom Dienst“ bestimmt erklärt haben. Hier ist besonders zu erwähnen, dass im Laufe des Handelsstreits und den darauf folgenden Kursreaktionen an der Börse Donald Trump immer per Twitter eingriff, als sich der Dow Jones seinem 200-Tages-Durchschnitt genähert hat.

 

Das mögliche Amtsenthebungsverfahren von Donald Trump

Diese Art in den politische Auseinandersetzung ist wohl das letzte sein, was sich der 45.Präsident der Vereinigten Staaten gewünscht hat. Ein von der Opposition angestrebtes Amtsenthebungsverfahren gegen einen Präsidenten, der den USA das „beste wirtschaftliche Umfeld“ seit Generationen verschafft hat. Jetzt aber droht ihm ein solches Verfahren, weil er die Ukraine zu Ermittlungen gegen seinen möglichen demokratischen Rivalen bei den Präsidentenwahlen im November 2020, Joe Biden, aufgefordert haben soll.

Es geht um die Trumpsche Beschuldigung Bidens, dass dieser als ehemaliger Vizepräsident für die Entlassung des ukrainischen Generalstaatsanwalts gekämpft haben könnte, um seinen Sohn Hunter Biden vor unliebsamen Ermittlungen zu schützen.

Donald Trump steht damit im Verdacht, die Macht seines Amtes für persönliche, politische Zwecke missbraucht zu haben – in den USA eine schwere Straftat. Jüngst forderte Trump sogar China auf, ihm in der Causa Biden Hilfe zukommen zu lassen. Auch hier geht es um angebliche unsaubere Geschäfte des Sohnes des Herausforderers. Ausgerechnet China, das Land, welches er mittels seiner Handelspolitik wegen unfairer Praktiken in die Knie zwingen will. Alles in allem zeugt das nicht gerade von großer Souveränität des US-Präsidenten, wenn er bereits ausländische Regierungen um Hilfe bitten muss.

 

Die letzten Meldungen

Die US-Großbank JPMorgan nimmt an, dass es überhaupt keinen Deal geben wird und die Zölle im Dezember angehoben werden. China habe einige Verhandlungspunkte von den Gesprächen ausgenommen, wie zum Beispiel die Subventionen und die Industriepolitik als Ganzes. Aber ist den Mannen um Jamie Dimon in ihren Annahmen so zu trauen? Hat er nicht schon im letzten Jahr mit der Prognose überrascht, dass die US-Zinsen in Bälde auf fünf Prozent steigen könnten. So eine Aussage, trotz der Verfügbarkeit aller volkswirtschaftlicher Daten – ein derartiger Zinsanstieg, bei einer Gesamtverschuldung der USA von 250 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt? Die Ansage eines Crashs vom Feinsten. Nicht erst seit diesem Zeitpunkt bin ich sehr vorsichtig mit der Vorhersage von Banken, man weiß nie, welche Disposition dahintersteckt.

 

Fazit

Eine starke Verhandlungsposition seitens der USA sieht anders aus. Nach monatelangen Eskalationen hat die Schwäche der Weltwirtschaft begonnen auch die Vereinigten Staaten zu infizieren. Noch ist der Konsument überaus ausgabenfreudig und die niedrige Arbeitslosigkeit bildet einen Gegenpol zur Industrieschwäche. Aber auch der Einkaufsmanagerindex Gesamt für die USA liegt nur noch gerade bei 51 Punkten. Die führende Volkswirtschaft verträgt keine weitere Schwächung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen mehr. Ich denke dieser Aspekt wird am kommenden Wochenende unterschwellig eine bedeutende Rolle spielen. Deshalb meine These – ein irgendwie gearteter Plastik-Deal wird kommen.

Sollte aber der andere Fall eintreten, dass Donald Trump die Verhandlungen als gescheitert erklärt und er Zollanhebungen ankündigt, wird er nach meiner Überzeugung bereits nach wenigen Tagen oder Wochen eine Kehrtwende hinlegen. Dazu braucht der Dow Jones nur um 2000 Punkte zu sinken, dann ist es vorbei mit den Muskelspielen. Ich kann es nicht oft genug wiederholen: In den USA gilt der Grundsatz mehr denn je: „Money makes the world go round!“

Für diesen Fall würde das US-Konsumentenvertrauen seinen bereits gestarteten Einbruch deutlich beschleunigen, der Konsument seine Ausgaben rasch reduzieren und eine Rezession wäre fast unausweichlich. Kann man da ernsthaft glauben, dass Donald Trump weiter den Zollkrieg aufrechterhalten würde? Um im Wahlkampf Stimme um Stimme zu verlieren und von der Opposition ständig auf seine verfehlte Wirtschaftspolitik hingewiesen zu werden. Sollte der dünnhäutige und nicht selten unbeherrschte „Selbstbeweihräucherer“ über eine solche Resilienz verfügen?

 

Trump steht vor dem Besuch von Liu He unter Druck



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2 Kommentare

  1. Hallo Hr. Müller. Toller Beitrag wie immer, vorallem der letzte Satz ist meiner Meinung nach scharf aber absolut treffend.

  2. Neuestens muss er ja auch noch seine sicher sehr korrekten Steuerausweise präsentieren. Ein wenig sehr viele Probleme um die hochgetriebenen US-Aktien nur 3% vom AT-Hoch zu halten.Einige Berufsopti -Mist -en sähen auch bei einem Plastik-Deal schon wieder neue Hochs.
    Ray Dalio schrieb, ES IST GEFÄHRLICH ,TRENDS IMMER WEITERZUSCHREIBEN.

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