Der Wahlsieg von Donald Trump hinterlässt erste Spuren in China: Die Exporte schwächeln, neue Aufträge bleiben aus. Die Sorge vor Strafzöllen belastet den Markt – doch noch gibt es keine neuen Maßnahmen. Trotzdem zeigt sich bereits, wie sehr die Unsicherheit die chinesische Industrie trifft. Die Angst vor neuen Zöllen lässt die Wirtschaft zittern – doch bislang hat die US-Regierung keine Maßnahmen ergriffen. Was steckt dahinter?
China und Trump: Industrie-Einbruch – schlechter Start ins Jahr 2025
Noch im Dezember lag der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe bei 49,0 Punkten – ein leichter Anstieg gegenüber den Vormonaten. Doch der erneute Rückgang auf 49,2 im Januar zeigt, dass der Fertigungssektor weiterhin unter Druck steht. Besonders problematisch: Die Inlandsnachfrage bleibt schwach, während die Immobilienkrise und die weltweite Konjunkturabschwächung zusätzlich belasten.
Der PMI misst die wirtschaftliche Aktivität in der Industrie – Werte über 50 deuten auf Wachstum hin, während Werte darunter eine Schrumpfung signalisieren. Dass der Index nun erneut unter diese Marke gefallen ist, könnte darauf hindeuten, dass die Maßnahmen der Regierung zur Stärkung der Wirtschaft bislang nicht die gewünschte Wirkung zeigen. Der offizielle PMI misst vorrangig größere und staatliche Unternehmen. Der Caixin-PMI, der sich eher auf kleinere und private Firmen konzentriert, wird erst nächste Woche veröffentlicht. Aufgrund des Neujahrsfestes wurde die Veröffentlichung des offiziellen PMI vorgezogen.
Trump-Effekt: Exportaufträge brechen weg
Die Exportaufträge sind im Januar regelrecht eingebrochen: Der entsprechende PMI-Wert fiel von 48,3 im Dezember auf 46,1. Der Rückgang zeigt, dass viele Unternehmen bereits im Vorfeld der US-Wahl Aufträge vorgezogen haben – aus Angst vor möglichen Strafzöllen unter der neuen Trump-Regierung.
Nun zeigt sich die Kehrseite dieses Effekts – China kann nicht mehr darauf zählen, dass die Exporte die schwache Binnenkonjunktur stützen. Eine anhaltende Unsicherheit über die künftige Handelspolitik der USA könnte chinesische Exporteure weiter belasten.
Industrie kämpft: Kosten steigen, Nachfrage sinkt
Trotz der schwachen Konjunktur legten die Gewinne chinesischer Industrieunternehmen im Dezember um 16,8 % im Vergleich zum Vorjahr zu. Doch dieser Anstieg täuscht: Er ist vor allem auf staatliche Subventionen, Steuererleichterungen und niedrige Vergleichswerte aus dem Vorjahr zurückzuführen. Die realwirtschaftliche Lage bleibt angespannt.
Vor allem kleine und mittlere Unternehmen kämpfen mit hohen Kosten, schwacher Nachfrage und Unsicherheiten in den globalen Lieferketten. Auch der Exportsektor, der lange als Chinas Wirtschaftsmotor galt, steht unter Druck. Die schwache Auslandsnachfrage – insbesondere aus den USA und Europa – belastet die Produktionskapazitäten.
Auch Dienstleistungen stagnieren – schwache Nachfrage
Nicht nur die Industrie, sondern auch der Dienstleistungssektor verliert an Dynamik. Der Non-Manufacturing PMI – der die Aktivität in Dienstleistungen und Bauwirtschaft misst – fiel im Januar auf 50,2 Punkte. Damit bleibt dieser zwar knapp über der Wachstumsschwelle, zeigt aber eine deutliche Abschwächung.
Der Immobiliensektor, traditionell eine wichtige Säule der chinesischen Wirtschaft, bleibt weiterhin angespannt. Trotz staatlicher Unterstützung kämpfen viele Bauunternehmen mit Liquiditätsproblemen, während das Vertrauen der Verbraucher in den Immobilienmarkt angeschlagen ist.
China: Kommt eine neue Stimulus-Welle?
Die schwachen Konjunkturdaten erhöhen den Druck auf die chinesische Regierung, weitere Stimulierungsmaßnahmen zu ergreifen. Experten erwarten gezielte geld- und fiskalpolitische Maßnahmen, um die Binnennachfrage anzukurbeln. Eine mögliche Zinssenkung durch die chinesische Zentralbank sowie zusätzliche Infrastrukturprojekte könnten helfen, die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.
Gleichzeitig steht Peking vor einer Gratwanderung: Zu starke Eingriffe könnten die Verschuldung weiter in die Höhe treiben und langfristige Risiken für die Finanzstabilität mit sich bringen. Zudem bleiben geopolitische Spannungen und Handelskonflikte ein Unsicherheitsfaktor für Chinas wirtschaftliche Zukunft.
China in der Warteschleife
Die befürchteten 60% Strafzölle auf chinesische Waren sind bisher nicht eingetreten – genauer gesagt, die neue US-Administration hat bislang überhaupt keine neuen Zölle auf chinesische Importe verhängt. In den nächsten drei Wochen wird die Produktion in China wegen des Neujahrsfestes weitgehend ruhen. Gleichzeitig dürften die Lagerbestände in den USA noch gut gefüllt sein.
Erst wenn sich der Nebel lichtet und klar ist, mit welchen Zollsätzen chinesische Unternehmen und amerikanische Importeure tatsächlich rechnen müssen, wird sich zeigen, wie sich dies auf die Exportaufträge auswirkt. Fest steht jedoch: Die chinesische Regierung kann nicht darauf setzen, dass die Exporte die schwache Binnennachfrage auffangen. Die Januar-Zahlen deuten nicht darauf hin, dass sich die Binnenkonjunktur stabilisiert – im Gegenteil, die Unsicherheiten bleiben groß.
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