Der Opportunismus der amerikanischen Wirtschaftselite ist mehr als offensichtlich. Beispielsweise vollzog Meta-Chef Mark Zuckerberg nur wenige Tage vor der Amtseinführung von Donald Trump die ganz große Wende bei Facebook, Instagram und Co. Plötzlich Schluss mit woken Abläufen im Unternehmen, plötzlich keine Faktenchecker mehr auf den Social Media-Portalen usw. Auf einmal herrscht maximale Transparenz über eine Zensur, die die Biden-Regierung den Plattformen während Corona aufgezwungen haben soll. Aber Zuckerberg ist nur ein Beispiel. Praktisch alle großen US-Banken sind in den letzten Wochen noch schnell aus Klima-Vereinigungen ausgetreten.
Unzählige Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums in Davos – wo man seit Jahren reihenweise mit dem Learjet anreist und nur all zu gerne über Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Wokismus fabuliert, will man jetzt am liebsten Best Friend mit Donald Trump sein. Niemand will es sich mit dem „Grantler“ verscherzen, man fürchtet wohl Strafzölle, Aktionen gegen einzelne Unternehmen, oder sonstige Restriktionen der Trump-Administration.
Vor vier Jahren schien es, als sei die Kälte aus den Schweizer Alpen gewichen, wo sich alljährlich im Januar die CEOs der großen Konzerne treffen — zu einem Stelldichein unter Gleichen, um tiefgründigen Gedanken nachzuhängen. Die Davoser Elite atmete kollektiv auf: Endlich waren sie Donald J. Trump los. Nun nehmen die Privatjets wieder Kurs auf den Nobelkurort und Trump kehrt ins Weiße Haus zurück. Der Zeitgeist beim diesjährigen Treffen scheint ganz auf Trumps Linie einzuschwenken — schnell und mit demonstrativem Eifer, so berichtet es Bloomberg. Der Grund? Das Geschäft.
“Ich fühle mich daran erinnert, was geschah, als Napoleon Elba verließ”, sagt Lloyd Blankfein, der ehemalige Langzeit-Chef von Goldman Sachs. Frankreichs Zeitungen hätten Napoleon 1815 zunächst als “Ungeheuer” und “Unhold” bezeichnet. Als er sich Paris näherte, verkündeten die Zeitungen dann, dass “Seine Majestät” eintreffe. “Und Trump könnte der Vergleich mit Napoleon durchaus gefallen”, so Blankfein.
Seit dem ersten Treffen 1971 ist Davos zu einer Art Kathedrale des Globalismus geworden. Generationen von Staatsoberhäuptern, Wirtschaftsführern und milliardenschweren Hedgefonds- und Tech-Mogulen haben in der Idylle der Schweizer Alpen die wachsende Ungleichheit in der Welt und die Gefahren des Kohlendioxidausstoßes beklagt, während sie sich bei der An- und Abreise im weichen Leder ihrer Learjets entspannten.
Mit der Rückkehr Trumps scheinen viele bereit, alles zu tun, um ihre Interessen zu schützen und zu fördern. Wenn das bedeutet, dass einige der in Davos gefeierten Ideen zumindest vorübergehend auf Eis gelegt werden müssen, dann soll es so sein. Die Debatte über Gleichstellung, Vielfalt und die Dringlichkeit des Klimawandels muss wohl erst einmal warten.

Einige CEOs seien sicherlich “erleichtert, dass sie keine Maske mehr aufsetzen müssen”, sagt Davos-Stammgast und Trump-Kritiker Tom Glocer, der in den Boards von Konzernen wie Morgan Stanley und Merck & Co. eine feste Größe ist. “Ihr Verhalten und ihre Äußerungen bewegen sich vielleicht auf ihr wahres Ich zu.” Es stelle sich sozusagen die Frage: “‘OK, wann haben Sie gelogen?’”
Als Trump das erste Mal ins Weiße Haus einzog, standen die amerikanischen Topmanager Schlange, um ihm zu gratulieren. Dieses Mal warten viele nicht auf den Tag der Amtseinführung: Sie bereiten sich vor oder geben, wie Mark Zuckerberg, vielleicht ihr wahres Ich preis. Zuckerberg hat kürzlich Trumps Freund Dana White, den Chef der Ultimate Fighting Championship, in den Vorstand seines Konzerns Meta Platforms aufgenommen.
In Anlehnung an den ehemaligen und zukünftigen Präsidenten beklagte Zuckerberg den Mangel an “männlicher Energie” in Unternehmen. Bevor er Facebook gründete, hatte der inzwischen 40-Jährige zunächst Bekanntheit mit einer App erlangt, die Studenten nach ihrem Aussehen bewertete. Zusammen mit der Republikaner-Großsponsorin Miriam Adelson veranstaltet er eine Einstandsparty für Trump.
Mit Trumps Rückkehr spüren die Chefetagen fast überall einen Stimmungsumschwung. “Die Aufgabe eines Geschäftsmannes ist es nicht, die Welt zu verändern, sondern mit ihr zurechtzukommen”, sagte Wilbur Ross, der Private-Equity-Milliardär, der im ersten Trump-Kabinett Handelsminister war. Er habe Trump ermutigt, 2018 nach Davos zu fahren, um die dort auftauchenden Wirtschaftsführer besser kennenzulernen, so Ross. Der Präsident ließ einen weiteren Besuch im Jahr 2020 folgen, bei dem es auch zu einem Kräftemessen mit der Klimaaktivistin Greta Thunberg kam. Dieses Jahr plant er eine Rede per Videoschalte.
“Jeder unternimmt große Anstrengungen, um sich mit Trump zu arrangieren”, sagt Ross. Noch bevor Trump seine rechte Hand zum Amtseid erhebt, haben Konzerne von McDonald’s bis Walmart im Sog des Rechtsrutschs im Land ihre Initiativen für Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion zurückgenommen. Die sechs größten US-Banken sind alle aus der von den Vereinten Nationen geförderten “Netto-Null-Allianz” ausgestiegen, die dazu beitragen sollte, im Kampf gegen den Klimawandel die Kohlendioxid-Emissionen zu reduzieren.
Am Freitag zog sich die Federal Reserve aus einer globalen Zentralbankkoalition zurück, die Klimarisiken für das Finanzsystem untersucht, und erklärte, sie sei in ihrer Mission zu weit gegangen. In diesen Tagen hat sich bereits eine ganze Reihe von CEOs auf den Weg zu Trumps Residenz Mar-a-Lago in Palm Beach gemacht: Satya Nadella von Microsoft ebenso wie Tim Cook von Apple und Coca-Cola-Chef James Quincey . “Sie erkennen, dass er jemand ist, der Kritik gegenüber dünnhäutig und für Schmeicheleien empfänglich ist”, sagte Jeff Sonnenfeld, ein bekannter CEO-Berater der Yale School of Management, der sich zu einem Treffen superreicher Yale-Alumni in Palm Beach aufhielt.
Der Autokonzern Ford und Bank of America, die den Sturm von Trump-Anhängern auf das Capitol im Januar 2021 verurteilt hatten, gehören nun zu denen, die zur Finanzierung von Trumps Amtseinführung beitragen. Sie dürfte die teuerste aller Zeiten werden. Jeff Bezos und Sam Altman spenden persönlich 1 Million Dollar oder mehr.
FMW/Bloomberg
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Kurz gefasst, die Lüge braucht die Stütze des Staates, die Wahrheit kann von selbst Aufrecht gehen. Jefferson.
Zur Zeit ist es richtig den neuen Kaiser Ehrerbietung zu zeigen. Er ist der richtige.
Der Staat muss raus aus der Mitte.
Es muss ein Teil der Gesellschaft werden.
Opportunismus ade.
Moin, moin,
es ist wie immer … dessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe…
Fazit: Leben in der Lage mit 180 Grad Drehungen par excellence.