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Vor allem Deutschland spürt Preisdruck Trump-Zölle treffen Europa: China flutet den Markt

China flutet Europas Märkte

China überflutet Europa Handelskrieg
Foto: Bloomberg

Trump zwingt China zum Umlenken der Exportströme – Europa wird zur neuen Zielregion für günstige Waren. Vor allem Deutschland spürt den Preisdruck massiv.

Die Handelspolitik der USA führt dazu, dass immer mehr günstige Waren aus China den europäischen Markt überschwemmen. Für Europas Wirtschaft bedeutet das eine wachsende Belastung. Als Folge der von Präsident Trump verhängten Zölle gegen China baut das Land seine Lieferketten um, wodurch deutlich mehr Produkte den europäischen Markt erreichen, allen voran Deutschland.

China baut Lieferketten neu auf – und überschwemmt Europa

Die vorgestern veröffentlichte Handelsbilanz für Mai zeigt, wie schnell Handelsströme umgelenkt werden. Sie legt offen, wie stark Trumps Strafzölle China treffen. Die Daten verdeutlichen, wie rasch sich Prognosen bei veränderten Bedingungen wandeln. Sie bieten nur eine Momentaufnahme, liefern aber wertvolle Einblicke.

Zunächst zeigen die Daten des chinesischen Zolls, dass Trumps Ziel, die Exporte in die USA zu reduzieren, erreicht wurde. Im Mai verließen 34,5 Prozent weniger Waren als im April die Häfen von Tianjin, Shanghai oder Shenzhen, um in Los Angeles, Long Beach oder New Jersey anzukommen.

Allerdings stiegen die Exporte Chinas deutlich in die asiatischen Anrainerstaaten wie Vietnam, Malaysia, Thailand, Indonesien oder Singapur. Diese Staaten dienen als Konnektoren zwischen China und den USA. Vorläufige Daten von GoSONAR weisen darauf hin, dass die Containerschiffe mit Ziel USA in gleichem Maße steigen, wie sie aus China in die USA sinken. Die Exporte in die ASEAN-Staaten wuchsen im Mai um 15 Prozent.

China Handelsbilanz Zölle Europa

Abbildung 1: Chinesische Im- und Exporte mit ausgewählten asiatischen Ländern. Quelle: Robin Brooks

Gleichzeitig diversifiziert China seine Exporte in andere Regionen. Die Ausfuhren in den Globalen Süden, insbesondere nach Afrika und Lateinamerika, wachsen dynamischer als Chinas Gesamtexporte. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Exporte im Gesamtvolumen deutlich hinter denen in die USA zurückbleiben. Zudem sind die Margen wesentlich geringer, sodass diese Zielregionen weniger attraktiv sind.

China offsets exports to US

Abbildung 2: Chinesische Exporte in verschiedene Regionen. Quelle: GACC
BRICS: Wenig Profit für Chinas Partner

Ausgerechnet die formal wichtigsten Verbündeten Chinas, die BRICS-Staaten, profitieren dabei am wenigsten. Die Exporte in diese Länder stiegen im Jahresvergleich nur um 3 Prozent. Ebenso nimmt der Anteil am Gesamthandel Chinas ab. Verantwortlich sind vor allem die deutlich sinkenden Importe, die bis auf Russland mit minus 9,5 Prozent alle zwischen minus 15 und minus 21 Prozent liegen. Der Handel mit Russland schwächt sich auch im Mai weiter ab, sowohl bei den Einfuhren aus dem nördlichen Nachbarn mit minus 9,5 Prozent als auch bei den Ausfuhren mit minus 6,6 Prozent.

China - Rusian Trade May 2025

Abbildung 3: Sino-Russischer Handel. Quelle: GACC

Die schwachen Importe aus den BRICS-Staaten lassen sich mit dem nachlassenden Bedarf des Landes nach Rohstoffen erklären, der sich im Mai im Vergleich zum April noch weiter verringert hat. China importierte weniger Lebensmittel und vor allem weniger fossile Brennstoffe. Neben Russland trifft dieser Umstand Brasilien am härtesten, das 21 Prozent weniger Waren wertmäßig nach China lieferte. Die Umstellung des Bezugs von US-amerikanischem Öl und Sojabohnen auf Brasilien hat nicht zu einem steigenden Handel zwischen diesen beiden Ländern geführt, zudem gibt es bei den Rohstoffen massive Preisnachlässe.

China - Rusian Trade May 2025

Abbildung 4: Chinesische Importe von ausgewählten Rohstoffen. Quelle: GACC

Die Zahlen werfen jedoch die Frage auf, wie es wirklich um die Binnenwirtschaft bestellt ist. Selbst unter dem Eindruck, dass China mit der Mobilitäts- und Energiewende weniger Energie aus fossilen Brennstoffen benötigt und selbst mehr Kohle, Gas und Öl fördert, passen die importierten Mengen nicht zu den kolportierten Wirtschaftswachstumsdaten. Sie stimmen jedoch mit den übrigen Importen überein.

China flutet Europas Märkte

Neben den steigenden Exporten Chinas nach Afrika und Südamerika ist ein weiteres Ziel chinesischer Importeure Europa. Europa, vor allem Deutschland, leidet stark unter Trumps Zöllen. Chinas Exporte in die EU wuchsen im Mai um 12 Prozent gegenüber dem Vormonat. Nach Deutschland stiegen sie um 21,5 Prozent, nach Frankreich um 24,1 Prozent und drängen die Industrie dieser Länder in die Enge. Deutschland ist dabei dreifach belastet. Erstens setzen chinesische Waren, die günstiger als lokale Produkte sind, Branchen wie den Automobilbau unter Druck. Zweitens schwinden Deutschlands Exporte nach China weiter, da die Nachfrage dort sinkt. Drittens konkurriert China in Lateinamerika, wo Deutschland Absätze steigern will, mit preiswerteren Produkten und blockiert die Strategie der neuen Bundesregierung.

China Exports to Europa und UK

Abbildung 5:Chinesische Exporte in die EU und UK. Quelle: GACC

Schwache Importe belasten China

Chinas Handelsbilanz bleibt stark mit einem Überschuss von 1.032,2 Milliarden US-Dollar im Mai und 4.718,9 Milliarden kumuliert. Doch die Stärke täuscht. Die Exportzuwächse sind zu schwach, um das Wirtschaftswachstum mit einer Zielgröße von 5 Prozent zu sichern. Die Binnenkrise, verstärkt durch Deflation, macht China anfällig.

Die Konsumschwäche Chinas unterstreichen auch die weiter sinkenden Importe. Die Importe schwächten sich um 4,4 Prozent ab, und das war noch die gute Nachricht. Besonders deutlich zeigt sich der Einbruch bei den Importen des allgemeinen Handels. Diese Importe sind für den inländischen Verbrauch bestimmt und sanken im Mai um 8,8 Prozent. Damit fällt der Rückgang deutlich stärker aus als bei den Gesamtimporten, die um 4,4 Prozent schrumpften. Der Unterschied ergibt sich daraus, dass ein erheblicher Teil der Gesamtimporte in den Verarbeitungsverkehr fließt. Dabei werden Vorprodukte oder Rohstoffe eingeführt, die später wieder ausgeführt werden und daher die Binnennachfrage kaum beeinflussen.

Der Rückgang beim allgemeinen Handel deutet darauf hin, dass die Nachfrage im Inland weiter schwach bleibt. Betroffen sind vor allem Konsum- und Investitionsgüter, die typischerweise im chinesischen Markt verbleiben. Gleichzeitig setzen sich die deflationären Tendenzen fort. Der Verbraucherpreisindex fiel im Mai um 0,1 Prozent, der Erzeugerpreisindex sogar um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die sinkenden Preise spiegeln die Zurückhaltung von Verbrauchern und Unternehmen wider.

China Exports to Europa und UK

Abbildung 6: Chinesischer Konsumerpreisindex (CPI) vs. Einkaufspreisindes (PPI). Quelle: NBS

Trump hilft Asiens Exportnationen

Nachdem die Außenhandelsstatistik im April eher wie eine in Statistik gegossene Willenserklärung wirkte, passen die Mai-Daten besser zu den entsprechenden Zahlenwerken. Einige Trends lassen sich erkennen, wie der sich abschwächende Bedarf nach Rohstoffen, der jedoch Fragen aufwirft, ob die Zahlen zur Binnenwirtschaft wirklich stimmen.

Europa und insbesondere Deutschland stehen vor einem weiteren China-Schock, und in der Innenpolitik wurde diese Erkenntnis ebenso ignoriert wie die bisherigen Schocks. Die Strategie der Bundesregierung, neue Absatzmärkte zu suchen, wird durch Chinas gleiche Strategie durchkreuzt, da die Waren aus China günstiger sind. Die innenpolitischen Schlagworte wie Bürokratieabbau, günstigerer Strom, Abbau von Sozialleistungen oder mehr Arbeit wirken bei diesen Zahlen hohl und geradezu realitätsfern. Wichtiger wäre, sich gegen Chinas Billigimporte zunächst im Heimatmarkt abzusichern. Bei E-Autos und in der Medizintechnik gibt es Ansätze. Diese müssen ausgebaut und auf andere Sektoren übertragen werden.

China kann nicht verbergen, dass Trumps Zölle das Land treffen. Die Exporte wachsen nicht mehr in dem Maße, wie es für ein Wirtschaftswachstum von 5 Prozent nötig wäre. Dies mag eine Momentaufnahme sein. Viele amerikanische Importeure müssen ihre Lager noch nicht auffüllen. Die Zollpause hat sich noch nicht in der Handelsbilanz gespiegelt. Die Frachtraten und erste Daten aus amerikanischen Häfen deuten jedoch auf eine neue Welle aus China hin. Diese könnte wieder vom Vorziehen von Importen bestimmt sein, da unklar bleibt, wie sich der Zollstreit entwickelt.

Die Gewinner des Handelskriegs für dieses Jahr stehen fest: die Konnektor-Staaten im südostasiatischen Raum, vor allem Vietnam, Thailand und Malaysia. Die Verlierer ebenso: die amerikanischen Konsumenten.

Die weltweite Verwerfung im Handel wirkt im Moment wie globale Hunger Games. „May the odds be ever in your favor!“



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