US-Häfen melden steigende Containerimporte – und das trotz umfassender neuer Trump-Zölle. Der plötzliche Anstieg wirkt wie ein letztes Aufbäumen.
Trump-Zölle zum Trotz: Containerimporte boomen in USA
Trotz eines zunehmend protektionistischen Kurses und neuer Strafzölle durch die Trump-Administration verzeichnen US-Häfen deutlich steigende Importzahlen. Im April erhöhten viele Unternehmen gezielt ihre Liefermengen, um Waren noch rechtzeitig vor dem Inkrafttreten der neuen Regelungen ins Land zu bringen. Das spiegelt sich in den aktuellen Zahlen wider – verbunden mit der Unsicherheit, wie sich die Handelsbeziehungen in den kommenden Monaten entwickeln werden. China hatte für den April deutlich sinkende Exporte in die USA gemeldet.
Letzter Import-Peak vor neuen Zöllen?
Der aktuelle Global Shipping Report von Descartes zeigt, wie Unternehmen gegen die Zeit arbeiteten. Amerikanische Importeure schafften es in den ersten Monaten des Jahres, wesentlich mehr Waren ins Land zu holen, bevor die neuen Zölle am 9. April wirksam wurden. „Die April-Zahlen spiegeln Sendungen wider, die bereits auf dem Weg waren“, erklärt Jackson Wood, Director of Industry Strategy bei Descartes. Das Ergebnis ist ein Rekordmonat, der nur von der Nach-Corona-Zeit 2022 übertroffen wurde. In den ersten vier Monaten des Jahres wurden insgesamt 8.4 Prozent mehr Container in die USA importiert. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Container-Importe um 9,1 Prozent.
Allerdings gibt es Warnsignale. John McCown, Experte der Schifffahrtsindustrie und Herausgeber des Container Reports, weist auf eine Abweichung von 4,3 Prozent zwischen den Zahlen von Descartes Systems Group und offiziellen Hafenstatistiken hin. Diese Diskrepanz wirft Fragen zur Genauigkeit der Daten auf, die den April-Boom der US-Containerimporte zeigen. McCown, geschult von Containerpionier Malcom McLean, betont, dass offizielle Hafenstatistiken verlässlicher sind, da sie auf tatsächlichen Containerbewegungen basieren. Die Abweichung resultiert vermutlich aus methodischen Unterschieden, etwa der Nutzung von Vorabdaten durch Descartes.
Westküste gewinnt, Ostküste verliert
Die Importströme verlagern sich geografisch. Häfen an der Westküste, besonders Los Angeles und Long Beach, verzeichneten ein Wachstum von 13,9 Prozent bzw. 12 Prozent. Sie nehmen den Ostküstenhäfen wie Savannah oder Charleston Marktanteile ab, die Rückgänge hinnehmen mussten. Die Nähe zu Asien und optimierte Logistikketten machen die Westküste attraktiv, wenn Waren schnell ins Land kommen müssen, bevor Zölle greifen.
Auch die Herkunft der Importe wandelt sich. China bleibt führend, doch Importeure suchen Alternativen. Vietnam steigerte seine Exporte in die USA um 32,5 Prozent, gefolgt von Italien mit 29,9 Prozent und Thailand mit 13,4 Prozent. „Unternehmen versuchen, ihre Abhängigkeit von China zu reduzieren“, sagt Wood. Dennoch wird diese Diversifikation die Lücke, die ein Rückgang der chinesischen Importe hinterlassen könnte, kaum schließen.
April-Zahlen: Ein letztes Hoch?
Der April-Boom der US-Containerimporte steht in gewissem Widerspruch zu den wöchentlichen Zahlen des Hafens von Los Angeles, die einen Rückgang andeuten. Auch die heute veröffentlichten Daten des chinesischen Zolls zeigen auf den ersten Blick ein anderes Bild, mit sinkenden Exportvolumen in die USA. Erst die US-Zollstatistik, die in zwei Monaten erscheint, wird Klarheit schaffen. Gleichzeitig passen die Importzahlen zu der Entwicklung der Frachtraten, die auf eine stabile Nachfrage hindeuten. Die Entwicklung der nächsten Wochen wird zeigen, welche Sicht dominiert: ein Handel, der durch die Zolleskalation fast zum Stillstand kommt, wie viele Experten warnen, oder ein weiterhin wachsender Handelsfluss. Vielleicht markiert der April nur ein letztes Aufbäumen des globalen Handels, bevor die neuen Zollrealitäten greifen.
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Ist wie mit russischem Gas, es kommt in Europa an und ist nur nicht direkt von Russland gekommen.
Teil der China Ware läuft über andere Länder
@Torsten
nur mit dem Unterschied, dass viel weniger russisches Gas ankommt…