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Öl-Sanktionen der EU starten am 5. Dezember Türkei will Versicherungsschutz für Tanker – Problem für Russland

Die Türkei verlangt zum Start der EU-Sanktionen ab Dezember Versicherungsschutz für Öl-Tanker aus Russland. Das könnte ein Problem werden.

Ein Schiff fährt durch den Bosporus

Können Öl-Tanker aus Russland bald nicht mehr den Bosporus und die Dardanellen passieren? Die EU-Sanktionen gegen Rohöl aus Russland treten am 5. Dezember in Kraft (hier eine Übersicht aller Sanktionen). Darin eingeschlossen sind auch Dienstleistungen rund um Öl-Lieferungen. Aber wenn russische Tanker bald keinen Versicherungsschutz mehr haben sollten, und in sehr engen türkischen Gewässern einen Unfall haben, wer kommt dann für die Schäden auf? Dies könnte für Russland nun ein Problem werden.

Die Türkei will nämlich verlangen, dass Öltanker aus Russland, die die wichtige Bosporus-Schifffahrtsstraße passieren, nachweisen müssen, dass sie angemessen versichert sind, so berichtet es aktuell Bloomberg. Dies ist ein Schritt, der Auswirkungen auf Russlands riesiges Rohöl-Exportprogramm haben könnte. Schiffe, die Öl durch die Wasserstraße und die nahe gelegenen Dardanellen transportieren, müssen ein Schreiben ihres Versicherers vorlegen, aus dem hervorgeht, dass der Versicherungsschutz für die betreffende Schiffsreise und Ladung gewährleistet ist, so das türkische Verkehrsministerium in einem Rundschreiben.

Tanker-Verkehr durch die Türkei

Die Vorschriften gelten ab dem 1. Dezember, nur wenige Tage bevor die Europäische Union und Großbritannien aggressive Sanktionen gegen russische Öltransporte verhängen, die die Verfügbarkeit von Standardversicherungen für die Branche drastisch beeinträchtigen werden. Ein Direktor der Institution, die den Seeverkehr regelt, bestätigte das Schreiben und sagte, das Motiv dahinter sei die Einhaltung der EU-Sanktionen, obwohl die Türkei nicht dazu gehört.

Er sagte, der Schritt könne sich durchaus auf russische Tanker auswirken, wenn sie Schwierigkeiten hätten, die erforderliche Schutz- und Haftpflichtversicherung zu erhalten, die Eigentümer gegen Haftungen wie Ölverschmutzungen absichert. Die Maßnahme dürfte die Sicherheit im Seeverkehr entlang der türkischen Meerengen erhöhen, sagte er.

Durchfahrtsroute durch die Türkei

Im Rahmen der Sanktionen der EU und Großbritanniens können Schiffe weiterhin eine branchenübliche Deckung erhalten, sofern die beförderten Ladungen unter einer noch festzulegenden Preisobergrenze gekauft werden. Die türkische Meerenge ist eine wichtige Wasserstraße für viele Waren, die aus dem Schwarzen Meer exportiert werden, darunter Öl aus Russland und Kasachstan.

Wenn Schiffe unversichert durch die Meerenge fahren, könnte es zu erheblichen Schäden an der Wasserstraße kommen und der Schiffsverkehr könnte zum Erliegen kommen, wenn ein unversichertes Schiff verunglückt, heißt es in dem Rundschreiben. Daher wird ein Schreiben, das den Versicherungsschutz garantiert, als Lösung für dieses Problem angesehen, heißt es weiter. Die International Group of P&I Clubs hat ihren Sitz in London, und organisiert den Versicherungsschutz für 95 % der weltweiten Tankerflotte. Sie ist auch bei der Rückversicherung auf Europa angewiesen.

FMW: Laut jüngsten Tanker-Verfolgungsdaten von Bloomberg fiel der tägliche russische Export von Rohöl über das Schwarze Meer zuletzt auf ein Dreiwochentief von ca 0,3 Millionen Barrels pro Tag. Bei insgesamt 2,9 Millionen Barrels pro Tag von allen russischen Häfen ist das keine ausschlaggebende Menge – dennoch wäre es eine Beeinträchtigung für Russland in seinem Bemühen Öl auf dem Weltmarkt zu bringen.

FMW/Bloomberg



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6 Kommentare

  1. Russisches Erdöl könnte sicherlich von russischen Tankern auf griechische Tanker umgeladen werden, damit diese dann den Bosporus passieren.

  2. Hallo Holger Voss,
    wenn ich richtig informiert bin, dann verfügt Griechenland über 27% der weltweiten Tankerflotte, und Griechenland hat ganz offiziell die Genehmigung von der EU, für Russland Öl zu transportieren. Das Öl landet dann auch in Italien, wo die Raffinerien auf Hochtouren laufen, um für die USA Diesel zu produzieren. Denn Diesel fällt nicht unter das Embargo.
    Die EU kauft dann aus Asien das Rohöl oder die Produkte daraus zurück.
    Es ist genug Öl am Markt, es wird nur eben teurer für Deutschland und einigen Ländern in der EU.
    Das war ja auch wohl der Sinn der „Energiewende“.
    Ich hatte mir allerdings darunter vorgestellt, dass die „Erneuerbaren“ so billig werden, dass es sich nicht mehr lohnt Öl über die Weltmeere zu transportieren.
    Oder besser gesagt, man hat es vergeblich versucht mir einzureden.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Helmut, echt jetzt?! Italien produziert für die USA Diesel? Weil die kein eigenes Öl und keine Raffinerien haben, oder was?

  3. Sanktions-Schlupfloch: So gelangt russisches Öl in amerikanische Autos

    „Sanktions-Schlupfloch: So gelangt russisches Öl in amerikanische Autos“ https://www.merkur.de/wirtschaft/sanktionen-schlupfloch-russland-usa-oel-benzin-raffinerie-lukoil-konzerne-ukraine-news-zr-91890230.html

    1. Nun Helmut, es geht ja hier um die Ölsanktionen der EU mit Beginn am 5. Dezember.
      Dazu nur der abschließende Satz aus dem Artikel vom Merkur: „Immerhin: Wenn auch das Öl-Embargo der EU gegen Russland am 5. Dezember in Kraft tritt, könnte es mit dem Schlupfloch über die sizilianische Raffinerie für Lukoil vorbei sein.“

      Und was soll eigentlich der abwegige Vergleich von Erneuerbaren und Öl?
      Der erste Schritt der Energiewende ist die massive Steigerung der Stromproduktion. Danach sollen mehr und mehr Verbrenner durch E-Autos ersetzt werden. In einem weiteren Schritt folgt dann der Betrieb von Flug-, Schiffs- und Schwerlastverkehr durch E-Fuels und Wasserstoff.
      Ölheizungen sollen nach und nach ersetzt werden, nicht von heute auf morgen.
      In der chemischen und Pharma-Industrie kann Öl ohnehin nicht durch Erneuerbare ersetzt werden. Das ist ein völlig anderes Feld.

      Was für ein tieferliegendes Problem liegt deinen ständigen Frotzeleien eigentlich zugrunde?
      Hat irgendjemand irgendwann behauptet, die Energiewende sei nach 1 Jahr Regierungszeit komplett abgeschlossen? Es geht um Zeiträume bis 2050, mit Zwischenzielen so gegen 2035 und 2045.

  4. Es gibt noch etwa 5,5 Millionen Ölheizungen in Deutschland. Geschätzt könnten das 10 oder 15 Millionen Haushalte sein. Wer noch Platz im Tank hat, sollte ihn voll machen.
    Wenn ab Dezember dann die Ölpreise anziehen, hat der Ölheizungsbesitzer etwa 1 Jahr Ruhe.
    Wenn dann nun das Öl teurer wird, weil das russische Öl erst nach Asien geliefert wird, und dann wieder zurück, oder auf See umgepumpt wird, wen trifft es dann finanziell mehr?
    Putin, weil er auf die Öl-Lieferungen vielleicht einen Sonderrabatt gibt, oder die Deutschen, weil sie die erhöhten Rohölpreise zahlen müssen, weil es noch zusätzlich mindestens einen Zwischenhändler gibt, plus längerer Transportwege oder plus Kosten für das Umpumpen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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