Devisen

Türkische Lira fällt erneut deutlich – Erdogan mit klarer Aussage zu Zinsen

Die türkische Lira verliert erneut deutlich an Wert. Verantwortlich dafür sind neue Aussagen von Präsident Erdogan zum Thema Zinsen.

Der türkische Präsident Erdogan

Die türkische Lira wertet weiter kräftig an. Zahlte man gestern früh noch 16,60 Lira für 1 US-Dollar, so sind es aktuell bereits 17,15 Lira. Vor 30 Tagen lag der Wechselkurs noch bei 15. Letzte Woche Freitag wurde die Inflation in der Türkei mit 73,5 Prozent vermeldet – sie klettert immer weiter nach oben. Und die Zentralbank in Ankara hat dieses Jahr die Zinsen bisher nicht angehoben. Letztes Jahr wurden sie unter Druck von Präsident Erdogan sogar von 19 auf 14 Prozent gesenkt. Seitdem klebt der Leitzins bei 14 Prozent. Die Inflation läuft, die türkische Lira wertet ab.

Warum die türkische Lira jetzt erneut abwertet

Jetzt sehen wir diese weitere schubweise Abwertung in der türkischen Lira. Dies liegt an Aussagen von Präsident Erdogan. So sagte er in einer im TV übertragenen Rede, dass die türkische Regierung die Zinsen nicht erhöhen wird. „Ganz im Gegenteil, wir werden die Zinssätze weiter senken“, so seine Worte. Höhere Zinsen würden laut Erdogan „die Reichen reicher und die Armen ärmer“ machen.

Also: Von 14 Prozent Leitzins dürfte es weiter abwärts gehen, was folglich den weiteren Anstieg der Inflation nicht abbremsen sollte. Interessant ist aber auch seine Wortwahl, dass es die Regierung sei, die die Höhe der Zinsen festlegt. Damit ist auch der letzte Hauch an Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank futsch. Erdogan macht die Vorgaben, die Notenbanker haben umzusetzen. Aber immerhin – sie hatten in den letzten Monaten die Zinsen nicht weiter gesenkt. Wehren sich die (neuen von Erdogan eingesetzten) Notenbanker gegen weiter fallende Zinsen? Oder werden sie demnächst – wie nun von Erdogan klar formuliert – wirklich weiter senken? Für die türkische Lira sind es jedenfalls keine guten Aussichten.

Wirklich 73,5 Prozent Inflation, oder nicht viel mehr?

Liegt die Inflation in der Türkei wirklich bei 73, Prozent? Oder ist sie in Wirklichkeit längst viel höher? Jüngste türkische Medienberichte lassen vermehrt Zweifel am türkischen Statistikamt aufkommen. So habe das Amt bei der Veröffentlichung der Inflationsdaten am letzten Freitag auf die sonst üblichen Grafiken zu den Preissteigerungen der einzelnen Komponenten des Inflationskorbs verzichtet. Seit 2018 wurden mehrere Chefs der Statistikbehörde ausgetauscht. Oppositionspolitiker in der Türkei äußern sich äußerst kritisch über die Höhe der amtlich veröffentlichten Inflation. Zweifel an der Wahrhaftigkeit von amtlichen Daten können das Vertrauen in die türkische Lira weiter schwächen. Wenn man am Devisenmarkt nämlich vermutet, dass die Inflation in der Türkei tatsächlich weitaus höher ist, könnte man eine weitere Lira-Abwertung in Betracht ziehen.

Verlauf von US-Dollar vs türkische Lira in den letzten zwölf Monaten Verlauf von US-Dollar vs türkische Lira in den letzten zwölf Monaten.



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5 Kommentare

  1. der erdogan macht das richtige. ich würde das gleiche machen. warum immer orthodoks handeln, nein neue wege gehen in dem man mal paradoks handelt.
    warum? die túrkei als ein schwellenland hat schon 2 mal das gleiche erlebt.
    die zinsen angehoben und danach ging das immer weiter und mündete in einer devalvation – besxhleunigte geldentwertung.
    die zinsen einmal angehoben ging es flott weiter 20/50/100/1000 % habe ich schon gesehen. zwei mal hat sich das in den letzten 30-40 jahren ereignet.
    also warum mal nicht paradoks handeln ?
    muss man immer das machen was der markt will. was will der finanzmarkt ? wohl nichg dein wohl eher dein bestes.
    von daher, wenns klappt alles gut, wenn’s nicht funktioniert – ein versuch war es wert.

    1. @md, alter Bazi und Paradoks.
      Nach deiner Logik, warum sollte Erdo, der Große, nicht auch gleich ähnlich widersinnig bei der Aufnahme von Finnland in die NATO agieren? Neue Wege, indem man mal paradoks-besxhleunigt handelt. Einen Versuch war’s wert, ein bisserl moderater und interessenoffener Russland-Freund aus der Türkei kann doch nicht schaden.
      Schlimm isses hoch im Norden mit dem Terrosrismus, drei oder vier potenzielle Anti-Turk-Terroristen in Schweden, das erlaubt den Schluss, da oben bei den Nord-Nazis züchtet man die Türkenfeide bestimmt gleich nesterweise auch in Finnland.

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