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Türkische Lira mit Allzeittief gegen Euro: Inflation und Erdogan deuten auf weitere Schwäche

Gestern bereits hatten wir angesprochen, dass der Euro gegen die türkische Lira bald einen Durchbruch schaffen könnte. Dass es schon heute so weit ist, hätten wir auch nicht gedacht. EURTRY steigt aktuell auf...

FMW-Redaktion

Gestern bereits hatten wir angesprochen, dass der Euro gegen die türkische Lira bald einen Durchbruch schaffen könnte. Dass es schon heute so weit ist, hätten wir auch nicht gedacht. EURTRY steigt aktuell auf 4,2440, und durchbricht damit die Hängepartie, wo man versuchte seit Wochen über das Niveau von grob 4,20 hinauszukommen. Für Chartisten geht es jetzt darum, ob der Kurs sich auch in den nächsten Tagen über 4,20 hält, damit er zügig weiter steigen kann.

Die aktuellsten Inflationsdaten für die Türkei aus dem Monat September zeigen +11,20% auf Jahresbasis nach 10,68% im August. Dabei liegt die Prognose der türkischen Zentralbank für das Jahresende immer noch bei 9,72%. Die Zinsen hatte man zuletzt unverändert gelassen. Marktbeobachter vermuten, dass die angeblich unabhängigen Notenbanker Angst haben von Präsident Erdogan bei einer Zinsanhebung entlassen zu werden.

Die wäre aber dringend notwendig, wenn die Inflation jetzt schon so deutlich höher liegt als erwartet. Aber ja, da ist doch noch was. Erdogan wiederholte jüngst seine schon öfters getätigten (hochkompetenten?) Aussagen über den Zusammenhang von Inflation und Zinsen. So sagte er mal wieder, dass die Türkei bisher nicht in der Lage sei die Inflation einzudämmen. Grund dafür seien die hohen Zinsen. Dass der Mechanismus sich genau anders rum verhält, traut sich wohl niemand ihm zu sagen… freundliche und zurückhaltende Beobachter bezeichnen diese Art der Betrachtung als „unorthodoxe Sichtweise“. Sehr nett ausgedrückt, möchten wir meinen!

Aber in einer Sache hat Präsident Erdogan dann doch recht. Die hohen Zinsen behindern die Wirtchaft, denn sie verteuern Kredite. Aber man kann eben nicht alles haben. Die folgende Grafik zeigt, wie stark einzelne Bereiche für die Verbraucher in der Türkei binnen eines Jahres teurer geworden sind. Lebensmittel sogar um 12,5%, Transport um 16,1%, Restaurantbesuche um 11,45% usw. Und da kommen wir wieder zurück zur türkischen Lira. Wenn die Notenbanker die Inflation nicht mit höheren Zinsen eindämmen (können), läuft es vermutlich auf eine weitere Abwertung der Lira hinaus. Bei einer Zinsanhebung gäbe das einen Schub für die Lira, und EURTRY würde wohl spürbar fallen.


Grafik: Turkstat


EURTRY seit 21. September.


EURTRY seit März.



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1 Kommentar

  1. war ein super tip. danke an dieser stelle noch mal auf die aufmerksamkeit welche ich natürlich genutzt habe. ;)

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