Mit einem Kurs von 8,97 Lira für 1 US-Dollar erreicht die türkische Lira heute ein neues Rekordtief (aktuell 8,93). Der jüngste große Schock für die Devisenmärkte fand am 23. September statt, also die türkische Zentralbank den Leitzins von 19 auf 18 Prozent absenkte – und das bei einer immer weiter steigenden Inflation! Vorher musste man „nur“ 8,65 Lira für 1 US-Dollar zahlen. Seitdem geht die Abwertung der türkischen Lira weiter, und sie könnte noch an Fahrt aufnehmen.
Türkische Lira wertet weiter ab
Aktuell wertet die türkische Lira weiter ab, weil Präsident Erdogan nun offenbar das Vertrauen in den von ihm ernannten Zentralbanchef Sahap Kavcioglu verloren hat, den er erst dieses Jahr einsetzte, weil dessen Vorgänger den Leitzins nicht senken wollte. Kavcioglu hat den Leitzins auch monatelang oben gehalten bei 19 Prozent, und erst am 23. September „nur“ auf 18 Prozent gesenkt. Offenbar ist das viel zu wenig, denn Präsident Erdogan fordert seit Monaten einen Leitzins von unter 10 Prozent. Seiner Meinung nach verursachen die hohen Zinsen Inflation.
Außerdem gibt es von gestern Aussagen von Zentralbankchef Kavcioglu, wonach er meint eine Verlangsamung der Kerninflationsrate in der Türkei erkennen zu können. Und das, obwohl die Kerninflation von August auf September von 16,76 Prozent auf 16,98 Prozent angestiegen ist. Wichtig an dieser Aussage ist: Seit kurzem blickt die Zentralbank in Ankara nur noch auf die Kerninflation, und nicht mehr auf die gesamte Inflation. Der Vorteil dabei ist, dass die Kerninflation spürbar niedriger liegt als die gesamte Inflation. Somit hat die Zentralbank plötzlich mehr Spielraum für Zinssenkungen. Meint man jetzt, dass die Kerninflation sinkt, wäre noch mehr Spielraum für sinkende Zinsen in der Türkei vorhanden.
Mögliche Gründe für eine weitere Abwertung der Lira
Nun steigt die Inflation in der Türkei immer weiter an. Von August auf September war es ein Zuwachs von 19,25 Prozent auf 19,58 Prozent. Weiter sinkende Zinsen würden Zinsanlagen in der Türkei noch weniger attraktiv machen. Ein Geldfluss raus aus der Türkei würde die türkische Lira folglich noch weiter schwächen. Am 21. Oktober steht die nächste Zinsentscheidung der Zentralbank in Ankara an. Ebenso könnte man überlegen, ob der Stuhl des Zentalbankchefs wackelt, weil er nicht schnell genug die Zinsen senkt?
Oben drauf kommt ganz aktuell die heutige Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten für September. Wir werden um 14:30 Uhr darüber berichten. Je nachdem wie die Zahlen ausfallen, könnte der US-Dollar stark in Bewegung geraten. Dementsprechend könnte alles was gegen den US-Dollar gehandelt wird, ab 14:30 Uhr auch in Bewegung geraten, so auch die türkische Lira.
Chart zeigt Kursverlauf von US-Dollar vs Türkische Lira in den letzten 30 Tagen.
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