Devisen

Türkische Lira wertet ab – Erdogan droht den Vereinigten Staaten

Türkei Flagge

Die türkische Lira wertet ab. Was ist da los? Wir begeben uns auf eine kleine Spurensuche, und beginnen am letzten Donnerstag. Da senkte die türkische Zentralbank den Leitzins von 14% auf 12%, wobei der Markt eine Senkung auf 12,5% erwartet hatte. Somit hat die Zentralbank binnen weniger Monate vier Mal den Leitzins gesenkt, und das kräftig von 24% auf jetzt 12%.

Gegen die normale Marktlogik konnte die türkische Lira dann sogar leicht aufwerten. USD vs Lira fiel von 5,79 auf 5,77 bis zum nächsten Tag. Und von da an geht es bergauf für den Dollar gegen die Lira bis auf 5,85 am heutigen Montag. Zwischenzeitlich gab es positive Nachrichten vom Handelskrieg der USA mit China, was dem US-Dollar half. Der Dollar-Index konnte in den letzten Tagen nicht so sehr profitieren, weil der US-Dollar in diesem Währungskorb auch gegen das britische Pfund gehandelt wird. Und das Pfund ist nach dem Wahlsieg von Boris Johnson in UK quasi durch die Decke gegangen. Deswegen wirkt es im Währungskorb so, dass der US-Dollar die letzten Tage nicht besonders stark war.

Türkische Lira wertet ab wegen Erdogan-Aussagen

Aber gegen die türkische Lira kann man die Stärke des US-Dollar sehen. Das wichtigste Argument, warum die Lira aktuell Schwäche zeigt, ist aber wohl eher politischer Natur. Präsident Erdogan hat laut aktuellen Berichten den USA damit gedroht den von den USA benutzten Luftwaffenstützpunkt Incirlik zu schließen. Dabei geht es um mögliche US-Sanktionen gegen die Türkei und auch um eine mögliche Reaktion der Türkei auf die Anerkennung des Völkermords an den Armeniern im ersten Weltkrieg durch den US-Senat. Incirlik liegt im Südosten der Türkei. Von dort aus sind die Amerikaner in der Lage in kürzester Zeit Länder wie Syrien, Irak etc zu erreichen. Man kann sich schnell denken, wie strategisch wichtig dieser Stützpunkt die das US-Militär ist in Sachen Nahost-Geostrategie.

Wir hatten Incirlik schon mehrmals die letzten Monate angesprochen als möglichen Grund dafür, warum Donald Trump die Türkei bei Sanktionsandrohungen mit Sandhandschuhen angefasst hatte. Da war zum Beispiel der Einmarsch der Türken in Syrien, und der türkische Raketenkauf in Russland, was die Amerikaner hart getroffen hatte. Wirklich deftige Sanktionen blieben aus – wohl weil man im Pentagon nur zu gut weiß, dass Erdogan diesen Stützpunkt als Trump in der Hinterhand hat. Dass Erdogan droht, bringt Bewegung am Devisenmarkt. Bei Unsicherheit besteht immer ein Sog in Richtung des „sicheren“ US-Dollar.

Der folgende Chart zeigt den Verlauf von US-Dollar vs Türkische Lira in den letzten 30 Tagen. Die Abwertung der Lira setzt sich fort, zwar in kleinen Schritten, aber spürbar. Der zweite Chart zeigt den Verlauf im großen Bild seit Ende 2018.  Die Tendenz ist steigend für den US-Dollar, somit fallend für die Lira. Schwache Wirtschaftsdaten und eine wieder ansteigende Inflation in der Türkei könnten für eine weitere Lira-Abwertung sorgen.

US-Dollar vs Türkische Lira in den letzten 30 Tagen

USD vs Türkische Lira seit Ende 2018



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3 Kommentare

  1. Das der Erdogan Trump in der Hinterhand hat wusste uch gar nicht wirkt irgendwie grösser im TV

    1. Da war mit sicherheit „Trumpf“ gemeint! Aber sehr aufmerksam muss ich schon zugeben…

  2. Die US Sanktionen gegen Nord Stream 2 gelten auch für Turk Stream. Diese Sanktionen soll Trump nächste Woche unterschreiben. Vielleicht geht es auch um diese Sanktionen. Das sind beides ältere Projekte. Vermutlich haben beide Projekte als Basis Währung den US Dollar genommen.

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