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TUI: 1,8 Milliarden Euro vom Staat – Entlassung von 8.000 Mitarbeitern

Mein Schiff von TUI

Ist die Headline zu simpel, zu verkürzt, unfair? Rückblick. Am 27. März genehmigte der deutsche Staat 1,8 Milliarden Euro KfW-Kredite für die TUI. Dies ist und war verständlich. Die Reisebranche wurde komplett auf Null gesetzt, und irgendwie musste gestützt werden. Tja, und dann? Heute hat die TUI eine umfangreiche Mitteilung veröffentlicht, in der zahlreiche Maßnahmen verkündet werden, unter der Headline „Globale Neuaufstellung und Kostensenkungen“. Darin enthalten: Der Abbau von 8.000 Stellen. Liest man die Mitteilung, dann könnte man glatt den Eindruck gewinnen, dass die TUI die Staatskohle bequem nutzt um den ganzen Laden so richtig schön zu „entschlacken“. Einen perfide Ungerechtigkeit?

TUI-Rettung Ansichtssache?

Hat man da dem Falschen einen Kredit auf Steuerzahlerkosten gewährt? Ist es moralisch nur gerechtfertigt einem großen Konzern mit vielen Angestellten Staatskredite zu gewähren, wenn hier keinerlei Entlassungen im Zuge der Coronakrise durchgeführt werden? Oder ist es mit Blick auf die Zukunft sinnvoll, dass sich große Unternehmen gerade jetzt neu aufstellen, Strukturen anpassen, und auch dank der Hilfe der Steuerzahler Mitarbeiter entlassen? Das kann man so oder so sehen. Man könnte zum Beispiel argumentieren, dass es besser ist jetzt einen Teil der Belegschaft zu entlassen, damit nach der Krise die restliche Belegschaft auf Jahre hinweg einen sicheren Job hat. Die TUI selbst argumentiert in erster Linie, dass die Staatshlife über die KfW der kurzfristigen Sicherung zusätzlicher Liquidität diente, um die Krise zu überleben. Hier die beiden entscheidenden Passagen aus der heutigen Veröffentlichung. Zitat TUI:

Unmittelbar nachdem TUI in Folge der weltweiten Reisebeschränkungen gezwungen war, das Geschäft weitgehend einzustellen, hatte sich der Konzern entschieden, einen KfW-Überbrückungskredit in Höhe von 1,8 Milliarden Euro zu beantragen. Damit sollen die beispiellosen Auswirkungen der Pandemie abgefedert werden, bis der normale Geschäftsbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Die deutsche Bundesregierung genehmigte den Kredit am 27. März. Am 8. April gaben auch die Banken, die die bestehende Kreditlinie der TUI in Höhe von 1,75 Milliarden Euro („Revolving Credit Facility“) zur Verfügung stellen, ihre Zustimmung zur vertraglichen Integration des neuen Kredits. Das schnelle Handeln des TUI-Vorstands ermöglichte somit eine kurzfristige Sicherung zusätzlicher Liquidität. Zum 10. Mai 2020 verfügte der Konzern über Finanzmittel und verfügbare Kreditfazilitäten in Höhe von ca. 2,1 Milliarden Euro.

Und hier der Part der Kostensenkungen, wo auch die Entlassungen erwähnt werden. Zitat TUI:

Die erhaltenen Kredite müssen in einem kurzen Zeitraum zurückgezahlt und die hohe Verschuldung zügig wieder abgebaut werden. Damit sich die operativ starke Entwicklung auch in einem nach der Pandemie global geschwächten Markt fortsetzen kann, setzt der Konzern nun ein globales Programm mit umfangreichen Kostensenkungsmaßnahmen um. Damit wird die bereits eingeleitete Transformation zu einem digitalen Plattform-Unternehmen weiter beschleunigt. Joussen: „Die TUI soll gestärkt aus der Krise hervorgehen. Aber sie wird eine andere TUI sein und ein anderes Marktumfeld vorfinden als vor der Pandemie. Das macht Einschnitte erforderlich: bei Investitionen, bei Kosten, unserer Größe und unserer Präsenz in aller Welt. Wir müssen schlanker sein als vorher, effizienter, schneller und digitaler. Unsere 2019 gestartete „Asset right“ Strategie werden wir noch zielgerichteter und schneller umsetzen. Wir werden auf allen Ebenen digitaler – insbesondere der Ausbau der digitalen Plattformen in den neuen Märkten und für unsere Aktivitäten in den Urlaubsregionen wird beschleunigt. Unsere so genannten Overhead-Kosten wollen wir dauerhaft über den gesamten Konzern um 30 Prozent reduzieren. Weltweit wird das Auswirkungen auf rund 8.000 Stellen haben, die wir nicht besetzen oder abbauen. Damit wir auch nach der Krise zur erfolgreichen Entwicklung der vergangenen Jahre zurückfinden, müssen wir die Neuaufstellung jetzt zügig umsetzen.“

TUI-Aktie verliert heute 2,6 Prozent.



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