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Ungarn schafft neuen Zinssatz mit 17 Prozent Höhe – Forint springt hoch

Ungarn schafft einen neuen Zinssatz mit 17 Prozent Höhe. Aktuell springt daraufhin der ungarische Forint gegen den Euro hoch.

Das Parlament in Budapest als Symbol für Ungarn

Die Zentralbank in Budapest hatte dieses Jahr den Leitzins für Ungarn bereits massiv angehoben, in mehreren Schritten von 3 auf 13 Prozent. Aber der ungarische Forint wertete gegenüber dem Euro immer weiter ab – und das obwohl die EZB ihre Zinsen im Vergleich dazu nur minimal angehoben hat. Nun aber war die Forint-Abwertung offenbar zu viel des Guten für die Notenbanker in Budapest.

Um den freien Fall des Forint zu stoppen, hat Ungarn heute Mittag einen neuen Zinssatz eingeführt, der einen erheblichen Aufschlag zum Leitzinsniveau bietet, so berichtet es aktuell Bloomberg. Dabei hatte die Zentralbank in Budapest erst vor nicht einmal einem Monat entschieden, ihre aggressive Straffung der Geldpolitik zu beenden.

Ungarns Zentralbank führt jetzt einen neuen Satz für Tageseinlagen ein, der mit 18% fünf Prozentpunkte über dem Basiszins liegt. Ministerpräsident Viktor Orban hatte seinen Finanzminister und die Notenbank vorab gemahnt die Inflation einzudämmen. Über ein neues 1-Tages-Swap-Instrument zur Bereitstellung von Fremdwährungsliquidität bietet Ungarn nun 17% Zinsen, wie Zentralbank-Vize Barnabas Virag heute in einer Videoschalte mitteilte. Die Herausforderungen für den Forint hätten “den Einsatz gezielter, zeitlich begrenzter Instrumente” erfordert, hieß es in der Erklärung. “Eine Intervention war nötig”, so Virag.

Nach der Ankündigung der Zentralbank gewann der Forint zum Euro 3% an Wert. Einen solchen Anstieg gab es seit 2011 nicht mehr. Der bisherige Wertverlust der ungarischen Währung gegenüber dem Jahreswechsel schrumpfte damit auf unter 12%.

Chart zeigt Euro gegen Forint seit Jahresanfang

Angesichts steigenden Fremdwährungsbedarfs zur Finanzierung von Erdgasimporten in Ungarn hatten Forint-Leerverkäufe die Landeswährung am Donnerstag auf ein Rekordtief zum Euro gedrückt. Laut Virag drohte wegen der sich verstärkenden Dynamik beider Faktoren ein Teufelskreis, der das mittelfristige Ziel der Preisstabilität bedrohte.

Der Schritt bedeutet eine Rückkehr zu einer konventionelleren Geldpolitik, nachdem die Währungshüter im vergangenen Monat ein Ende der Zinserhöhungen verkündet hatten. Der Schritt schreckte Anleger auf, da er mit einem sprunghaften Anstieg der Inflationsrate auf über 20% zusammenfiel, und für den Rest des Jahres eine weitere Preisbeschleunigung erwartet wird. Die Zentralbank strebt eine Inflationsrate von 3% an.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Der Witz der Woche kommt dieses Mal einmal mehr aus Ungarn.

    Ungarn startet Bürgerbefragung zu Russland-Sanktionen der EU:
    Darin werden die Teilnehmer unter anderem gefragt: Befürworten Sie Sanktionen, die die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben, wodurch das Risiko von Hungersnöten in Entwicklungsländern und der Migrationsdruck an den Grenzen Europas erhöht würden?

    Geht noch mehr Suggestivfrage, Ideologie und Unseriosität?
    Wer soll da mit „JA“ antworten. Das sind Minimum drei ablenkende Themen bzw. Schlussfolgerungen, die in einer seriösen Umfrage nichts verloren haben.
    Man könnte auch fragen:
    Befürworten Sie Sanktionen und militärische Maßnahmen, die die üblichen russischen Verbrechen und imperialistischen Bestrebungen im Keim ersticken, um das Risiko von Hungersnöten in Entwicklungsländern und den Migrationsdruck an den Grenzen Europas zu minimieren?

    1. Anders als die Polen, die Geschick darin besitzen, sich Feinde zu machen, scheinen die Ungarn sich durch die Russen-Verbrecher-Imperialisten wenig bedroht zu fühlen. Dabei dürften sie durchaus die Narrative / Mythologien anderer mittel- und osteuropäischer Staaten und des Westblocks teilen. Es kommt aber noch etwas hinzu: gibt es nicht eine ungarische Minderheit in der Ukraine und würde Ungarn von einem Zerfall des ukrainischen Staates nicht vielleicht sogar profitieren, ganz ohne sich verbrecherisch und imperialistenmäßig die Hände schmutzig zu machen? Neutral bleiben und die Sache laufen lassen. Wenig eigene Risiken eingehen und Optionen halten.

      Was diese Volksbefragung betrifft, so ist Demokratie ohnehin nur Polittheater, es sei denn man ist Schweizer.

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