Anleihen

Unternehmensanleihen (IG) in der Eurozone jetzt unter 1% Rendite, dank Mario Draghi

Die EZB kauft seit drei Wochen immer weiter Unternehmensanleihen auf. Der Effekt ist genau so wie erwartet: Die Renditen bei den "hochwertigen" Unternehmensanleihen...

FMW-Redaktion

Die EZB kauft seit drei Wochen immer weiter Unternehmensanleihen auf. Der Effekt ist genau so wie erwartet: Die Renditen bei den „hochwertigen“ Unternehmensanleihen (Investment Grade / IG) fallen immer weiter, weil durch die EZB-Nachfrage die Anleihekurse immer weiter steigen. So ist die durchschnittliche Rendite für diese hochwertigen Anleihen in der Eurozone jetzt unter 1% gefallen.

Die Stimmen von Fondsverwaltern und Versicherungen, die nach der Renditeflaute bei Staatsanleihen auf Unternehmensanleihen umgestiegen waren, sind fast identisch. Wir fassen die Gemütslage mal so zusammen: Verdammter Mist! Keine Rendite mehr. Bei unter 1% Rendite hört der Spaß endgültig auf… jetzt passiert genau das, womit man rechnen konnte. Die Investoren machen sich auf die Suche nach anderen Möglichkeiten halbwegs seriös und halbwegs sicher Rendite am Anleihemarkt abzustauben.

Hierfür könnte man ausweichen auf höher rentierliche Anleihen der US-Regierung, oder auf Unternehmensanleihen ohne IG-Siegel der Ratingagenturen. Dies wären dann die sogenannten Hochzinsanleihen bzw. Schrottanleihen. Und da wären ja auch noch so richtige Renditeknüller in den Emerging Markets zu beachten.

Von 8. Juni bis letzten Freitag hat die EZB Unternehmensanleihen für insg. 4,9 Milliarden Euro aufgekauft. Jetzt, nachdem der gesamte Kapitalmarkt für kurze Zeit in Schockstarre verfallen war wg. dem Brexit-Vote, sind die privaten Anleihe-Emittenten wieder zurück. Gut, die Deutsche Bahn ist kein wirklich privates Unternehmen, aber sie firmiert ja als eigenständiges Unternehmen, und hat heute auch die Chance wahrgenommen vom günstigen Umfeld zu profitieren. Und anscheinend haben merkwürdigerweise gerade Brauereien aus den USA ihre Leidenschaft für frisches EZB-Geld entdeckt. Nachdem Anheuser Bush InBev vor Kurzem Euro-Bonds auflegte die von der EZB gekauft wurden, folgte gestern der US-Konkurrent Molson Coors Brewing auch mit Euro-Anleihen in Höhe von 800 Millionen Euros.

Gut möglich bzw. höchst wahrscheinlich, dass die EZB neben Anheuser auch von Molson Anleihen direkt aufkauft. Pikant: Molson verwendet seine aktuellen Anleiheerlöse direkt dafür den Konkurrenten MillerCoors aufzukaufen. Ist es nicht toll, wie die EZB bzw. der europäische Steuerzahler die Bargeldreserven amerikanischer Brauereien auffüllt? Ja, das ist bestimmt der satzungsmäßige Zweck der EZB, Brauereien in den USA frisches Geld zuführen!? Naja… nochmal ein Blick auf die „seriöseste“ aller Geldanlagen: Die 10jährige deutsche Bundesanleihe liegt aktuell bei einer Rendite von -0,12% – am Freitag waren es direkt nach dem Brexit-Vote noch -0,17%.

Um den Anlagenotstand zu verdeutlichen, der jetzt immer mehr Investoren in die Hände dubioser Emittenten treiben dürfte, diese Zahl um Schluss. Laut dem BoA ML „Euro Broad Market Index“ haben aktuell Investment Grade-Anleihen (private + staatliche) im Wert von 3,8 Billionen Euros eine Negativrendite. Am Tag der Brexit-Abstimmung waren es noch 3,1 Billionen Euro, 6 Monate zuvor 1,8 Billionen. Also, wohin mit all dem Geld? Oder wollen wir alle am Ende des Tages Anleihen kaufen, für die wir am Ende noch Zinsen zahlen müssen?



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