Sind US-Aktien, vor allem die Big Techs, nicht längst völlig überteuert? Und steht nicht schon lange eine große Korrektur, oder gar ein richtiger Börsencrash an? Marcus Weyerer, Director ETF Investment Strategy EMEA bei Franklin Templeton, liefert aktuell eine Analyse, die weiterhin Luft nach oben im seit mehreren Jahren laufenden Bullenzyklus sieht.
Nachfolgend zeigen wir seine Aussagen im Wortlaut: US-Aktien befinden sich nun im vierten Jahr eines starken Bullenmarktes und sind seit 2022 um mehr als 80 % gestiegen. Ein robustes Gewinnwachstum und ein gemischtes, aber weiterhin günstiges makroökonomisches Umfeld stützen weiterhin risikoreiche Anlagen. Die Stärke der Mega-Caps hält an. Angesichts sich abzeichnender Chancen bevorzugen wir bei Small- und Mid-Caps einen aktiven Ansatz zur Diversifizierung.
Vergleiche mit der Internetblase der 1990er Jahre halten wir für unzutreffend – wenn überhaupt, deutet die Geschichte darauf hin, dass der aktuelle Zyklus noch Potenzial hat. Wenn KI das heutige Äquivalent zur Internetrevolution ist, dann war das Debüt von ChatGPT im Jahr 2022 sein „Netscape-Moment”.
US-Aktien befinden sich nun im vierten Jahr eines starken Bullenmarktes und sind seit den Tiefstständen im Oktober 2022 um mehr als 80 % gestiegen. Auch wenn die Bewertungen ambitioniert erscheinen mögen, bleiben die zugrunde liegenden Fundamentaldaten positiv. Das Gewinnwachstum hat sich als widerstandsfähig erwiesen, die Inflation bleibt moderat und das makroökonomische Umfeld ist weiterhin weitgehend günstig. Der S&P 500 hat seit 2022 mehr als 200 neue Allzeithochs erreicht, gestützt durch solide Unternehmensergebnisse und das Vertrauen der Anleger in ein Soft-Landing-Szenario. Obwohl die Volatilität im Zusammenhang mit Zöllen die Stimmung auf die Probe gestellt hat, waren die Rückschläge begrenzt und die Erholungen schnell – unserer Meinung nach ein Beweis für die dauerhafte Stärke des Marktes.
Aus fundamentaler Sicht sehen wir kaum Anzeichen für eine Verschlechterung. Das US-BIP dürfte bis 2026 stetig wachsen, während der Verbraucherpreisindex trotz periodischer Spitzenwerte tendenziell sinkt. Rund 70 % der US-Unternehmen haben im zweiten Quartal die Gewinnerwartungen übertroffen, was die Widerstandsfähigkeit und Rentabilität der Unternehmen unterstreicht. Die Unternehmensberichte für das laufende dritte Quartal sind ähnlich ermutigend. Insgesamt gehen die Konsensprognosen von einem Wachstum des Gewinns pro Aktie von 11,9 % im Jahr 2025 und 13,2 % im Jahr 2026 aus. Diese Zahlen stützen weiterhin die aktuellen Bewertungen.
Argumente für Mega-Caps
Ein Großteil der jüngsten Dynamik konzentrierte sich auf Mega-Cap-Aktien, deren Dominanz eher strukturelle als zyklische Kräfte widerspiegelt. Diese Unternehmen profitieren von ihrer technologischen Größe und Innovationsführerschaft, insbesondere in den Bereichen künstliche Intelligenz und Cloud-Ökosysteme. Im Gegensatz zu den häufigen Vergleichen mit der Dotcom-Blase weisen die heute führenden Unternehmen starke Bilanzen, nachhaltige Cashflows und systemische Preissetzungsmacht auf. Wir sind überzeugt, dass eine solche Konzentration ein Merkmal moderner Märkte und kein Mangel ist. In den letzten zehn Jahren haben Mega-Caps 107 % der Rallye-Performance des S&P 500 erzielt und ähnliche oder geringere Rückgänge verzeichnet.
Der historische Kontext untermauert unseren Optimismus zusätzlich. Die Erholung nach 2022 weist eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Zyklus auf, der 1994 begann, als die Straffung der Geldpolitik durch die Federal Reserve zu Volatilität führte, bevor sie einer der stärksten mehrjährigen Rallyes in der modernen Geschichte Platz machte. Bis Oktober 2025, drei Jahre nach dem Tiefpunkt von 2022, hatte der S&P 500 um 82 % zugelegt – ähnlich wie bei der Rallye Ende der 1990er Jahre. Wenn KI das heutige Äquivalent zur Internetrevolution darstellt, dann war das Debüt von ChatGPT im Jahr 2022 sein „Netscape-Moment”. Vor diesem Hintergrund könnte das Jahr 2025 eher dem Jahr 1997 als dem Jahr 1999 ähneln, was auf weitere Aufwärtspotenziale hindeutet. Historisch gesehen folgen echte Bärenmärkte in der Regel auf exogene Schocks und nicht nur auf überhöhte Bewertungen.
Chancen bei Small- und Mid-Caps
Dennoch sollten Anleger Chancen jenseits der Spitze des Marktes nicht außer Acht lassen. Wir erkennen wachsendes Potenzial im Small- und Mid-Cap-Segment, insbesondere bei US-Industrieunternehmen, die von Reshoring-Initiativen und gezielten Steueranreizen profitieren dürften. Der Russell 2000 Index mit seiner höheren Gewichtung im Industriesektor dürfte überproportional von der Ausweitung der inländischen Produktion profitieren. Angesichts der großen Leistungsunterschiede zwischen kleineren Unternehmen befürworten wir weiterhin einen aktiven, selektiven Ansatz, um in diesem Bereich Alpha zu erzielen.
Übermäßige Vorsicht – ein unterschätztes Risiko
Unserer Ansicht nach ist übermäßige Vorsicht derzeit das größte Risiko für Anleger. Märkte, die überbewertet erscheinen, können dies über Jahre hinweg bleiben, und der aktuelle Zyklus wird nach wie vor durch starke fundamentale und technische Faktoren gestützt. Angesichts robuster Gewinne, günstiger politischer Rahmenbedingungen und innovationsgetriebenen Wachstums glauben wir, dass sich der US-Aktienmarkt weiterhin in einer Hochphase befindet. Um sein volles Potenzial auszuschöpfen, sollten Anleger über klassische Marktsegmente hinausblicken und einen diversifizierten, zukunftsorientierten Ansatz verfolgen.
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Das sind die ersten Anzeichen/Vorboten für einen Crash. Wenn Berichte auftauchen in denen suggeriert wird man sollte sich nicht beim Aktienkauf zurückhalten. Der US Markt ist dermaßen überteuert. Und da soll man als letzter einsteigen‘-)
Ich kann mich gut an das Ende der 90er erinnern. Was hat man für Aktien getrommelt! Der Aktionär, Focus Money und wie sie alle hießen. Selbst am Badesee flogen die Börsenbriefe rum.
Und ich kenne einige die 5stellige Beträge verloren haben, weil die Gier sie trieb.
So sieht es derzeit auch aus. Der Mensch lernt nicht daraus-die nächste Bombe wird platzen.
Ich baue meine Shorts im S&P weiter aus. KI KI wo man liest. Das hatten wir schon mal. Die Welt ist indess keine bessere, friedvollere geworden. Woher der Optimismus kommt ist mir schleierhaft.
„Unserer Ansicht nach ist übermäßige Vorsicht derzeit das größte Risiko für Anleger.“ Ich liebe derart seröse Aussagen…auch das Schaubild vom Tiefpunkt zum Höhepunkt ist geil…wenn man die aktuelle Linie nicht 2022 starten lassen würde, sondern 2020 oder 2018 oder am Tiefpunkt 2016…dann wären wir schon lange über’s Ziel hinaus…einfach schön…Gemälde für die Ewigkeit…sowas sollte im Louvre hängen…
Wenn alles so bombig läuft und wächst und wächst und in alle Richtungen Multi-Milliarden verballert werden: Weshalb braucht man dann Zinssenkungen, um vorgeblich den Arbeitsmarkt zu unterstützen??
Ob wir teuer sind oder nicht, wird nicht durch eine individuelle Gesinnung festgelegt. Der Markt hat immer Recht. Er ändert jedoch auch täglich seine Überzeugung.
“ Glaub nicht alles was du denkst „. Das Timing ist unglaublich wichtig. Eine Überlegung die man als gestandener Anleger oft nicht gerne erwägt ist die, sich eine Zeit lang so oder so rauszuhalten. Im Gegensatz zu den vergangenen Hype‘ s und Katastrophen muss Mann wissen, das überwiegend gesteuerte Programme den Handel bestimmen. Und das in beide Richtungen. In wenigen Sekunden können hunderte Orders einer Adresse durchlaufen…wo will ich da als Individuum den passenden Punkte finden, mich da in den Strom zu werfen und richtig zu liegen?! Das ist der Unterschied zur Jahrtausendwende.
Allerdings gestehe ich meine Überzeugung, das viele Märkte „krank“ sind und sich wie besoffen in unbekannte Regionen auf geschwungen haben. Gleichwohl streben alle Ausschläge irgendwann wieder zur Normalität zurück! Wann das sein wird…wird man wohl am besten im täglichen Wetterbericht erfahren.
Die Big Techs haben eine wahnsinnige Marge, gerade wieder bestätigt und die Gewinne wachsen weiter.
Solange die in den Indizes drin sind ist egal was die anderen Unternehmen machen.