Aktien

US-Aktienmärkte: Auffälligkeiten..

Über die Schizophrenie großer Vermögensverwalter, was unter der Oberfläche abläuft an der Wall Street, und warum die Lage hoffnungslos, aber natürlich nicht dramatisch ist..

FMW-Redaktion

Es geht mal wieder zur Sache an den Aktienmärkten – der Dax hat die mehrfach gesteste Unterstützung bei 12900 gebrochen. Vor US-Eröffnung werfen wir einen Blick auf den „großen Bruder“, sprich die US-Aktienmärkte.

Derzeit, das zeigt eine gestern veröffentlichte Umfrage der Bank of America Merrill Lynch, ist bei den großen Playern eine Art schizophrene Gemütslage zu beobachten: 48% der Befragten (große Vermögensverwalter) finden, der US-Aktienmarkt sei überbewertet – so viele wie noch nie!

Gleichzeitig aber haben eben diese Befragten, die fast zur Hälfte der Meinung sind, dass die US-Aktienmärkte überbewertet sind, ihre Cash-Reserven (knapp unter 4%) zuletzt stark zurück gefahren – sprich sie sind fast voll investiert. Offenkundig hat man Angst, eine weitere Rally zu verpassen und kauft, obwohl man sich beweußt ist, dass der Markt alles andere als günstig ist!

Michael Hartnett von der BoA, der die Umfrage auswertet, meint: Ikarus fliegt schon sehr nahe an der Sonne (sprich: könnte sich bald verbrennen):

“Icarus is flying ever closer to the sun and investors’ risk-taking has hit an all-time high. A record high percentage of investors say equities are overvalued yet cash levels are simultaneously falling is an ominous sign“.

Seit Anfang November ist die Volatilität (gemessen am VIX) um 16% gestiegen, sie liegt derzeit bei 12,82 – der historische Durchschnitt liegt bei 19, also noch reichlich Platz nach oben..

Sieht man sich einzelene Sektoren an, fällt auf, dass der US-Nebenwerte-Index Russell2000, der besonders sensitiv auf die US-Steuerpläne reagiert (weil die darin enthaltenen kleineren Unternehmen durchschnittlich höhere Steuern zahlen als die großen US-Konzerne, die sog. „multinationals“), die anderen großen Indizes underperformt und Anfang November unter seine 200-Tage-Linie gefallen ist.

Was seit Monatsanfang an der Wall Street dagegen sehr gut läuft sind defensive Werte wie „utilities“ (Versorger mit meist hoher Dividenen-Rendite, also Strom-, Wasser-, Gaslieferanten) – sie legten seit Monatsanfang 2,8% zu und handeln auf Allzeithochs. Ebenso nach oben geht es für die auch als defensiv geltenden Immobilienwerte (real estate; +4,1% seit Monatsanfang) und consumer staples (+3,2%). All das sind Zeichen einer einsetzenden Risiko-Aversion.

Die riskanteren Marktsegemente dagegen wie amerikanische Junk-Bonds handeln derzeit auf dem tiefsten Stand seit acht Monaten – man verlangt inzwischen deutlich höhere Risikoprämien, ebenfalls Zeichen einer ansteigenden Risiko-Aversion.

Gleichzeitig liegen in den USA Kreditkartenschulden, Autokredite und Studendentenkredite auf Allzeithoch – der Anteil an Kreditausfällen für Kreditkartenschulden (Credit Card Charge Offs), das zeigen heute veröffentlichte Daten, steigt im Oktober auf 5,23% von 4,16% noch im September – ein scharfer Anstieg. Die Lebenshaltungskosten für die Amerikaner steigen deutlich stärker als das in den offiziellen Zahlen zum Ausdruck kommt (vor allem Mietpreise steigen deutlich) – daher würden weiter steigende Zinsen die US-Konsumenten hart treffen, weil sie deren Kreditkosten verteuern und wenig Puffer vorhanden ist aufgrund der geringen Sparquoten.

Fazit: die Lage ist hoffnungslos, aber natürlich nicht dramatisch..



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