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US-Aktienmärkte: Margin Debt (Hebelung) auf Allzeithoch – der beste Frühindikator für das, was kommt!

Noch nie waren die US-Aktienmärkte so hoch gehebelt wie derzeit. Der Margin Debt ist der wohl beste Indikator dafür, wie groß die Chancen und Risiken an den Märkten sind - und die Hedgefondslegende Paul Singer warnt ebenso wie Bill Gross vor den dadurch entstandenen Risiken..

FMW-Redaktion

Noch nie war die Hebelung an den US-Aktienmärkten so hoch wie derzeit – das zeigen Daten der NYSE. So ist der sogenannte Margin Debt, also faktisch das Volumen, das gehebelt am Markt bewegt wird, nun auf 549,198 Milliarden Dollar gestiegen – Stand Ende April. Das ist ein weiterer Zuwachs von +2,2% zum Vormonat.

Hier sehen Sie die Liste der NYSE zum Margin Debt

Die Daten zum Margin Debt liegen seit dem Jahr 1995 vor, und wenn man sich diesen Daten ansieht, stellt man fest: vor jeder großen Korrektur (bzw. Crash) war der Margin Debt stark angestiegen, dann kurz bevor die Aktienmärkte ihr Hoch erreicht hatten, rückläufig. So etwa erreichte der Margin Debt im März des Jahres 2000 seinen Hochpunkt, während der S&P500 dann im August 2000 sein Hoch erreichte – zuvor war der Margin Debt Ende 1999 stark angestiegen.

Ähnlich in der Finanzkrise: im Jahr 2006 stieg der Margin Debt steil an und erreichte dann im Juli 2007 sein Hoch – während die US-Aktienmärkte im Oktober dann ihr Hoch erreichten. Dann kam es bekanntlich zum herben Crash.

Das gilt auch umgekehrt – so fiel der Margin Debt im Februar 2009 auf ein neues Tief, im März fielen die US-Aktienmärkte auf neues Tiefs und begannen dann zu drehen. Seitdem geht es mit dem Margin Debt nach oben.

Zwischen den Jahren 2010 und 2012 bleibt die Hebelung ziemlich konstant – ab September 2012 geht es dann zügig nach oben (siehe die Verlinkung zur Tabelle oben), doch bleibt die Hebelung dann bis Ende 2016 auf hohem Niveau dann wenig verändert – bis zum Januar 2017, als ein neuer, sehr steiler Anstieg beginnt.

Vergleicht man nun den Chart des S&P500 mit dem (inflationsbereinigten) Chart des Margin Debts, so verlaufen sowohl Anstiege als auch Rückgänge nahezu parallel (siehe dazu https://www.advisorperspectives.com/dshort/updates/2017/05/31/a-look-at-nyse-margin-debt-and-the-market).

Mithin dient also der Margin Debt als eine Art Frühindikator, wie es mit den Aktienmärkten (also dem S&P500) weiter geht. Fällt der Margin Debt, steigen die Kurse aber weiter, ist Vorsicht angebracht – und andersherum. Derzeit jedenfalls ist ein Ähnliches Muster wie Ende 1999 und 2006 zu beobachten: der Margin Debt steigt steil an, ebenso die Aktienkurse. Das bedeutet: da die Marktteilnehmer offenkundig davon ausgehen, dass die Kurse weiter steigen, hebeln sie ihre Positionen stärker. Entstünde nun eine Divergenz zwischen Margin Debt und Kursen – fällt also der Margin Debt, während die Kurse weiter steigen – wäre das ein erstes Anzeichen für eine Korrektur (im Extremfall einen Crash).

Nun hat der in den USA sehr bekannte Hedgefondmanager Paul Singer (Elliott Management Corp.) gewarnt, dass die Aktienmärkte zu stark gehebelt seien: Die Hebelung sei derzeit höher als kurz vor der Finanzkrise, während das Finanzsystem als solches sogar noch weniger gesund sei als damals.


Paul Singer
Foto: World Economic Forum – Flickr: The Global Financial Context: Paul Singer, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24113654

Ähnlich auch Anleihe-Guru Bill Gross gestern: Statt tief zu kaufen, und höher zu verkaufen, kaufe man heutzutage hoch – und bete, dass es glatt geht..



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8 Kommentare

  1. Da verlass ich mich jetzt aber drauf. Und wehe, es kracht nicht bald.

  2. Gar nicht mal so schlecht, und was ist mit der EZB/FED ?

    Wie hoch „gehebelt“ sind die Anleihenmärkte ? Suuuper billig, aus Eurer Sicht, ich weiß… :D se Sky is se limit…. bei den Anleihenmärkten…
    Das KGV der Anleihenmärkte ? – Haben wir vergessen, nie gehört… :(
    Hauptsache, es „kracht“, „die“ sollen endlich aufhören, uns Bären zu ärgern…

    1. @Marko, wenn man eine Blase als Blase benennt (US-Aktienmarkt), heißt das nicht, dass man andere Blasen (Anleihemärkte) leugnen würde..

      1. Selbst wenn der amerikanische Aktienmarkt hoch bewertet ist, aber kann man da schon von einer Blase sprechen? Ich zweifle zumindest.
        Ich sehe überhaupt nur eine Anlageklasse, die ich uneingeschränkt als Blase definieren würde. Das sind die europäischen Anleihemärkte. Und diese Blase wird aber niemals mit einem lauten Knall platzen. So langsam wie die EZB sie nach und nach aufgepumpt hat, so behutsam wird sie die Luft auch mal ablassen – wenn überhaupt.

  3. Ich hab den Glaube an den nächsten Crash trotzdem verloren :-(

    1. Bernhard Zimmermann

      Einer muss ja mal anfangen und viele, viele folgen bis die kritische Masse erreicht ist. Dann kommt der Crash.

    2. Wenn man schon soweit ist, dann kommt er meistens…

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