FMW-Redaktion
Die US-Arbeitsmarktdaten waren mit nur 138.000 neuen Stellen für Mai sehr schwach. Was sagen die Detaildaten aus? Erstaunlicherweise baut der Staat dieses Mal sogar 9.000 Stellen unterm Strich ab. Aber nicht, dass Donald Trump hier den Sensenmann gespielt hätte. Auf Bundesebene gab es sogar neue Stellen. Der Stellenverlust spielte sich nur bei Bundesstaaten und Landkreisen ab, auf die Trump keinen personellen Zugriff hat.
Also hat der Privatsektor im Mai 147.000 neue Stellen geschaffen. Der gesamte Setktor „Produzierendes Gewerbe“ hat daran einen Anteil von nur 16.000 neuen Stellen. Sektoren wie Bergbau und Öl schufen unterm Strich davon 6.000 Stellen, der Bausektor 11.000. Die harte echte Industrieproduktion verliert im Mai sogar 1.000 Stellen. Große Ausreißer gibt es hier nicht. Einzelne Sektoren der Industrie legen etwas zu, andere verlieren etwas. Das dürfte Donald Trump nicht gerne hören.
Ja die Dienstleistungen, wie immer sind sie das große Zugpferd, das die Arbeitslosigkeit optisch schön weit unten hält mit einem gigantischen Angebot schlecht bezahlter Jobs in den USA. Gut, man muss auch fair sein. Selbst der großartigste Präsident aller Zeiten kann in nur vier Monaten keine Wunder vollbringen. Die Dienstleistungen schufen (147.000 abzüglich 16.000 bei der Produktion) 131.000 neue Stellen.
Alle Arten von stationären Einzelhändlern, mit denen Amazon auch nur irgendwie in Konkurrenz treten könnte, bauen auch im Mai weiter ab. Kaufhäuser -3700 Stellen, Lebensmitteleinzelhandel -5300 Stellen, Elektronik-Geschäfte -1800 stellen usw. Der gesamte Einzelhandel verliert 6100 Stellen. Dabei war der Sektor doch jahrelang immer mit ein Garant für neue einfache Jobs. Durch Amazon hat sich dieser Trend seit einigen Monaten umgekehrt. Denn der Branchenprimus macht mehr als die Hälfte des Onlineshopping-Volumens in den USA aus, und wird immer größer. (erst diese Woche hat die Nobel-Marke „Michael Kors“ verkündet mehr als 100 Geschäfte weltweit schließen zu wollen)
Traurig oder ironisch: Im Finanzsektor, der doch eigentlich immer mehr automatisiert wird, gab es im Mai Zuwächse von 11.000 neuen Stellen. Darunter finden sich 4700 neue Stellen für Kreditvermittler. Wenn das nicht etwas über die Vitalität der US-Volkswirtschaft aussagt… 3500 neue Jobs gibt es im Immobiliensektor bei der Gruppe „Vermietungen“. Das zeigt, dass immer mehr Amerikaner umsteigen von Eigenheimbesitzer auf Mieter. Alleine im Mai entstanden im Bereich „Zeitarbeit für Hausmeister und Müllentsorgung“ 12.900 neue Stellen.
Das Bildungswesen schafft 14.700 neue Stellen, die ambulante Pflege +12.600. Der Dienstleistungssektor „Freizeit und Gaststätten“ ist wie so oft gut dabei mit insgesamt 31.000 neuen Stellen, darunter alleine 30.300 neue Jobs für Kellner. Nichts gegen diese Jobs, aber davon kann man vor allem in den USA seinen Lebensunterhalt wohl kaum bestreiten ohne staatliche Zusatzleistungen, wie es sie in Deutschland gibt. Wenn vor allem neue Kellner eingestellt werden, wird damit das Problem vieler (nicht aller) Trump-Wähler nicht gelöst – viel zu schlecht bezahlte Jobs!
Einzelhandel:
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Daten und Grafiken: US BLS
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Das Grundgehalt eines US-Kellners mag mies sein, dass Trinkgeld nicht
@Dieselknecht
Dann lesen Sie mal hier:
http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-03/trinkgeld-usa-gastronomie-abhaengigkeit