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US-Arbeitsmarktdaten in der Detailbetrachtung

FMW-Redaktion

Was für ein Schock für die Märkte waren diese US-Arbeitsmarktdaten. Arbeitslosenquote unverändert, das war zu erwarten. Wichtig aber sind für die Märkte zwei Faktoren: Erstens die Zahl neu geschaffener Stellen, und zweitens, ob die Zahlen für den Vormonat revidiert wurden, denn das geschieht praktisch immer.

Diesmal wurden die August-Zahlen, die schon schlecht waren (136.000), nicht nach oben revidiert. Ein Nackenschlag für die Analysten.

Aber bei der aktuellen Zahl der neu geschaffenen Stellen, wo die Prognose immer so um die 200.000 pro Monat liegt, kam für September was heraus? 142.000. Was sich bei einem Land von 320 Mio Einwohnern nach nicht viel anhört, ist im Detail aber eine Riesenenttäuschung, ein Zeichen der abkühlenden Konjunktur + in dessen Folge rückläufigem Konsum + somit schrumpfender Inflation. Hört man in den letzten Minuten die Meinungen einiger Trader, hört man das Zitat „it´s a disaster“. Denn dutzende großer Banken und Analysefirmen schätzen solche Konjunkturdaten und geben eine Prognose ab. So ergeben sich viele verschiedene Prognosen „von bis“, woraus eine Durchschnittsprognose entsteht. Mit 142.000 lag die Zahl aber sogar unter der niedrigsten Prognose. Das kommt nicht oft vor!

Mit der aktuellen Zahl sinken die durchschnittlich monatlich geschaffenen neuen Stellen in den USA von 260.000 in 2014 auf bisher 198.000 in 2015. Auch diesen Monat wie schon zuvor können die Dienstleistungssektoren weiter zulegen, die Industrie nimmt weiter ab. Wo war nochmal die robuste Konjunktur? Hilfe, QE4 bitte Frau Yellen!

Hinzu kommt diesmal noch: Keine Gehaltszuwächse mehr, denn die Stundenlöhne waren sogar leicht rückläufig mit -0,04% (erwartet +0,2%). Ein Desaster! Das ist erstens für die Realwirtschaft sehr wichtig, und zweitens auch für die Entscheidung der Fed, ob man aufgrund höherer Inflationserwartungen in Oktober oder Dezember die Zinsen anhebt. Nach diesen Daten dürfte die Zinsanhebung der Fed erstmal nach hinten verschoben werden.

Die Investmentbank CIBC sagte vor ein paar Minuten dazu „falls es noch eine Chance für eine Oktober-Zinsanhebung gab, so ist sie jetzt dahin“. Hiermit zielt die Bank darauf ab, dass die Fed vor zwei Wochen ja noch von einer robusten US-Wirtschaft sprach, und man daher die Zinsen demnächst erhöhen könne. Davon kann jetzt wohl kaum noch eine Rede sein.

Die „Fed Fund Futures“, also de facto die Wette darauf, wann die Fed die Zinsen verändert, deuten schon kurz nach den heutigen US-Arbeitsmarktdaten von 14:30 Uhr den Weg. Die Wahrscheinlichkeit einer Oktober-Zinsanhebung der Fed sinkt aktuell auf nur noch 6% gegenüber 18% gestern. Für die Dezember-Sitzung der Fed sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung von 45% gestern auf aktuell 28%. Daran sieht man: die Trader sind sich einig, die Fed erhöht erst 2016 die Zinsen bei den grottigen US-Arbeitsmarktdaten!

Aber was ist passiert? Laut Fed und auch vielen anderen Beobachtern läuft die Wirtschaft doch so robust? Was sichtbar ist für denjenigen, der es auch sehen will: Die Ölindustrie in den USA baut seit Monaten kräftig Stellen ab, was im Umkehrschluss natürlich auch bedeutet, dass sie niemanden neu einstellt. Denn der Ölpreis will einfach nicht steigen, so sehr die Chefs der Fracking-Firmen dafür auch beten.



Hier der wichtigste Teil der Originalmeldung des „Bureau of Labor Statistics“ (Arbeitsmarkt-Statistikbehörde):

„Total nonfarm payroll employment increased by 142,000 in September, and the
unemployment rate was unchanged at 5.1 percent, the U.S. Bureau of Labor
Statistics reported today. Job gains occurred in health care and information,
while mining employment fell.

Household Survey Data

In September, the unemployment rate held at 5.1 percent, and the number of
unemployed persons (7.9 million) changed little. Over the year, the unemployment
rate and the number of unemployed persons were down by 0.8 percentage point and
1.3 million, respectively. (See table A-1.)

Among the major worker groups, the unemployment rates for adult men (4.7 percent),
adult women (4.6 percent), teenagers (16.3 percent), whites (4.4 percent), blacks
(9.2 percent), Asians (3.6 percent), and Hispanics (6.4 percent) showed little
or no change in September. (See tables A-1, A-2, and A-3.)

The number of persons unemployed for less than 5 weeks increased by 268,000 to
2.4 million in September, partially offsetting a decline in August. The number
of long-term unemployed (those jobless for 27 weeks or more) was little changed
at 2.1 million in September and accounted for 26.6 percent of the unemployed.
(See table A-12.)

The civilian labor force participation rate declined to 62.4 percent in September;
the rate had been 62.6 percent for the prior 3 months. The employment-population
ratio edged down to 59.2 percent in September, after showing little movement for
the first 8 months of the year. (See table A-1.)“



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1 Kommentar

  1. So, das war’s, kurz geheuchelte Anteilnahme. Jetzt wieder schnell alles nach oben, irgendwie geht es ja weiter, wie?, ist egal, interessiert nicht. Weitere sechs Monate Zeit verschafft. Crash wird verschoben, wann?, irgendwann! Nur nicht heute keine Zeit für Emotionen, Geld muss kommen für Weihnachten. Europa durchweg im Plus, Daten völlig ausgeblendet, Algos machen ihren Job, die haben wenigstens einen! Wie lange soll diese Illusion noch halten?

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