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US-Arbeitsmarktdaten – wie werden die Aktienmärkte reagieren?

Über die "Lotterie" US-Arbeitsmarktdaten!

Die US-Arbeitsmarktdaten und die Reaktion darauf

Schon im „Normalfall“ sind die US-Arbeitsmarktdaten das Monats-Highlight schlechthin für die Aktienmärkte. Das gilt nun aber umso mehr, als mehrere Fed-Mitglieder zuletzt angedeutet hatten, dass starke Arbeitsmarktdaten die Voraussetzung sind für ein Tapering der US-Anleihekäufe zum Jahresende. Das wiederum wäre der Beginn eines Ausstiegs aus der ultralaxen Geldpolitik, wenngleich die US-Notenbank dann im ersten Schritt statt 120 Milliarden Dollar pro Monat nur noch Staatsanleihen und Mortgage Backed Securities für 110 Milliarden Dollar kaufen würden. Das nur wenig geringere Volumen des QE mag fast irrelevant sein – das Symbol aber, dass der peak der ultralaxen Geldpolitik überschritten ist, wiegt deutlich schwerer.

US-Arbeitsmarktdaten – Blackbox „saisonal adjustments“ und Revisionen

Erwartet werden für die heutigen US-Arbeitsmarktdaten 870.000 neue Stellen. Aber die Flüsterschätzungen liegen bei ca. einer Millionen neuer Stellen – und das trotz der eher schwachen ADP Arbeitsmarktdaten vom Mittwoch. Fed-Mitglied Waller hatte zu Wochenbeginn in einem CNBC-Interview verkündet, dass bei den heutigen Daten eine Millionen neue Stellen und bei den Daten des folgenden Monats knapp eine Millionen neue Stellen ausreichend seien, um schon im Oktober mit dem Tapering zu beginnen. Laut Pressekonferenz von Jerome Powell seien starke US-Arbeitsmarktdaten eben jener „substantial further progress“, den die Fed sehen wolle, um ihre Geldpolitik zu ändern.

Nun gibt es Argumente für starke US-Arbeitsmarktdaten (vor allem das reopening der Wirtschaft) und Argumente für eher schwächere Daten (ADP-Daten, eher mäßige US-Erstanträge). Aber die Unsicherheit der Prognosen ist diesmal besonders hoch wegen der saisonalen Effekte und Verzerrungen durch Corona. Das gilt besonders für die Branchen Autoproduktion, aber auch für das Gast-Gewerbe. Anders als im letzten Jahr, werden ca. 2,2 Millionen junge Amerikaner (16 bis 24-jährige) im Juli in den Job-Markt gedrängt sein, vor allem in den Bereich Dienstleistung. Das dürfte ein starker Faktor für die „berüchtigten“ und schwer nachzuvollziehenden saisonal adjustments des Bureau of Labor Statistics sein.

Ein weitere Punkt sind die meist erheblichen Revisionen der ersten Veröffentlichung – das können mehrere hunderttausend Stellen nach oben oder eben auch nach unten sein (hier die Revisonen der letzten Monate und Jahre). Gelegentlich wirken daher die US-Arbeitsmarktdaten wie eine Art Lotterie, sie erscheinen nicht wirklich valide (zumindest nach deutschem Verständnis). Mithin reagieren die Aktienmärkte also auf Daten, die nicht eben verläßlich sind in der ersten Veröffentlichung.

Schwer zu kalkulieren ist darüber hinaus auch, wie sich das Ende der Unemployment Benefits in vielen Bundesstaaten auswirken wird (bis September werden dann alle Bundesstaaten diese Geldzahlungen einstellen). Bislang konnten viele Amerikaner sehr gut von staatliche Unterstützungen leben – der Anreiz, sich einen Job zu suchen, war daher gering. Das Reservoir an Arbeitssuchenden vergrößert sich daher zu den Vormonaten, was auch mehr neue Jobs wahrscheinlich macht.

Wie reagieren die Märkte?

Aber wie werden die Aktienmärkte auf die Zahlen reagieren? Ist eine stake Zahl neuer Jobs schlecht, weil sie eben die Wahrscheinlichkeit einer weniger laxen Geldpolitik nach sich zieht? Das ist derzeit die Konsens-Meinung.

Aber es gibt auch die dauer-bullische Sicht. Auf finanzmarktwelt.de kommentierte heute ein bis zur Persiflage dauerbullisch eingestellter Leser: „gute Arbeitsmarktdaten sind gut, weil sie eine boomende Wirtschaft zeigen. Schlechte Arbeitsmarktdaten sind gut, weil sie das nervige Tapering-Gerede verstummen lassen“.

Möglich ist das. Mit der massiven Geldschwemme durch die Fed (und anderen Notenbanken) und dem immer größeren Gewicht der US-Aktienmärkte steigt die Neigung der Investoren, das Glas in jedem Falle immer als halbvoll zu sehen. Wenn es an den Märkten scheinbar kein Risiko mehr gibt, dann können auch zu starke oder zu schwache US-Arbeitsmarktdaten keine Risiken mehr auslösen. Oder?



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11 Kommentare

  1. …wir befinden uns immer noch im Wirtschaftskrieg USA-China-Europa…die Amerikaner haben ein gesamtgesellschaftliches und politisches Ziel diesen Kampf zu gewinnen…die Daten werden daher so ausfallen wie sie ausfallen sollen und es werden danach die Rückschlüsse darauf gezogen die gezogen werden sollen…was in den letzten Monaten und Jahren immer der Impuls für eine neue Rallye war…und es ist so wie sie sagen…im nächsten Monat werden die Zahlen dann nach unten oder oben korrigiert, da achtet dann aber kein Otto-Normalverbraucher mehr drauf…da Powell ein hartes Kriterium (Arbeitsmarktzahlen) aufgeweicht hat mit den Worten muss stark sein (schwammiges Kriterium) ist das Thema als Kennziffer nicht mehr relevant…meiner Meinung nach

  2. Für die Aktienmärkte kann je nach Ergebnis der Zahlen immer was Positives abgeleitet werden. Bei Gold sieht es umgekehrt aus. Bei starken Zahlen besteht Tapering Gefahr (Alarmstufe eins) und bei schwachen Zahlen lässt sich bestimmt ein fadenscheiniger Grund für eine Goldpreisschwäche finden. Hierbei ist es egal ob die Zahlen frisiert sind oder später korrigiert werden.

  3. https://www.handelsblatt.com/politik/international/arbeitsmarkt-us-wirtschaft-schafft-mehr-jobs-als-erwartet-arbeitslosenquote-sinkt-auf-5-4-prozent/27490826.html

    So, ist wird spannend… allerdings fehlt noch die Detailanalyse von FMW….das Handelsblatt ist ja lediglich auf der „alles ist gut-Seite“

    1. @Peter, Artikel dazu kommt noch, dazu Aussagen von mir nachher im Marktgeflüster..

      1. @Markus Fugmann, Analysen, Kommentare und Artikel nach dem Marktgeflüster um etwa 19 Uhr scheinen nicht länger Ihre Stärke zu sein. Schade für alle, die auf westlich gelegenen Längengraden leben.

        1. @Richard :) ,wie westlich leben Sie denn?
          Also ich kann sagen, dass meine Arbeitstage nicht gerade kurz sind – und irgendwann ist nunmal Schicht im Schacht..

        2. @Richard, ….“ einen geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul…“ Ihr Beitrag ist Fremdscham pur…was halten Sie davon wenn Sie Herrn Fugmann täglich einen gewissen Betrag überweisen ?

          Am besten ALLES kostenlos und bitte nur hochqualitativ. Ist das Ihre Einstellung ?

          Mit solchen Menschen will ich persönlich niemals im Leben was zu tun haben. Einfach nur peinlich. :-(

          1. Ich wollte gerade auch entsprechend antworten. Super danke Herr Fugmann & Co. Brillante Information zu NULL Kosten.

  4. Eines ist in der EU bereits weit verbreitet, nämlich das Misstrauen in die Ankündigungen und die Daten des Staates. Bis zur mehrheitlichen Ablehnung der durch den Staat repräsentierten Werte, geht es vermutlich nicht mehr allzulang.

    1. @Mike Lohmann, Sie wissen schon, dass es hier um die USA geht und nicht um die EU? Und dass die EU kein Staat ist?

  5. @ Richard, sie melden sich hier anscheinend zum ersten Mal und sogleich mit einem Knaller. Undank ist schrecklich , noch viel schlimmer ist unberechtigte Kritik. Für mich ist das wieder einmal Gelegenheit der FMW meinen Dank auszusprechen.Wenn man den täglichen Vodeoausblick und das Marktgeflüster plus zusätzliche Beiträge konsumiert ist man bestens informiert und kann sämtliche Schönredner und den Permabullen Zoo vergessen.

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