Die Finanzmärkte warten gespannt auf die heutigen US-Arbeitsmarkdaten für Mai: zeigen die Daten eine Abschwächung der Wirtschaft, auf die die US-Notenbank Fed dann mit einer Senkung der Zinsen reagieren wird?
US-Arbeitsmarktdaten und Fed: sinken die Zinsen bald?
Die Renditen von Staatsanleihen fielen am Freitag im Vorfeld der US-Arbeitsmarktaten: sie fielen am gestrigen Donnerstag kurzzeitig auf den niedrigsten Stand seit fast einem Monat, nachdem die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung unerwartet auf den höchsten Stand seit acht Monaten gestiegen waren. Das hat Händler dazu veranlasst, eine Zinssenkung im September statt im Oktober fast vollständig einzupreisen, wie Bloomberg berichtet.
Die Händler gehen zwar immer noch davon aus, dass die Fed die Zinsen erst einmal unverändert lassen wird, doch könnten größere Überraschungen bei den Arbeitsmarktdaten sie zu einer Neukalibrierung veranlassen.
„Die Fed muss eine deutliche Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt feststellen, um die Zinsen in diesem Sommer zu senken“, schrieb Tim Duy, Chefökonom bei SGH Macro Advisors. „Die jüngsten Daten deuten jedoch darauf hin, dass der Arbeitsmarkt schwächer wird, aber nicht zusammenbricht. Die Arbeitsmarktdaten für den Monat Mai könnte das Bild verändern.“
Fed-Notenbanker haben erklärt, dass sie auf weitere Daten warten, bevor sie die Zinsen senken, da sie die Risiken einer immer noch hohen Inflation und einer möglichen Konjunkturabschwächung abwägen. Es könnte noch Monate dauern, um Klarheit über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Handelskriegs zu bekommen, so gestern Fed-Mitglied Harker.
Sinken die Zinsen noch zweimal dieses Jahr?
Zins-Swaps zeigten, dass Händler eine Wahrscheinlichkeit von etwa 25% sehen, dass die Fed die Zinsen bis Juli senkt, nachdem sie sie auf der Sitzung am 17. und 18. Juni unverändert in einer Spanne zwischen 4,25 % und 4,5 % belassen dürfte. Die Wahrscheinlichkeit einer Senkung der Zinsen bis September sehen diese Swaps bei rund 90%. Insgesamt werden zwei Senkungen der Zinsen um jeweils einen Viertelpunkt bis zum Jahresende vollständig eingepreist.
Der Dollar legte gegenüber allen anderen Währungen der Gruppe der 10 zu, da Händler im Vorfeld des Arbeitsmarktberichts ihre Short-Positionen abbauten. Der Bloomberg Dollar Spot Index stieg um 0,2 % und verringerte damit einen Rückgang in dieser Woche, der ihn auf den niedrigsten Stand seit Juli 2023 brachte.
Die in dieser Woche veröffentlichten Wirtschaftsdaten zeichnen ein gemischtes Bild des Arbeitsmarktes inmitten der Unsicherheiten der Zollkriege der Trump-Regierung. Die gestrigen ADP-Arbeitsmarktdaten zeigten, dass sich die Zahl der Neueinstellungen im Mai auf das langsamste Tempo seit zwei Jahren verlangsamt hat, während die Zahl der offenen Stellen im April aber unerwartet gestiegen ist.
Es wird erwartet, dass die Arbeitsmarktdaten vom Freitag zeigen, dass die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im Mai um 126.000 gestiegen ist, nach einem Anstieg um 177.000 im Vormonat. Ökonomen erwarten eine unveränderte Arbeitslosenquote von 4,2%.
„Die Wirtschaft tendiert zu einer gewissen Schwäche“, sagte Jack McIntyre, Portfoliomanager bei Brandywine Global Investment Management, der Anleihen positiv gegenübersteht. „Wenn man Leerverkäufe bei Anleihen tätigt und die Daten vom Freitag schwach ausfallen, läuft man Gefahr, erwischt zu werden. Man kann eine starke Zahl als Rauschen erklären, mehr als die schwächeren Daten.“
Die 10-jährigen US-Renditen fielen am Donnerstag bis auf 4,31%, bevor ein Ausverkauf bei europäischen Staatsanleihen die Renditen auf 4,39 % ansteigen ließ. Am Freitag lag die Benchmark leicht niedriger bei 4,38%.
Anleihehändler haben darauf gewettet, dass sich kurzfristige Anleihen besser entwickeln würden als längerfristige Papiere, was als Versteilung der Renditekurve bezeichnet wird. Sie gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen senken wird, wodurch die kurzfristigen Renditen fallen dürften, während das von Präsident Donald Trump vorgeschlagene Steuergesetz das US-Defizit verschlimmern und die langfristigen Kreditkosten höher halten könnte.
Eine weitere Versteilung der Zins-Kurve erfordert einen Anstieg der kurzfristigen Anleihen, was wiederum weitere Anzeichen für eine Verlangsamung des Arbeitsmarktes voraussetzt, so Kelsey Berro, Portfoliomanager für festverzinsliche Wertpapiere bei JPMorgan Asset Management.
FMW/Bloomberg
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