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Umschichtung zu Geldmarktfonds Federal Reserve: US-Bankeinlagen sind weiter deutlich gesunken

Aktuelle Daten der Federal Reserve zeigen: US-Bankeinlagen sind weiter deutlich gesunken. Hier alle Details mit anschaulichen Grafiken.

Inmitten der seit 8. März laufenden Bankenkrise sind die Bankeinlagen in den USA spürbar gesunken, alleine in den ersten beiden März-Wochen um 237 Milliarden Dollar. Dies verursacht massive Probleme für die Banken, die diese Liquiditätslücke durch umfassende Notkredite von der US-Notenbank Federal Reserve ausgleichen mussten. Nun stellte sich letzte Woche die Frage: Ist die Bankenkrise nicht schon längst vorbei? Schließlich schien sich die Lage zu beruhigen, der Aktienmarkt strahlte letzte Woche viel Ruhe aus. Mit Spannung hat man die letzten Tage auf die neuesten Daten der Federal Reserve zur Bewegung bei den Bankeinlagen in den USA gewartet. Würden die Abflüsse aus Bankeinlagen weitergehen? Dies wäre nämlich ein Zeichen dafür, dass die Anfälligkeit der Banken in den USA noch nicht zu Ende ist.

Bankeinlagen in den USA sinken in einer Woche um 125,7 Milliarden Dollar

Und heute Nacht nach Schließung der US-Börsen hat die Federal Reserve die neuesten Daten zu den Bankeinlagen endlich präsentiert. Sie zeigen die wöchentliche Veränderung vom 15. März auf den 22. März (hier die Original-Datenquelle). Die Bankeinlagen in den USA sind stark zurückgegangen, und die Kreditvergabe ist so stark gesunken wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Die Einlagen bei den Geschäftsbanken sanken in der Woche bis zum 22. März erneut massiv um 125,7 Milliarden Dollar auf 17,302 Billionen Dollar. Sie waren damit zum neunten Mal in Folge rückläufig, wie aus den von der Federal Reserve veröffentlichten Daten hervorgeht. Im folgenden Chart sehen wir als fallende Linie die Bankeinlagen in den USA von Anfang 2022 bis zum 22. März 2023. In rot sehen wir den ansteigenden Leitzins der Federal Reserve. Bei den im Inland zugelassenen Banken fielen die Einlagen um 84 Milliarden Dollar, was einen Rückgang bei den 25 größten Instituten widerspiegelt. Die Einlagen bei kleinen Banken nahmen sogar leicht zu. Unsere Anmerkung dazu: Das ist ein sehr positives Signal für das Vertrauen in die Regionalbanken.

Bankeinlagen im Vergleich zur Bilanz der Federal Reserve seit Anfang 2022

Weitere Details

Bloomberg erläutert einige Details zu den Daten der Federal Reserve: Insgesamt sank die Kreditvergabe der Banken in diesem aktuellsten Wochenvergleich um 20,4 Milliarden Dollar, so stark wie seit Juni 2021 nicht mehr, was auf einen Rückgang der Gewerbe- und Industriekredite zurückzuführen ist. Wohn- und gewerbliche Immobilienkredite sowie Verbraucherkredite nahmen gegenüber der Vorwoche zu. Nach Bankgröße betrachtet, sank die Kreditvergabe bei größeren Banken und stieg bei kleineren an.

Der als H.8 bezeichnete Bericht der Federal Reserve umfasst die ersten beiden Wochen nach dem Untergang der Silicon Valley Bank, und es wird einige Zeit dauern, bis die Auswirkungen der darauf folgenden finanziellen Turbulenzen und des Abflusses von Bankeinlagen bei mittleren und kleinen Banken vollständig erfasst sind.

Aus am Donnerstag veröffentlichten Zahlen geht hervor, dass die Banken in der letzten Woche ihre Kreditaufnahme bei zwei Backstop-Kreditfazilitäten der Federal Reserve leicht reduziert haben, was ein Zeichen dafür ist, dass sich die Liquiditätsnachfrage stabilisieren könnte. Auf die größten 25 inländischen Banken in den USA entfallen etwa drei Fünftel der Kreditvergabe, obwohl in einigen Schlüsselbereichen – einschließlich Gewerbeimmobilien – kleinere Banken die wichtigsten Kreditgeber sind.

Was Bloomberg Economics sagt als Einordnung: „Eine weitere Woche mit großen Abflüssen aus dem Bankensystem spiegelt wahrscheinlich die Vorliebe der Finanzabteilungen der Unternehmen für Geldmarktfonds mit höherer Rendite wider und nicht die Angst vor dem Zusammenbruch regionaler Banken (siehe blaue Linie im folgenden Chart, während die Bankeinlagen sinken als rote Balken). Die Fragilität des Bankensystems scheint sich in Grenzen zu halten – die Inanspruchnahme der Kreditfazilitäten der Fed ging zwischen dem 22. und 29. März zurück -, aber wir erwarten weiterhin eine Verschärfung der Kreditbedingungen.“
– Stuart Paul, Wirtschaftswissenschaftler

Die Bedingungen für die Kreditvergabe haben sich bereits vor der Bankenkrise nach einem Jahr der Zinserhöhungen durch die Fed verschärft, und Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass der Zugang zu Krediten für Unternehmen und Haushalte noch schwieriger werden wird.

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Weitere wichtige Daten von der Federal Reserve zu Banken in den USA:
– Bankkredite gingen um mehr als 76 Milliarden Dollar zurück.
– Verbraucherkredite stiegen um 4 Milliarden Dollar.
– Gewerbliche und industrielle Kredite – die als Gradmesser für die Wirtschaftstätigkeit gelten – gingen um fast 30 Milliarden Dollar zurück.
– Die Gesamtaktiva, die Tresorbestände sowie Guthaben gegenüber Einlageninstituten und der Federal Reserve umfassen, sanken um 123,5 Milliarden Dollar.
– Die Gesamtverbindlichkeiten sanken um 105,3 Milliarden Dollar.

Die US-Behörden reagierten innerhalb weniger Tage auf die Bankenzusammenbrüche, um das Vertrauen in das Finanzsystem zu stärken, und boten zusätzliche Stützungsmaßnahmen für Kreditinstitute an, die aufgrund der großen Abflüsse aus Bankeinlagen Liquidität benötigten. Vor dieser Finanzspritze war der Anteil der von den Banken gehaltenen Barmittel an ihrem Gesamtvermögen auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen. Die Federal Reserve weist in ihrem aktuellen Bericht darauf hin, dass die Zahlen für die am 15. März endende Woche revidiert wurden, um die Art und Weise widerzuspiegeln, in der die FDIC-Brückenbanken in die Daten für kleine Banken einbezogen wurden.

FMW-Kommentar

FMW: Das ist uns auch aufgefallen: Gestern noch sah man zum Stichtag 15. März Bankeinlagen in den USA von insgesamt 17,502 Billionen Dollar – heute Nacht wurde dieser Stand abwärts revidiert auf 17,428 Billionen Dollar. Wie kann man diese Daten von heute Nacht insgesamt einordnen? Die Bankeinlagen in den USA fallen weiterhin massiv. Alleine seit Anfang März sinken sie nun um 363 Milliarden Dollar, und seit Jahresanfang sogar um 510 Milliarden Dollar. Aber glaubt man dem vorher zitierten Stuart Paul von Bloomberg, dann ist es eine Bewegung vor allem von Unternehmenskunden, die keinen Bank Run veranstalten, sondern Bankeinlagen lediglich umschichten in höher verzinsliche Geldmarktfonds. Sollten also die US-Banken einfach mal ihre Zinsen auf Einlagen erhöhen? Wichtig bei diesen aktuellen Daten der Federal Reserve ist auch der Fakt, dass der Abzug von Bankeinlagen bei Großbanken stattfand, und dass kleine Banken in der letzten Woche sogar kleine Anstiege der Einlagen verzeichnen konnten, siehe letzte Grafik. Wird dies die Händler beruhigen, wenn die Märkte Sonntag auf Montag Nacht wieder öffnen?

FMW/Bloomberg/Erste Grafik St. Louis Fed



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5 Kommentare

  1. Müssten Indizes deswegen nicht eigentlich runter?

  2. Aber glaubt man dem vorher zitierten Stuart Paul von Bloomberg, dann ist es eine Bewegung vor allem von Unternehmenskunden, die keinen Bank Run veranstalten, sondern Bankeinlagen lediglich umschichten in höher verzinsliche Geldmarktfonds.

    Ist es nicht völlig egal warum die Kunden ihr Geld abziehen? Je mehr abfließt wegen Umschichtung im Geldmarktfonds desto weniger Liquidität hat die Bank. Dies kann letztendlich auch wieder zu einem Bankrun der Kleinanleger führen.

  3. Aber was ist mit den Geldmarktfonds? Deren Kurse müssten doch steigen, oder werden wieder mehr dieser Papiere emittiert oder von der Zentralbank abgestossen?

    1. @Peter, es gibt keine „Kurse“ für Geldmarktfonds – es ist ein Vehikel, über das man Zins-Erträge generiert, aber kein Index..

      1. Ich glaube da liegen Sie falsch Herr Fugmann – jeder Fonds hat einen Preis (d.h. die Anteile daran), so auch die Gelmarktfonds. Im Prinzip sind das ja Anleihefonds, nur mit extrem kurzer Laufzeit. Und sehr sicher sind die auch nicht. Ich glaube mich noch wage daran erinnern zu können, dass in der Finanzkrise (2008/2009) diese Geldmarktfonds reihenweise pleite gegangen sind, oder deren Kurse (!) extrem gesunken sind. Mal sehen ob die ganzen Lemmige, die jetzt in die Geldmarktfonds strömen, wieder gnadenlos geschoren werden…

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