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US-Banken: Markt setzt große Hoffnungen in Stresstest-Ergebnisse

US-Banken vor Stresstest

Heute nach Handelsschluss veröffentlicht die US-Notenbank Fed ihren jährlichen Stresstest für die US-Banken. Dabei entscheidet sie auch über die Freigabe von Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufen der Finanzinstitute in zweistelliger Milliardenhöhe.

Wie stabil sind die US-Banken nach der Pandemie?

Am heutigen Donnerstag gegen 22:30 Uhr MESZ veröffentlicht die US-Notenbank (Fed) die Ergebnisse des jährlichen Banken-Stresstests. Insgesamt 23 Finanzinstitute aus den USA mussten sich in diesem Jahr dem Test unterziehen.

Im vergangenen Jahr wurden wegen der Sonderbelastungen durch die Pandemie sogar zwei Stresstests durchgeführt. Durch die Überprüfung der Stabilität der US-Banken soll sichergestellt werden, dass vor allem große systemrelevante Institute auch in einer schweren Rezession in der Lage sind, Kredite an Haushalte und Unternehmen vergeben zu können und nicht bankrottgehen.

Der Stresstest bewertet die Widerstandsfähigkeit gegen mögliche ökonomische Schocks, indem potenzielle Verluste, Einnahmen, Ausgaben und die Kapitalausstattung der US-Banken unter bestimmten hypothetischen Rezessionsszenarien simuliert werden.

Die Tests umfassen neben konjunkturellen Szenarien auch Finanzmarktschocks. Dazu bedient sich die Fed auch der Krisenszenarien, die in der Vergangenheit bereits aufgetreten sind. Daher wird der Test mit jeder neuen Krise anspruchsvoller und die Kriterien regelmäßig angepasst. Die Frage ist nur, ob die Fed die Banken wirklich auf die in der Zukunft anstehenden Herausforderungen vorbereiten kann. Szenarien wie den Crash des US-Dollars findet man in dem Krisenkatalog der Fed z. B. noch vergeblich.

Anleger hoffen auf gute Ergebnisse

Aus den Ergebnissen des Stresstests geht hervor, welche Banken von der US-Notenbank als widerstandsfähig angesehen werden, wie hoch ggf. der geschätzte Kapitalbedarf zur Sicherstellung der Krisenresistenz ist und ob jedes Finanzinstitut in der Lage ist, Dividenden auszuzahlen bzw. zu erhöhen und Aktienrückkäufe wiederaufzunehmen bzw. fortzuführen.

Im vergangenen Jahr hatte die Fed wegen der anhaltenden Unsicherheiten aufgrund der Pandemie Beschränkungen für Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe beschlossen, um die Stabilität des Bankensektors auch in der Krise zu wahren.

Unter der Annahme, dass die Tests in diesem Jahr erfolgreich verlaufen sind, erhofft sich der Markt nun eine Lockerung dieser Restriktionen. Das könnte den Bankaktien erneut Auftrieb verleihen.

US-Banken haben bereits im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung durch die Fed angekündigt, Aktienrückkäufe und Dividendenausschüttungen in Höhe von mehreren zehn Milliarden US-Dollar vorzunehmen. Wie viel Geld tatsächlich an die Aktionäre fließt, hängt nun von den Testergebnissen ab.

Geht die Erholung weiter?

Nach dem Corona-Schock konnten sich die Aktienkurse der US-Banken relativ schnell wieder erholen. Sie profitierten von der starken Belebung des Kreditgeschäfts, v. a. bei Hypotheken sowie den hohen Umsätzen im Wertpapierhandel. Auch die Geschäftsfelder Investmentbanking und Vermögensverwaltung liefen bislang in Zeiten der „Alles-Blase“ sehr profitabel.

Zuletzt hatte jedoch die Verflachung der Zinsstrukturkurve die Kurse der US-Banken unter Druck gesetzt. Im Zuge steigender Inflationserwartungen und angekündigter Gegenmaßnahmen durch die Fed stiegen die Renditen kurzlaufender US-Staatsanleihen sprunghaft an. Die längerfristigen Renditen am Kapitalmarkt hatten sich bereits seit März letzten Jahres bis zum März dieses Jahres deutlich erhöht, wohingegen die Kurzfristzinsen bis vor Kurzem am Boden haften blieben. So gestaltete sich die Zinsstrukturkurve zunächst immer steiler, was die Kurse der Bankaktien beflügelte.

Zuletzt näherten sich die Laufzeitrenditen aber von beiden Seiten der Zeitachse aus wieder an. Die dadurch entstehende Verflachung der Zinsstrukturkurve belastet vor allem das wichtige Kreditgeschäft. Die auch bei den US-Banken gängige Fristentransformation funktioniert nur dann profitabel, wenn die Differenz zwischen Kurzfristzinsen, zu dem das Kapital refinanziert wird, deutlich niedriger sind als die längerfristigen Zinsen, zu denen Darlehen vergeben werden.

Da in Anbetracht erheblicher konjunktureller Risiken und bereits deutlich gestiegener Renditen am langen Laufzeitende eine weitere Verflachung der Zinskurve durch rückläufige Langfristzinsen in der zweiten Jahreshälfte möglich ist, müssen neue Impulse für die Bankaktien her. Die erhofft sich der Markt von den heute Abend anstehenden Ergebnissen des Stresstests.

Der den Sektor abbildende SPDR Bank ETF hat in den letzten zwölf Monaten über 67 Prozent zugelegt. Seit Jahresbeginn liegt das Plus bei 24 Prozent. Seit Anfang Juni hat der maßgebliche ETF für US-Banken aber um sieben Prozent korrigiert. Die Frage ist nun, ob durch höhere Dividendenzahlungen und die uneingeschränkte Wiederaufnahme der Aktienrückkäufe kurzfristig ein Turnaround bei den Bankentiteln gelingt?

US-Banken ETF



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