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US-Bilanzsaison – zwei Banken mit fulminantem Start

Die US-Bilanzsaison hat in dieser Woche richtig begonnen – und wenn man die ersten Ergebnisse der US-Banken betrachtet (Ausnahme Wells Fargo), so erkennt man ein bekanntes Muster: Man hat die Erwartungen für das Schlussquartal 2019 wie üblich abgesenkt, so dass es nicht so schwer war, die Prognosen zu erfüllen. Andererseits hatte man auf dem Bankentag im Dezember die Analysten aber schon darauf hingewiesen, dass mit guten Ergebnissen zu rechnen sei.

Somit existieren weiterhin zwei Banken-Welten,: die der prosperierenden in den USA und die der darbenden in Europa, eine echte Zweiklassengesellschaft. Aus den ersten Ergebnissen kann man fast schon schlussfolgern, dass sich die Schere in den Unternehmensergebnissen der beiden großen Regionen noch nicht schließen will. Zur Erinnerung: Während die Kurse im US-Bankensektor in der letzten Dekade um 200 Prozent gestiegen sind, mussten die europäischen Institute einen Abschlag von 30 Prozent verkraften.

Start in US-Bilanzsaison: der Geldregen bei JP Morgan

Die größte und zugleich profitabelste US-Bank eröffnete die US-Bilanzsaison der Geldinstitute gleich mit einem Paukenschlag. Mit 36,4 Milliarden Dollar meldete die Bank den höchsten Gewinn, den je ein US-Geldinstitut erreicht hat. Zur Einschätzung: Allein mit diesem Jahresgewinn könnte JP Morgan gleich zweimal die Deutsche Bank (MK 16,0 Mrd. Euro) kaufen, die einst viertgrößte Bank der Welt. Allein im vierten Quartal erreichte man einen Überschuss von 8,5 Milliarden Euro, 21 Prozent mehr als in Q4 2018, erwartet wurden 18 Prozent.

Das Geschäft im Handelsgeschäft brummte mit einem Plus von 86 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Anleihen, Devisen, Rohstoffe), auch im Aktienhandel ging es mit 15 Prozent voran. Dass es dem US-Verbraucher noch gut geht, sieht man an den Einnahmen mit den Gebühren: diese Einnahmequelle stieg um 21 Prozent. Der Anstieg der Löhne, der Wertzuwachs der Häuser und auch der Wertzuwachs ihrer Investments hätten dazu geführt, so CEO Jamie Dimon.

Einzig die Einnahmen aus dem Zinsgeschäft gingen um ein Prozent zurück, die Fed hatte dreimal die Zinsen gesenkt. Das Thema Fristentransformation, welches gerade in Europa den Instituten noch wesentlich mehr zu schaffen macht – siehe dazu die Analysen von Dr. Krall.

Auch die Citigroup konnte als drittgrößte Bank des Landes mit einem Anstieg der Gewinne gegenüber dem Vorjahresquartal um 15 Prozent auf fünf Milliarden Dollar glänzen. Die Stärke war der Wertpapierhandel mit einem Anstieg um 49 Prozent, während der Handel mit Aktien um 25 Prozent einknickte. Wie bei JP Morgan war der US-Konsument wieder einmal eine große Stütze mit seinen Kreditkarten und den Konsumentenkrediten.

Immer wieder der US-Konsum! Es zeigt sich einmal mehr – und die US-Bilanzsaison wird dies umso mehr verdeutlichen –  dass es auf diese Säule in der US-Wirtschaft entscheidend ankommt. Deshalb kann Donald Trump im Handelsstreit gar keine großen Belastungen mehr zulassen, bei einem Anstieg der Inflation geriete diese spezielle 16 Billionen-Dollar-Konsum-Ökonomie in Schwierigkeiten.

In solche Schwierigkeiten ist im vergangenen Jahr Wells Fargo geraten, so dass die Bank mit ihren Quartalsergebnissen enttäuschte. Das Institut aus San Francisco musste einen Gewinneinbruch um mehr als die Hälfte auf 2,9 Milliarden Dollar bekannt geben. Es waren insbesondere Rechtskosten in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar gewesen sowie ein gesunkener Zinsüberschuss, die das Ergebnis belasteten. Die Wall Street quittierte dieses Ergebnis mit einem Abschlag von über fünf Prozent.

Das Thema Aktienrückkäufe

Ein wesentlicher Kurstreiber für die Banken war einmal mehr auch das Financial Engineering. JP Morgan hat seit 2015 18 Prozent seiner Anteilsscheine zurückgekauft, bei der Citigroup waren es sogar 26 Prozent. Da werden die Gewinne pro Aktie natürlich höher, wie auch die Aktienoptionen der Führungskräfte: die Optionen des JP Morgan-CEO Jamie Dimon stiegen allein im vierten Quartal (infolge der Jahresendrally) so um sagenhafte 250 Millionen Dollar.

Die drei größten Institute (Bank of America kommt heute mit den Zahlen) konnten 2019 ihre Kurse um mehr als 40 Prozent steigern.

Insgesamt haben die Banken aus dem S&P 500 allein im dritten Quartal des letzten Jahres eigene Aktien im Wert von 48 Milliarden Dollar zurückgekauft. Müßig zu erwähnen, dass dies wieder ein neuer Rekord gewesen ist.

Fazit

Der Einstieg in die US-Bilanzsaison 2019 ist für die ersten Großbanken schon einmal geglückt – wie nicht anders erwartet. Europa wird mit der UBS erst am 21. Januar nachziehen. Diese wird vermutlich als eines der besten Bankinstitute Europas gar keine so schlechte Zahlen abliefern, was aber nicht für die gesamte Bankenlandschaft gelten sollte.

Nach den letzten Zahlen der europäischen Bankenaufsicht EBA ist die Eigenkapitalrendite von 150 Banken in der EU im dritten Quartal noch einmal um 0,4 auf 6,6 Prozent abgesunken. Für die sechs größten US-Häuser geht man für das Jahr 2019 von durchschnittlich 10 Prozent aus. Das Jahr 2020 wird für Deutschland und Europa im Bankensektor besonders spannend, denn nach den bereits sehr verbreiteten Analysen von Dr. Krall wird es zum Ende diesen Jahres zur großen Erosion der Einnahmen hiesiger Institute kommen – die Effekte der Fristentransformation sollen voll zuschlagen.

In den USA werden trotz der Ergebnisse Zweifel laut, ob sich 2020 die Bankbranche so weiter entwickeln wird. Man befindet sich im Jahr einer Präsidentschaftswahl, mit typischerweise mehr Unsicherheit. Ökonomen rechnen auch mit einem geringeren Wachstum der US-Wirtschaft als 2019, außerdem haben die Kurse der Banken 2019 bereits einen gewaltigen Schluck aus der Pulle gemacht.

Apropos Wahlen: Die demokratischen Kandidaten Bernie Sanders und Elizabeth Warren sind gerade auf Stimmenfang mit der Ankündigung Großbanken aufspalten zu wollen, was ihnen wohl kaum die Unterstützung der Wall Street einbringen wird..

Die US-Bilanzsaison startete mit den US-Banken



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