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US-Börsen: Warum Investoren mit ihren Rendite-Aussichten falsch liegen

US-Börsen: Warum Investoren mit ihren Rendite-Aussichten falsch liegen

In den vergangenen zwei Jahre konnten Investoren fantastische Renditen erzielen, wenn sie nach dem Corona-Crash in die US-Börsen investiert haben. Dementsprechend verzeichneten die Aktienmärkte während dieser Periode den höchsten Kapitalzufluss der letzten zwanzig Jahre. Die Chance auf enorme Renditen haben Menschen aus allen Klassen regelrecht in die Märkte strömen lassen. Auch zuletzt haben Anleger noch bei Aktien und gehebelten Optionen zugegriffen. Dabei mussten sie wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem jungen Börsenleben einen Dämpfer verkraften. Die jüngste Korrektur an den US-Börsen hat viele (Privat)Anleger auf dem falschen Fuß erwischt, zu überraschend und konsequent hat die US-Notenbank die geldpolitische Trendwende eingeleitet. Trotz der Kurseinbrüche an den US-Börsen, der Nasdaq hat zum Beispiel 18% eingebüßt, notieren die Aktienmärkte weiterhin auf einem extrem hohen Bewertungsniveau.

Diverse Finanzkennzahlen belegen, dass Aktien derzeit ähnlich stark überbewertet sind, wie zu Zeiten des Jahrtausendwechsels. Das betrifft aber in erster Linie die US-Börsen. Daran hat auch der jüngste Rücksetzer an den Aktienmärkten nichts geändert. Ob wir uns bereits am Anfang einer länger andauernden Korrekturphase befinden oder wann es zu einer größeren Korrektur kommt, ist schwer vorhersehbar. An den US-Börsen zeigen sich aber inzwischen deutliche Überhitzungserscheinungen. Es sind nicht nur die parabolischen Anstiege der letzten Jahre, die zur Vorsicht mahnen, sondern auch die extrem hohen Bewertungsniveaus von Einzelaktien, allem voran bei Technologiewerten.

US-Börsen: Historisch hohe Bewertungen

Egal welche Indikatoren man zugrunde legt, fast alle deuten darauf hin, dass die US-Börsen inzwischen historisch überbewertet sind. Dadurch steigt natürlich die Gefahr, dass sich in den kommenden Jahren beziehungsweise der nächsten Dekade nicht mehr die großartigen Renditen der vergangenen Jahre erzielen lassen. Anhand von verschiedenen Indikatoren kann man die hohen Bewertungen feststellen. Zum einen zeigt das um die Inflation bereinigte Price-Earnings-Ratio, im Deutschen das KGV, dass wir historisch hohe Bewertungen erreicht haben.

Der aktuelle Wert liegt nicht nur über dem der Dotcom-Blase, sondern auch über dem der Weltwirtschaftskrise von 1929. Um die hohen Bewertungen an den US-Börsen zu relativieren, hören wir immer wieder Aussagen wie: Bewertungen spielen heute keine Rolle mehr. Als Begründung zieht man die ultralaxe Geldpolitik heran, da Zentralbanken den Märkten gefühlt unendlich Liquidität zur Verfügung stellen. Zudem leben wir in einem Technologiezeitalter, das die Märkte grundlegend verändert hat. Daher sind die heutigen Bewertungen nicht mit dem zu vergleichen, was wir in den vergangenen 100-Jahren Börsengeschichte gesehen haben. Diese Einschätzung könnte sich jedoch als Trugschluss herausstellen. Insbesondere dann, wenn die Notenbanken die Geldpolitik aufgrund der ausufernden Inflation straffen müssen, was derzeit bereits passiert.

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Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich

Eine Möglichkeit, um die Rendite-Chancen der kommenden Dekade zu ermitteln, ist es, die Entwicklung des PE-Ratios in Relation zur 10-Jahres-Gesamtrendite des S&P500 zu setzen. Dann fällt auf, dass die Entwicklung korreliert. Der Indikator weist einen derart historisch hohen Wert aus, der darauf schließen lässt, dass die Rendite-Möglichkeiten in den kommenden Jahren negativ sind. Wer zum jetzigen Zeitpunkt in den S&P500 einsteigt, kann eine jährliche Rendite von circa -8 Prozent für die nächsten zehn Jahre erwarten. Das sind erschreckende Perspektiven für junge Anleger, die gerade erst in die US-Börsen investiert haben. Zudem sehen wir eine extrem übergewichtete Allokation an den US-Börsen. Hier wurde inzwischen auch das Niveau der Dotcom-Blase erreicht. Jedesmal, wenn solche Extremwerte erreicht wurden, haben Anleger im folgenden Jahrzehnt negative Renditen erzielt.

Das Mantra, dass „Aktien immer steigen“ (Stocks always go up) gilt immer nur für eine bestimmte Periode. Bewertungen haben sich in der Geschichte der Aktienmärkte immer wieder an ihren Mittelwert angenähert. Wie eine alte Börsenweisheit sagt, die Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber sie reimt sich. Bewertungen werden auch weiterhin eine große Rolle an den Aktienmärkten spielen. Vor allem dann, wenn sich die Geldpolitik der Notenbanken normalisiert. In dem folgenden Video haben sich die Macher von Game of Trades die historischen Bewertungsniveaus angeschaut, um daraus mögliche Rendite-Chancen für die kommende Dekade zu ermitteln.



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