Konjunkturdaten
US-Konsument – Stütze für USA und die Welt, Verschuldung großes Risiko
Die US-Konsumausgaben sind höher als das BIP Chinas – da darf nichts schief gehen, sonst hat die Weltwirtschaft ein Problem..
Wie in einem Artikel vom Donnerstag beschrieben, „US-Konjunktur – noch Hauptgrund für hohe Aktienkurse?“, hat der US-Konsument einen gewaltigen Einfluss auf das Wohl und Wehe der amerikanischen Wirtschaft. Aber nicht nur dort, wie die folgenden Zahlen verdeutlichen. Nur resultiert dieser Konjunkturantrieb auf einer gewaltigen Verschuldung.
US-Konsumausgaben höher als das BIP Chinas
Nach der Finanzkrise 2009 waren es die Infrastrukturausgaben Chinas, gepaart mit den Maßnahmen der Notenbanken, die der Weltwirtschaft wieder auf die Beine verhalfen. Jetzt scheint diese Rolle der US-Konsument übernommen zu haben, anders sind die Daten der Deutschen Bank nicht zu deuten. Der US-Verbraucher entspricht mit seiner „Kaufkraft“ immerhin 17 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, gefolgt von den Bruttoinlandsprodukten Chinas mit 16 Prozent, Japan mit fünf und Deutschland mit vier Prozent.
US-Konsument – Schuldenorgie und Erinnerungen an die Finanzkrise
Bekanntermaßen scheuen die Amerikaner nicht davor zurück, sich für ihren Konsum zu verschulden. Nach den neuesten Zahlen der Notenbank von New York beliefen sich die Schulden der Amerikaner Ende Juni mit 13,9 Billionen Dollar auf einem neuen Höchststand. Nochmals eine Steigerung von 192 Milliarden Dollar zum Vorquartal. Insgesamt betrachtet bedeutet dies einen Anstieg von 20 Quartalen in Folge, eine Serie die es zuletzt vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 gab.
Auch wenn der Vergleich mit 2008 in absoluten Zahlen wegen der gestiegenen Vermögenswerte etwas hinkt, so sehen die Schuldenstände doch sehr bedrohlich aus:
- Der absolute Schuldenstand ist um circa zwei Billionen Dollar höher als 2008.
- Die Immobilienschulden der Amerikaner haben bis Ende Juni 9,4 Billionen Dollar erreicht und damit das Rekordhoch von 2008 mit 9,29 Billionen Dollar übertroffen.
- Diese Hypothekenkredite machen natürlich den größten Teil der Privatschulden der Amerikaner aus. Dazu kommen noch
- Studentenkredite in Höhe von 1,5 Billionen Dollar,
- Autokredite mit 1,3 Billionen Dollar, von denen bereits fünf Prozent seit 90 Tagen nicht mehr bedient werden und
- Kreditkartenschulden, die schon fast 900 Milliarden Dollar betragen und die mit astronomischen Zinsen belegt sind.Diese Kreditkarten werden von zwei Dritteln der US-Konsumenten zur Beleihung für Konsumausgaben benutzt, in den ärmsten Schichten liegt der Anteil sogar noch höher. Auch hier kann man steigende Ausfallraten erkennen. Nicht umsonst steht der US-Kredit- und Finanzdienstleister Visa mit deutlich über 300 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung auf Rang neun der US-Aktienhitliste.
In punkto Immobilienkredite könnte man sagen „Geschichte wiederholt sich“, denn wiederum nutzen die Amerikaner den Wertzuwachs ihrer Häuser, um sich zu Konsumzwecken höher zu verschulden. Dies geschieht fast bei jedem zweiten neuen Kredit. Was aber wird passieren, wenn der Wert der Immobilien einmal fällt? Aber darüber gibt es bereits kiloweise Studien!
Fazit
Der US-Konsument sorgt mit seiner schuldengetriebenen Kauforgie nicht nur für das BIP-Wachstum in den USA, aufgrund der gigantischen Höhe seines Konsums ist er auch für eine Ankurbelung des Wachstums in vielen Regionen der Welt verantwortlich. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass Donald Trump nicht müde wird zu behaupten, viele Länder würden durch ihre Exporte die USA über den Tisch ziehen.
Die dargelegten Fakten über das Thema Konsum in den USA lassen aus meiner Sicht keine andere Schlussfolgerung zu, als die in meinem Artikel vom vergangenen Donnerstag:
Donald Trump muss mit seinen wirtschaftspolitischen Maßnahmen dafür sorgen, dass der US-Konsument bei Laune, sprich am Geldausgeben gehalten wird. Das bedeutet in erster Linie, dass sich das Schmiermittel Geld auf keinen Fall verteuern darf, besser ist es natürlich wenn es billiger wird, oder dass die Zinsen für die notwendigen Kredite fallen. Und da wären wir wieder bei der Federal Reserve, die für Trump den Steigbügelhalter für seine Wiederwahl 2020 spielen soll. Nichtsdestotrotz ist die Konsumorgie der Amerikaner ein kleines Pulverfass, auf dem sie selbst und auch große Teile der Weltwirtschaft sitzen.
Consumer Confidence – we have to keep an eye on this data!
Konjunkturdaten
Verbrauchervertrauen Uni Michigan – Amerikaner erwarten Inflation

Das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan (1.Veröffentlichung für Januar) ist mit 79,2 etwas schwächer ausgefallen als erwartet (Prognose 80,0; Vormonat war 80,7).
Die Einschätzung der aktuellen Lage liegt bei 87,7 (Vormonat war 90,0)
Die Konsumentenerwartung liegt bei 73,8, (Vormonat war 74,6)
Die Inflationserwartungen für das nächste Jahr steigen auf +3,0% (Prognose war +2,5%) – die Amerikaner erwarten also ein deutliches Anziehen der Inflation in den nächsten Monaten..
#UnitedStates Michigan Consumer Sentiment Prel at 79.2 https://t.co/CYGdEmm87g pic.twitter.com/KlAA9mqFm8
— Trading Economics (@tEconomics) January 15, 2021
Konjunkturdaten
US-Einzelhandelsumsätze schwach, NY Empire State Index auch

Die US-Einzelhandelsumsätze (Dezember) sind mit -0,7% schwächer ausgefallen als erwartet (Prognose war -0,2%; Vormonat war -1,1%). Das ist der zweite monatliche Rückgang in Folge!
Ohne Autos liegen die Umsätze bei -2,1% (Vormonat war -0,8%).
Die control group (also der Teil der US-Einzelhandelsumsätze, der direkt in die Berechnung des US-BIP einfließt) liegt bei -1,9% (Prognose war +0,1%; Vormonat war -0,5%, nun auf -1,1% nach unten revidiert). Das wird das US-BIP deutliche senken..
#UnitedStates Retail Sales month-on-month at -0.7 https://t.co/weoPiAQNO8 pic.twitter.com/RDvNZeyPVr
— Trading Economics (@tEconomics) January 15, 2021
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Der New York Empire State Index (Januar) ist mit 3,5 schwächer ausgefallen als erwartet (Prognose war 6,0; Vormonat war 4,9)
#UnitedStates NY Empire State Manufacturing Index at 3.5 https://t.co/OuXXb5tAs8 pic.twitter.com/3wtBtprRFf
— Trading Economics (@tEconomics) January 15, 2021
Konjunkturdaten
Aktuell: US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe extrem schlecht
Schlechte Daten – bullisch. Gute Daten wären auch bullisch. Irgendwie..

Die US-Erstanträge (jobless claims) auf Arbeitslosenhilfe (für die letzte Woche) steigen um 965.000 und damit deutlich mehr als erwartet (offizielle Prognose war 795.000, Vorwoche war 787.000, nun auf 784.000 leicht nach unten revidiert).
Die fortgesetzen Anträge (continuing claimes) liegen mit 5,271 Millionen ebenfalls höher (Prognose war 5,061 Millionen; Vorwoche war 5,072 Millionen).
Sicher extrem bullisch für die Aktienmärkte – mehr Stimulus und so..
#UnitedStates #IJC Initial Jobless Claims at 965K https://t.co/7p2FYAmZ3d pic.twitter.com/tjiIFNfB1y
— Trading Economics (@tEconomics) January 14, 2021
#UnitedStates Continuing Jobless Claims at 5.271M https://t.co/GOdzz6VDBu pic.twitter.com/2wTMCVpQMC
— Trading Economics (@tEconomics) January 14, 2021
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Gixxer
19. August 2019 09:45 at 09:45
Danke.
Wieder einmal hervorragend zusammengefasst.
leftutti
19. August 2019 11:40 at 11:40
@Wolfgang M., sehr guter und aufschlussreicher Artikel, auch wenn einigen die absoluten Zahlen nicht allzu sehr gefallen dürften.
Interessant, weil nie angesprochen, dürften auch folgende Zahlen sein (Stand Ende 2018):
Gesamtverschuldung USA („normale Kredite“ + Anleihen): 72 Billionen
BIP USA: 20,5 Billionen
Gesamtverschuldung weltweit: 242 Billionen
BIP weltweit: 85 Billionen
Die Gesamtverschuldungsquote der USA liegt somit bei 351% des BIP.
Die USA haben einen Anteil von 30% an den weltweiten Schulden.
Der Anteil am weltweiten BIP liegt bei 24%
https://fred.stlouisfed.org/series/TCMDO
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/159798/umfrage/entwicklung-des-bip-bruttoinlandsprodunkt-weltweit/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157841/umfrage/ranking-der-20-laender-mit-dem-groessten-bruttoinlandsprodukt/
Adam Zipfel
19. August 2019 13:14 at 13:14
@leftutti Was gibt es an der Zahlen auszusetzen, wenn ich fragen darf?
tm
19. August 2019 13:41 at 13:41
Und die Zahlen füpr China ganz ähnlich:
https://www.reuters.com/article/us-china-economy-debt/chinas-debt-tops-300-of-gdp-now-15-of-global-total-iif-idUSKCN1UD0KD
Mit die geringsten Schulden – absolut und in Prozent des BIPs – weisen u.a. Nigeria oder Peru auf.
leftutti
19. August 2019 14:33 at 14:33
@tm, herzlichen Dank für die Ergänzung. In genau dieser Konzentration von fast schon der Hälfte aller weltweiten Schulden auf zwei Volkswirtschaften liegt meiner Ansicht nach ein enormes Explosionspotenzial. Vor allem, wenn der GröPaz zu lange und intensiv an der prall gefüllten Knallgasblase herumzündelt ;)
Gixxer
19. August 2019 16:31 at 16:31
@tm
@leftutti:
Auch Ihnen herzlichen Dank für die Ergänzung zu den absoluten Zahlen der USA und China.
Auch sehr interessant!
Stina
20. August 2019 00:34 at 00:34
@tm und @leftutti
Auch vielen Dank von mir für diese Infos. Die sind ganz neu und wenig publik und ergänzen sinnvoll das große Schuldenthema.
Adam Zipfel
19. August 2019 19:46 at 19:46
@leftutti
Ma hätte auf eine höffliche Frage auch antworten können. Es sind Manieren hier…
Adam Zipfel
19. August 2019 20:46 at 20:46
@leftutti, hier benutzt jemand mit offenbar schweren psychischen Störungen seit einiger Zeit meinen Namen, um seinen Frust an Ihnen auszutoben. Warum auch immer, kann ich nicht ansatzweise auch nur erahnen. Doch seinen Sie versichert, ich bin es nicht.
Fetttony
19. August 2019 11:42 at 11:42
Sehr ausgewogen analysiert @Herr Müller.
Danke!
Prognosti
19. August 2019 13:19 at 13:19
Erstaunlich die Höhe der Studenten – und Autokredite, je fast 1/6 der Häuserkredite, aber nach der neuesten
MMT -Theorie kein Problem, da Schulden in eigener Währung ! ! Zudem Deckung der Pensionsfonds m. Wissens nur 40% ??
Kredite = vorgezogener Konsum = Leben auf Kosten der nächsten Generation.Die nächste Generation wird dieses Erbe nicht annehmen.Die Umweltbelastung hat man auch schon für 3 Generationen verkonsumiert.
Keiner frägt was morgen ist, nur die nächsten Wahlen sind wichtig.
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