Allgemein

US-Notenbank Fed: Über die Schwierigkeiten mit dem Tapering

Warum der Weg zum Tapering holprig werden dürfte!

Bereits in mehreren Kommentaren habe ich die These vertreten, dass ich zwar an höhere Preise glaube, aber nicht an eine „langfristig“ überschießende Inflation. Zwar gibt es derzeit gigantische Störungen in den Lieferketten, aber diese sind auf den Sugar Rush in der Konjunkturentwicklung weltweit und deren zeitliche Synchronität zurückzuführen. Wenn dieser abebbt, wird ein erhöhtes Angebot auf eine nachlassende Nachfrage treffen, wie immer, wenn es sich nicht um eine fundamentale Mangelsituation handelt.

Aber es gibt doch überall Meldungen, dass es mit dem Lieferkettenproblem noch ein Jahr dauern könnte! Was haben wir vor gut einem Jahr lesen können? Es wird noch Jahre dauern, bis sich die Volkswirtschaften wieder auf das Vor-Corona-Niveau erholt haben.

Wieso glaubt die Welt eigentlich, dass wir in der größten Verschuldung seit dem Zweiten Weltkrieg einen dauerhaften Wirtschaftsaufschwung kriegen, mit Raten wie im Nachkriegsboom?

Faszinierend ist derzeit die Entwicklung des Ölpreises, beim mit Abstand größten Preistreiber von Inflation in der Vergangenheit. Fast jeder Inflationsschub der letzten Jahrzehnte war auf Energiepreise zurückzuführen (Handelsvolumen 100 Millionen Barrel * 70 Dollar täglich!) Aber aktuell liegt der Preis für WTI Cruide Oil mit 64 Dollar bereits 12 Dollar unter seinem Julihoch von 76 Dollar, auf einem Niveau wie vor Corona. Betrachten wir kurz den Einfluss des Ölpreises auf den amerikanischen Verbraucherpreisindex CPI, der maßgeblich Einfluss auf die Teilkomponenten Transportation und Housing hat.

Sollte sich diese Entwicklung nicht bald im Index bemerkbar machen? Bis zur Jahreswende war die Entwicklung des Ölpreises auf Jahressicht tiefrot, ab März ging es zweistellig nach oben, aber seit dem Hoch am 6. Juli mit 76,72 Dollar schon eineinhalb Monate nach unten.

Fazit

Sicherlich wird die US-Notenbank in absehbarer Zeit mit dem Tapering beginnen müssen. Zu absurd hoch würde der Anstieg der Geldmenge außerhalb von Krisenzeiten werden, zu gefährlich für die Inflationsentwicklung, speziell bei einem weiteren Anheizen des Immobilienmarktes mit den 40 Billionen Dollar Anleihekäufen in MBS (Mortgage Backed Securities).

Aber es sind derzeit sehr viele Fragezeichen entstanden, die eine eigentlich sehr logische Angelegenheit verkomplizieren könnten. Was macht der US-Konsum, folgt aus dem Einbruch des Verbrauchervertrauens auch ein Käuferstreik? Wenn sich die folgende Inflation in den Portmonnaies bemerkbar macht und die Wirtschaft spürbar an Fahrt verlöre. Was macht Corona, was die Impfquote im Herbst, wenn die Situation für Impfskeptiker in vielen Ländern teuer und teilweise sehr restriktiv wird? Wie stark wird die Wirtschaft im Herbst/Winter wachsen, wenn die große Unterstützung durch den Staat nachlässt und die nicht so schnell nachlassende Inflation an den Budgets zehrt.

Die US-Notenbank Fed ist sehr „data driven“, die Entwicklung des Arbeitsmarktes, der Inflation und des Konsums werden sehr stark ihre Kommunikation bestimmen. Auf diese kommt es zunächst an, denn Wirtschaft ist sehr viel von Psychologie getrieben. Dieser Corona-Zyklus ist der ungewöhnlichste Wirtschaftszyklus seit Generationen.

Erinnern wir uns an das letzte Jahr: Welche ökonomische Prognose hatte eine längere Halbwertszeit als zwei Monate? Hat nicht ein Nobelpreisträger Wirtschaft und Politik als „Zero-Validity-Environment“ bezeichnet, in dem es durch ständige Interaktion der Beteiligten zu keinen validen Prognosen kommen kann? Beispiel deutsche Politik: Gab es vor ein paar Monaten nicht unablässig Witze über unsere SPD auf dem Weg in die prozentuale Einstelligkeit – und hat jetzt der SPD-Kanzlerkandidat  die höchste Zustimmung für das höchste Regierungsamt im Lande?

Der Weg zum Tapering, von der Ankündigung bis zur Umsetzung, könnte für die US-Notenbank holprig werden.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

4 Kommentare

  1. Das tapering scheint mir doch ein Spiel mit Seifenblasen zu sein – blobb. 55 Millionen Amerikaner auf Essensmarken , Überschuldung wo man hinsieht, ohne weiteren starken Konsum würden die 20iger und 30iger Jahre grüßen , Trump muss verhindert werden, Corona als Dauerbrenner, die jährlichen Billionen an Staatsdefizit ohne Umkehr, ect, ect……

  2. Hallo Wolfgang,

    was ist eigentlich der EUR ?

    Der EUR ist die DM reloaded, und ohne uns Deutsche gäbe es den EUR nicht, definitiv und das ohne jede Frage. Die Franzosen wollten den EUR als „Franken“ (Franc) benennen, der Sitz der EZB sollte in Paris sein usw.

    also denke ich schon das ganze hier muss eine Comedy-Show sein, natürlich hatten die Franzosen keine Chance…

    Die DM hat vorher alle anderen Währungen „erdrückt“. Wir in Deutschland sind nun mal der mit Abstand der wirtschaftlich stärkste Staat Europas, wir sind das „Zentrum Europas“, siehe den Glaspalast in Frankfurt, also die EZB.

    Und das ist richtig so, ohne uns gäbe es den EUR nicht !

    Wolfgang, die FED und die EZB müssen dieser unsägliche Negativzinspoltiik ein Ende bereiten. Punkt.

  3. @Wolfgang Müller, die zweite Abbildung zeigt nicht die EZB Bilanz, sondern zum zweiten Mal die der FED.

    1. @Dreamtimer. Danke für den Hinweis. Wurde bereits korrigiert. Anscheinend ist heute Morgen bei der Übermittlung ein Fehler passiert.
      Ein schönes Wochenende

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage