FMW-Redaktion
Es klingt wie ein schlechter Witz, aber die Aussagen der Konzernbosse in den letzten Tagen zeigen einen klaren Trend. US-Ölproduzenten schließen nach und nach ihre völlig defizitären Ölsand-Projekte in Kanada (u.a. Shell), wo man gut und gerne 80 Dollar Produktionskosten pro Barrel hat (variiert je nach Ölsandfeld und Unternehmen). Auch werden hochriskante Bohrungen in der Arktis eingestampft, die ebenfalls nur sehr kostenintensiv betrieben werden können, weil ja sämtliches Material hoch in völlig unzugängliche Gebiete herangeschafft werden muss.
Worauf konzentriert man sich stattdessen? Auf Windräder? Solarenergie? Nein, man will sich zukünftig noch mehr auf Fracking konzentrieren, also das Herausbrechen von Öl und Gas, das in Gesteinsschichten liegt. Auch das ist eine Methode, die man bei einem Ölpreis (WTI) von unter 50 Dollar kaum kostendeckend betreiben kann. Der Break Even schwankt extrem je nach Fördergebiet und finanziellem Standing der Firma. Es ist nämlich etwa anderes, ob Exxon mit gigantischen Cash-Reserven im Rücken im Verlust frackt, und das einfach aussitzt, oder ob eine kleine Hinterhof-Frackingbude sich am Markt für Schrottanleihen zu 10% p.a. finanziert hat.
Aber auch Exxon und Co. werden bei 45 Dollar pro Barrel Marktpreis wohl nicht wirklich kostendeckend arbeiten können. Sie werden also auf Zeit spielen, weil sie wissen sie können Verluste noch jahrelang aushalten, und irgendwann muss (!?) der Ölpreis ja wieder steigen. Erst heute hört man von Exxon und Chevron (wir berichteten vorhin) man wolle bis 2017 sein Volumen an Fördergebieten für das Fracking-Verfahren massiv ausweiten. Gerade die Großen der Branche werden es sicherlich geschafft haben ihre Produktionskosten durch Effizienzsteigerungen und Kostendruck auf Subunternehmer deutlich zu senken, aber am Break Even von 45 Dollar kann man mehr als zweifeln! Es gibt einzelne Stimmen, die von den TOP-Performern in der Fracking-Branche berichten, dass man beim Break Even aktuell sogar unter 45 Dollar liege – aber wie gesagt, Zweifel daran sind mehr als berechtigt. Der besseren Ausbeutung der Fracking-Felder und höherer Produktivität ist es wohl zu verdanken, dass im Vergleich zum Herbst 2014 die Öl-Fördermenge in den USA um 1,6% zulegen konnte, obwohl sich die Anzahl der Bohrfelder mehr als halbiert hat.
Die Großen der Branche werden sich freuen, dass gerade jetzt kleinen Fracking-Firmen die Luft ausgeht aufgrund zu hoher Schulden und überteuerter Finanzierungskonditionen. Auch die steigende Zurückhaltung finanzierender Banken tut ihr Übriges. So können die Großen die Fracking-Felder der Kleinen nach und nach aufkaufen in der Hoffnung, dass in ein, zwei, drei Jahren der Ölpreis steigt, vielleicht auf 60, 70 Dollar? Dann könnte man mit großen Fördermengen einen guten Schnitt machen.
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