Anleihen

US-Staatsanleihen: Absetzbewegung? Eine Zentralbank denkt an Verkäufe

Abwendung von US-Dollar und US-Staatsanleihen in Asien? Die Zentralbank der Philippinen spricht offen über mögliche Verkäufe.

Dollar-Scheine
Grafik: user8818949-Freepik.com

Kommt ein Stein ins Rollen, und die Lawine ist nicht mehr aufzuhalten? Das hat man früher auch schon gedacht, aber der Sonderstatus von US-Dollar und US-Staatsanleihen am globalem Kapitalmarkt blieb erhalten. Aber ist diesmal alles anders? Der dramatische Anstieg der US-Staatsverschuldung, die bevorstehende weitere Eskalation bei der Neuverschuldung und Donald Trumps Handelskrieg ergeben aktuell eine Gemengelage, die alles ändern könnte?

Vor genau einer Woche entzog mit Moody´s die dritte der großen Ratingagenturen den USA das Top-Rating AAA. Dies könnte das Fass endgültig zum Überlaufen bringen. Schon in den Wochen zuvor gab es womöglich in Asien Absetzbewegungen, man verkaufte Dollar und US-Staatsanleihen, weil man zunehmend an der Verlässlichkeit des US-Kapitalmarkts zweifelt. Erst gestern berichteten wir über die seit Jahren laufende Abkehr Chinas von US-Staatsanleihen, zumindest einer sichtbaren Abkehr. Vermutlich nutzt China aber inzwischen vermehrt Drittländer für die Verwahrung der US-Papiere. Jetzt spricht eine asiatische Zentralbank ganz offen darüber, die Schuldtitel der US-Regierung zu verkaufen.

Philippinen könnten US-Staatsanleihen abstoßen

Die philippinische Zentralbank könnte laut Gouverneur Eli Remolona eine Reduzierung ihrer Bestände an US-Staatsanleihen in Betracht ziehen, nachdem Moody’s Ratings die Bonität der USA herabgestuft hat. „Wir prüfen das“, sagte Remolona heute laut Bloomberg auf einer Pressekonferenz auf die Frage, ob die Philippinen möglicherweise beginnen werden, ihre US-Staatsanleihen als Teil ihrer Reserven abzubauen. „Es ist eine Sache, wenn die Schulden anderer Länder herabgestuft werden, aber US-Staatsanleihen, das ist eine große Sache.“

US-Staatsanleihen seien „nach wie vor der liquideste Markt“ und würden wahrscheinlich auch weiterhin einen wichtigen Teil der Brutto-Währungsreserven der Philippinen ausmachen, sagte er. „Der Dollar ist nach wie vor die wichtigste Währung im internationalen Kreditgeschäft und für Investitionen“, fügte er hinzu.

Die Herabstufung der USA durch Moody’s aus der Kategorie der Aaa-Emittenten lenkte die Aufmerksamkeit der Märkte erneut auf das Haushaltsdefizit des Landes, das in den letzten zwei Jahren 6 % des Bruttoinlandsprodukts überschritten hat – ein in der modernen Geschichte beispielloser Wert außerhalb von Rezessions- oder Kriegszeiten. Die Ratingagentur erklärte, die wirtschaftliche Stärke der USA könne „den Rückgang der fiskalischen Kennzahlen nicht mehr vollständig ausgleichen“.

Auf Dollar lautende Vermögenswerte machen rund 80 % der Devisenreserven des Landes aus, die sich im April auf 104,6 Milliarden Dollar beliefen. Noch im vergangenen Monat erklärte Remolona, die Zentralbank verfüge über die „richtige Mischung von Vermögenswerten“ in ihren Reserven und habe trotz der Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten, die durch die sich entwickelnden Zollmaßnahmen von Präsident Donald Trump ausgelöst wurden, nicht vor, ihre Bestände an US-Staatsanleihen zu reduzieren.

Die Bangko Sentral ng Pilipinas hat jedoch in den letzten zehn Jahren versucht, ihre Devisenreserven auf andere Währungen und Anlageklassen zu diversifizieren. Die Währungsbehörde hält in der Regel ein gesundes Niveau an Reserven vor, um in Zeiten von Volatilität auf den Devisenmärkten und in der Zahlungsbilanz Liquiditätshilfe leisten zu können.

Der Dollar gilt zwar seit langem als sichere Währung, doch dieser Vorteil „könnte mit der Zeit schwinden, wenn auch nur langsam“, so der Zentralbankchef. „Die Dominanz des Dollar ist also nicht dauerhaft. Sie kann erodieren.“

Remolona sagte auch, dass die Währungsbehörden angesichts der Erwartung, dass die Inflation in den kommenden Monaten niedrig bleiben wird, noch viel Spielraum für eine Senkung des Leitzinses haben. Er rechnet mit zwei weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr. „Wir müssen weiterhin vorsichtig sein, weil wir nicht zu stark senken wollen.“

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Gibt zu wenig US-Staatsanleihen für das viele zu verwaltende Geld in der Welt.

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