Der April war der Höhepunkt von Trumps Zoll-Eskalation. Hin und Her, Zölle massiv rauf, dann Ausnahmen und 90 Tage-Aufschub. Chaos pur! Dazu noch seine massiven verbalen Angriffe auf die US-Notenbank. Das in Kombination sorgte für unzählige negative Aussagen von Investoren und Analysten. Anleger verkauften US-Staatsanleihen, und der US-Dollar ist eh seit Monaten im Absturz. Das Ansehen des US-Kapitalmarkts ist beschädigt. Aktuelle Daten zeigen aber überraschend: Die große Anlegerflucht ist ausgeblieben, es gab bei US-Staatsanleihen netto nur kleine Verkäufe. Ausländer halten immer noch Papiere der US-Regierung fast auf Rekordniveau.
US-Staatsanleihen: Keine Massenflucht von Ausländern
Die Bestände ausländischer Investoren an US-Staatsanleihen blieben im April trotz der Turbulenzen an den Finanzmärkten nach den Plänen von Präsident Donald Trump für die größten Zollerhöhungen seit mehr als einem Jahrhundert nahe einem Rekordhoch. Die ausländischen Bestände beliefen sich im Verlauf des Monats April auf insgesamt 9,01 Billionen US-Dollar, den zweithöchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen und nur 36 Milliarden US-Dollar weniger als im März, wie das US-Finanzministerium gestern laut Bloomberg mitteilte. Der Rückgang spiegelte hauptsächlich die Nettoverkäufe von US-Schatzanweisungen und -Anleihen durch ausländische Privatinvestoren wider. Offizielle Stellen waren Netto-Käufer von längerfristigen US-Staatsanleihen.
„Sell America-Rhetorik ist übertrieben“
Die Daten zeigen, dass die Bestände Japans und Großbritanniens gestiegen sind, während die Chinas zurückgegangen sind. Der Rückgang der Gesamtbestände entsprach den Erwartungen einiger Marktteilnehmer. Nachdem Trump am 2. April seine „Liberation Day”-Zölle angekündigt hatte, brachen die Aktienkurse ein – ein Ereignis, das normalerweise eine Nachfrage nach US-Staatsanleihen als sicheren Hafen mit sich bringt. Stattdessen verzeichneten Staatsanleihen in der Woche nach dem handelspolitischen Schock den stärksten Rückgang seit mehr als zwei Jahrzehnten. Angesichts des ebenfalls fallenden Dollars lösten diese Entwicklungen Befürchtungen vor einer massiven Flucht ausländischer Investoren aus amerikanischen Vermögenswerten aus.
„Die ‚Sell America‘-Rhetorik ist übertrieben“, sagte Vishal Khanduja, Leiter des Fixed-Income-Teams für breite Märkte bei Morgan Stanley Investment Management, zu den TIC-Daten. „Wir rechnen jedoch mit einer langsamen und holprigen Abwertung des Dollars“, fügte er hinzu. Finanzminister Scott Bessent hatte die Entwicklungen bereits im April heruntergespielt und die Volatilität der Staatsanleihen auf eine Entschuldungswelle bestimmter Investoren zurückgeführt. Er betonte wiederholt, dass die ihm vorliegenden Daten eine anhaltende Auslandsnachfrage nach amerikanischen Anleihen zeigten.
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Wie einzelne Länder ihre Bestände verändern
Nach der Veröffentlichung dieser jüngsten Daten blieben die Kurse von US-Staatsanleihen am späten Donnerstag nahezu unverändert. Die Renditen für zehnjährige Anleihen lagen stabil bei 4,39 %, da die Anleger die jüngsten Prognosen der US-Notenbank zur Zinspolitik und zur Konjunktur verdauten.
Japan, der größte ausländische Gläubiger der USA, erhöhte seine Bestände im April um 3,7 Milliarden Dollar auf 1,13 Billionen Dollar. China, das im März auf Platz 3 hinter Großbritannien zurückgefallen war, hielt im April US-Staatsanleihen im Wert von 757 Milliarden Dollar, 8,2 Milliarden Dollar weniger als im Vormonat. Belgien, dessen Bestände laut Marktanalysten auch chinesische Depotkonten umfassen, verzeichnete einen Anstieg um 8,9 Milliarden Dollar auf 411 Milliarden Dollar.
Die Bestände des Vereinigten Königreichs stiegen um 28,4 Milliarden Dollar auf 807,7 Milliarden Dollar. Die Bestände der Cayman Islands, die als beliebter Standort für gehebelte Investoren wie Hedgefonds gelten, gingen um 7 Milliarden Dollar zurück. Kanada, das sowohl von Trumps Zöllen als auch von Druck in Bezug auf die Grenzsicherheit betroffen ist und sogar Teil der USA werden könnte, verzeichnete einen Rückgang seiner Bestände um 57,8 Milliarden Dollar auf 368,4 Milliarden Dollar. Damit liegen sie immer noch über dem Niveau vom Januar.
US-Staatsverschuldung
Über die US-Staatsanleihen hinaus zeigte der Bericht vom Mittwoch, dass ausländische Investoren Nettoverkäufer von langfristigen Agency-Anleihen – eine Kategorie, zu der auch die Schulden von Fannie Mae und Freddie Mac gehören – und von Aktien waren, während sie Netto-Käufer von langfristigen Unternehmensanleihen waren. Was den Markt für US-Staatsanleihen betrifft, so haben sich die Renditen in den letzten Wochen zwar weitgehend stabilisiert, doch die längsten Wertpapiere lassen Bedenken hinsichtlich der hohen Verschuldung der USA aufkommen. Republikanische Abgeordnete haben ein Steuersenkungsgesetz auf den Weg gebracht, das die Staatsverschuldung der USA in den kommenden Jahren auf ein Rekordhoch steigen lassen dürfte. Fragen der fiskalischen Nachhaltigkeit haben die Argumente für den Kauf der längsten US-Staatsanleihen besonders untergraben.
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Angesichts der Angst vor Haushaltsdefiziten und der allgemeinen US-Wirtschafts- und Außenpolitik haben die Anleger die Auktionen von US-Staatsanleihen genauer unter die Lupe genommen. Die schlechte Aufnahme einer 20-jährigen Anleihe im Mai trug zu einem Ausverkauf am Markt bei, obwohl die Bedenken durch die bessere Aufnahme von 30-jährigen Anleihen in der vergangenen Woche und die jüngste Emission einer 20-jährigen Anleihe am Montag zerstreut wurden.
Die täglichen Kursbewegungen standen ebenfalls im Fokus, und die Tatsache, dass sich die US-Staatsanleihen während der jüngsten Angriffe zwischen Israel und dem Iran nicht erholen konnten, hat erneut Fragen hinsichtlich ihres Status als sicherer Hafen aufgeworfen. „Das hat mich schon beunruhigt“, sagte Earl Davis, Leiter Fixed Income und Geldmärkte bei BMO Global Asset Management, am Montag im Bloomberg TV über den Rückgang der US–Staatsanleihen am Freitag. „Nachdem wir das gesehen haben, haben wir unsere Untergewichtung in Staatsanleihen verstärkt.“
Dennoch bestätigen die Daten vorerst Bessents regelmäßige Zusicherungen hinsichtlich des anhaltenden Interesses ausländischer Investoren an US-Staatsanleihen. „Wir sehen wirklich keine Anzeichen dafür, dass sich ausländische Investoren aus dem Markt für Treasuries zurückziehen“, sagte Jamie Patton, Co-Head of Global Rates bei der TCW Group. „Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Bewertung und dem Status des US-Dollars oder der US-Treasuries als de facto sicherer Hafen.“
FMW/Bloomberg
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Es gibt wahrscheinlich zu wenig Staatsanleihen. Es werden enorme Gelder institutionell verwaltet, mit Regularien, die eine hohe Staatsanleihenquote vorschreiben. Wenn bei den Amerikanern mal eine Staatsanleihen Auktion schlecht läuft, was Fugie über die Monate immer wieder mal erwähnt, liegt das meistens daran, dass zu diesem Zeitpunkt zu wenige alte Staatsanleihen der Institutionellen ausgelaufen sind. Eine Woche später sieht das meistens schon wieder ganz anders aus. Die können ja keine beliebige Menge Cash halten, die haben ja Grenzen von maximal 2-5 %, dann müssen Sie wieder einkaufen gehen. Also viel Automatismen/Regularien und weniger freier Markt, das war vor Jahrzehnten anders. Meine Theorie. Das System ist eigentlich sehr stabil, es sei denn weise und intelligente Volksverteter und ihre Beraterelite machen logaritmisch anwachsende Schulden und mögen keine friedliche Koexistenz.
Oder bildlicher formuliert, wenn die USA dieses Jahr 7 Billionen USD refinanzieren müssen, müssen auch Institutionelle 7 Billionen USD neu anlegen, weil die haben ja die 7 Billionen auslaufende Staatsanleihen bekommen. Das steigert die Nachfrage und drückt die Rendite, insbesondere wenn Trump 1 bis 2 Billionen USD woanders auftreiben könnte.
falsch gedacht, du hattest z.B. bis eben einen Kredit mit 1000€ Rate zu laufen, du musst ihn verlängern lassen. Deine Gläubiger sagen wir geben dir gleich wieder Kredit, ab jetzt zahlst du aber 1050€ pro Monat.
Du bist total glücklich das du mehr zahlen darfst 😜 ? Nö
Du bist glücklich das dir überhaupt jemand Kredit gibt ✌️Ja
Ich denke, dass man die Laufzeit beachten muss. Schon länger finanziert sich die US-Regierung hauptsächlich mit Anleihen, die maximal eine Laufzeit von 2 Jahren haben, in der Regel liegt die Laufzeit sogar bei nur wenigen Monaten. Steigende Zinsen für 10jährige oder gar 30jährige Anleihen sind da egal.
Wenn Institutionelle Investoren in Anleihen investieren müssen, kaufen sie die Kurzläufer. Wer dagegen 10jährige Anleihen zu bsw 4% gekauft hat, hat einen großen zeitweiligen Verlust gemacht, weil die Zinsen auf 4,5% in der USA gestiegen sind. Sollte die Inflation wieder steigen, dann wird das noch schlimmer und der Käufer steckt dann 10 Jahre in der Anleihe fest oder er verkauft mit Verlust. Deshalb gehen Anleiheauktionen für Langläufer schon mal schief – heißt die Zinsen sind nicht hoch genug für die Käufer.
Sollte die FED die Zinsen für Kurzläufer senken, dann wäre das für die US-Regierung positiv, für die Käufer aber negativ. Man sieht das in Deutschland, wo Zinsen für Staats-Anleihen ungefähr der Inflation entsprechen, weshalb nur die kaufen, die der Gesetzgeber dazu zwingt. Ich hatte deshalb in kurzfristige US-Anleihen investiert gehabt, aber wegen des Wechselkurs dann doch mit Verlust verkauft. Warum dennoch Ausländer US-Anleihen kaufen ist mir ein Rätsel. Manche Investoren müssen das vielleicht tun, etwa Zentralbanken?
PS: Ich hatte meine US-Anleihen mit Optionen auf einen fallenden US-Dollar abgesichert gehabt, aber das nur als ersten Test gesehen, weshalb das insgesamt doch ein Verlust wurde. Ich hatte auch nach Fonds oder etf gesucht, die US-Anleihen kaufen und absichern, aber nichts gefunden. Lohnt sich wohl nicht. Sollte der Dollar noch weiter fallen, probiere ich es vielleicht nochmal? Senkt die FED die Zinsen, könnte das positiv für den US-Dollar sein.
@Helmut
hattest Du nicht die Tage genau das Gegenteil geunkt? Wieder deine Fantasie geplatzt….