Zwei Faktoren bringen diese Woche die Gemengelage bei US-Staatsanleihen in den Fokus von Anlegern: Letzte Woche Freitag strich mit Moody´s die letzte der drei großen Ratingagenturen den USA die Top-Bonität. Und derzeit versuchen Trumps Republikaner ein massives Steuersenkungsprogramm durch den Kongress zu drücken. Anleihehändlern und Investoren ist klar: Das Haushaltsdefizit der US-Regierung dürfte dann weiter ansteigen.
Die Folge: Die US-Regierung muss die Neuverschuldung hochtreiben. Eine noch größere Ausgabe von Anleihen dürfte die Renditen von US-Staatsanleihen in die Höhe treiben. Diese Aussicht haben die Anleihemärkte gestern schon mal vorweg genommen. Das Problem für die Realwirtschaft: Diese aktuell steigenden Marktzinsen machen Kredite für US-Verbraucher und Unternehmen teurer, was Donald Trump nicht gefallen kann. Und am Kapitalmarkt werden Anleihen damit noch stärker zur Alternative gegenüber Aktien.
Ipek Ozkardeskaya, Senior Analyst bei der Swissquote Bank, hat heute einen Kommentar zu den ausufernden US-Staatsschulden veröffentlicht, den wir übersetzt wie folgt in voller Länge zeigen: Es ist Donnerstag, und bisher haben in dieser Woche die Sorgen um die US-Staatsverschuldung den Optimismus im Nahen Osten, die Handelsspannungen und sogar einen neuen Allzeithöchststand des Bitcoin überschattet. Der Wendepunkt war die Herabstufung der Kreditaussichten durch Moody’s am vergangenen Freitag, auf die schnell eine politische Debatte über Steuersenkungen folgte – mit dem Ziel, die Sozialausgaben für die Ärmsten zu kürzen, um den reichsten Amerikanern weitere Steuererleichterungen zu gewähren. Nach Angaben einer überparteilichen Agentur würde dieser Plan die Staatsverschuldung um weitere 4 Billionen Dollar erhöhen – zusätzlich zu den bereits drohenden und exponentiell wachsenden Schulden in Höhe von fast 37 Billionen Dollar.
Warum können sich die USA weiterhin Kredite in dieser Größenordnung und zu relativ niedrigen Kosten leisten? Weil globale Investoren nach wie vor US-Schulden begehren. US-Staatsanleihen sind liquide, gelten seit langem als risikoarm und sind in praktisch jedem ausgewogenen und gut abgestimmten Portfolio vertreten – auch in denen der Zentralbanken. Und wenn etwas schiefgeht, schreitet die Federal Reserve (Fed) ein und kauft riesige Mengen an Staatsanleihen, um die Märkte zu beruhigen. US-Staatsanleihen sind ein einzigartiges Anlageinstrument.
Das Problem ist jedoch, dass die Fed nun auf einem Berg dieser Schulden sitzt, die sie langsam auslaufen lassen will. Das ist jedoch nicht das Hauptproblem. Was sich ändert, ist, dass Investoren beginnen, sich zu fragen, ob diese ständig wachsende US-Schuldenlast wirklich tragbar ist – und vielleicht noch wichtiger, ob sie wirklich so risikoarm ist, wie wir vorgeben.
Denn unterm Strich ist es so: Die Stärke und Glaubwürdigkeit des Marktes für US-Staatsanleihe ist die eigentliche Grundlage für die Erzählung vom amerikanischen Exzeptionalismus. Nicht Apple oder Nvidia. Es ist die Tatsache, dass die USA in der Lage waren, ihre Wirtschaft zu finanzieren und auf Krisen durch diesen beispiellosen Schuldenmarkt zu reagieren. Das hat die USA weltweit so dominant gemacht. Und diesen Sonderstatus haben die Anleger ihnen gegeben – und sie können ihn ihnen auch wieder nehmen.
Deutliche Anzeichen dafür gab es gestern, als die Auktion 20-jähriger US-Staatsanleihen floppte. Die Renditen erreichten rund 5,10 % – den höchsten Stand seit der Wiedereinführung dieser Laufzeit im Jahr 2020. Die schwache Nachfrage löste einen breiten Ausverkauf entlang der gesamten Kurve aus und drückte die 10-jährigen Renditen auf 4,60 % und die 30-jährigen Renditen wieder über die 5 %-Marke. Damit signalisierte der Markt sein mangelndes Vertrauen in die US-Regierung und ihren politischen Kurs.
Dies beantwortet zumindest teilweise auch die Millionenfrage: „Könnten die Renditen noch weiter steigen?“ Ja, sogar deutlich. 1981 lag die Rendite 10-jähriger Anleihen noch bei über 15 %, während die Rendite 30-jähriger Anleihen seit 1987 von fast 10 % kontinuierlich gesunken ist. Ich gehe nicht davon aus, dass es wieder zu solchen Extremen kommen wird, aber ein anhaltender Anstieg über 5 % – insbesondere wenn er durch eine strukturell höhere Inflation gestützt wird – ist durchaus möglich. Kurzfristig könnte es sogar zu einem sprunghaften Anstieg kommen, ähnlich wie während der Minibudgetkrise unter Liz Truss in Großbritannien.
In Zukunft wird die Entwicklung der US-Renditen von zwei Faktoren abhängen: Von den fiskalischen Entscheidungen der USA – ob der Haushalt tragfähig ist und ob es einen langfristigen Plan zur Eindämmung der Verschuldung gibt. Und davon, ob globale Investoren weiterhin bereit sind, die Defizite der USA zu finanzieren, zumal das Vertrauen durch die sich verschlechternden geopolitischen Beziehungen, die nachlassende Begeisterung für den Dollar und das geringere Vertrauen in US-Staatsanleihen als sichere Anlagewerte ebenfalls erschüttert ist.
Was könnte diese Abkehr von US-Anleihen verlangsamen? Das Fehlen einer klaren Alternative. Gold ist weiterhin gefragt bei Zentralbanken und konservativen Anlegern, die sich gegen Handels- und geopolitische Risiken absichern wollen. Deutsche und europäische Anleihen könnten mit ihrem relativ stabilen politischen Umfeld (trotz des Nachlassens der Sparpolitik und des Aufstiegs der extremen Rechten) eine Alternative bieten.
Eine umfassende Änderung der globalen Portfoliostrategien wird jedoch Zeit brauchen. Das bedeutet, dass sich das Blatt schnell wieder zugunsten von US-Anleihen wenden könnte, wenn die USA ihre Finanzen in Ordnung bringen, indem sie ihre Schuldenprobleme angehen und einen glaubwürdigen Haushalt vorlegen. Eine Rallye ist nach wie vor durchaus möglich, je nachdem, wie die US-Politiker mit den Schulden, den globalen Partnerschaften und den strategischen Allianzen umgehen.
In diesem Zusammenhang bereitet die EU Berichten zufolge ein Handelsangebot für die USA vor, das wichtige amerikanische Interessen, Umweltstandards, wirtschaftliche Sicherheit und eine schrittweise Senkung der Zölle auf nicht sensible Agrar- und Industriegüter auf 0 % umfasst. Für den Fall, dass die Verhandlungen scheitern, hält die EU jedoch auch einen Plan B bereit: Zölle auf US-Güter im Wert von über 100 Milliarden US-Dollar. Der Markt könnte in beide Richtungen reagieren – positive Fortschritte könnten die Rally verlängern, aber ein Scheitern und eine erneute Eskalation würden wahrscheinlich einen Ausverkauf im Stoxx 600 auslösen, der sich inzwischen vollständig erholt und sogar seine Verluste vom 2. April übertroffen hat. In den USA belastete der Anstieg der Renditen die Aktien stark. Der S&P 500 fiel um 1,6 %, während der Nasdaq um 1,34 % nachgab.
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Sehr bedenklich, wie der verurteilte Straftäter, Lügner, Pleitier und grossspurig auftretende D.T. es schafft, die Welt permanent in seinen Bann zu ziehen und in Aufregung zu versetzen, letztlich zwar mit heisser Luft und für ihn selbst zunächst ohne, seine Bürger aber gravierenden Folgen, wie z.B. Job- Verlust usw., da der Schaden ja schon angerichtet ist. Mit seinen Steuer-Geschenken an die seinen Wahlkampf bezahlenden Reichen bei gleichzeitigem in Kauf nehmen des Vertrauens-Verlustes der Anleger in die US- Staatsanleihen nimmt er ganz bewust auch das Risiko einer Staatspleite in Kauf, um sich und seine Familie während seiner Amtszeit maximal persönlich bereichern zu können.