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US-Steuerreform: Die US-Unternehmen sitzen auf so viel Cash wie noch nie – jetzt soll es noch mehr werden!

Derzeit gibt es kein wichtigeres Thema in der amerikanischen Politik als die geplante Steuerreform. Die Hoffnung, oder besser gesagt die Ideologie der Trump-Administration ist: wenn die Unternehmenssteuern gesenkt werden, können Unternehmen mehr investieren und dadurch mehr Jobs schaffen. Das Problem aller Ideologien jedoch ist, dass die Realität meistens nicht mitspielt - also sagen die Ideologen, die Realität sei verkehrt, aber natürlich nicht ihre Ideologie..

Von Markus Fugmann

Derzeit gibt es kein wichtigeres Thema in der amerikanischen Politik als die geplante Steuerreform. Die Hoffnung, oder besser gesagt die Ideologie der Trump-Administration ist: wenn die Unternehmenssteuern gesenkt werden, können Unternehmen mehr investieren und dadurch mehr Jobs schaffen.

Das Problem aller Ideologien jedoch ist, dass die Realität meistens nicht mitspielt – also sagen die Ideologen, die Realität sei verkehrt, aber natürlich nicht ihre Ideologie!

Wie es aussieht, wenn eine Ideologie auf Realität trifft, ist wunderbar in diesem Video dargestellt: Gary Cohn, der Wirtschaftsberater von Donald Trump, reagiert fassungslos, als der Moderator einer Konferenz die anwesenden Firmenchefs fragt, ob sie mehr investieren würden, wenn die Steuerreform wirklich kommt:

https://twitter.com/nataliewsj/status/930477112808628226

Was wird also faktisch passieren, wenn die Senkung der US-Unternehmenssteuer kommt? Ein Blick auf die letzte Änderung im US-Steuerrecht zeigt hier Erhellendes: im Jahr 2004 wurden durch den Homeland Investment Act die Steuern für im Ausland geparkte Dollars in einer Art „Steueramnestie“ (in den USA spricht man von einem „tax holiday“) auf 5,25% gesenkt (und durch diesen Einmal-Akt damit die Regelung zeitlich befristet ausgesetzt, die die Rückführung von Auslands-Dollars nach dem gültigen Unternehmenssteuersatz besteuert). Daten von Goldman Sachs zeigen, dass damals die Aktienrückkäufe der US-Unternehmen um +84% stiegen im Jahr 2004, im Jahr 2005 um weitere 58%.

Dabei haben US-Unternehmen schon im dritten Quartal diesen Jahres (also 2017) ihre Aktienrückkäufe stark ausgeweitet – sie stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um +15,2%. Gleichzeitig schütteten die US-Unternehmen im dritten Quartal diesen Jahres so viel an Dividenden aus wie noch nie in der Geschichte! Ergo: die US-Unternehmen schwimmen im Geld und nutzen dieses Geld eben für Aktienrückkäufe und die Erhöhung von Dividenden – so kürzlich Boeing mit einer Anhebung der Dividenden um 20% sowie der Ankündigung, das Aktienrückkaufprogramm auszuweiten.

Warum sollte dieser Trend plötzlich aufhören, wenn die US-Unternehmen noch mehr Cash zur Verfügung haben als ohnehin schon? Mit Aktienrückkäufen etwa „verbilligen“ Unternehmen das Kurs-Gewinn-Verhältnis, weil der Gewinn eben durch weniger Aktien geteilt wird und damit pro Aktie steigt (die entscheidende Kenngröße ist hier „earnings per share“, EPS).

Nun zeigt aber eine ebenfalls von Goldman Sachs durchgeführte Analyse, dass mittelfristig die Aktienkurse derjenigen Unternehmen im S&P 500, die viel Geld in Investitionen, Forschung und Entwicklung gesteckt haben, sich deutlich besser entwickeln als die Aktien derjenigen Unternehmen, die das Geld vorwiegend in Aktienrückkäufe und die Erhöhung der Dividenden stecken – sie entwickelten sich durchschnittlich 4,4% besser!

Die US-Unternehmen wären also gut beraten, eben genau das zu tun, sollte die Steurreform kommen: das zusätzliche Geld in Forschung und Entwicklung stecken, statt es an Aktionäre auszuschütten. Aber Investitionen erfordern Mut, erfordern Weitblick mit einer Zukunftsvision, mithin also Optimismus und Risikobereitschaft. Zukunftsvisionen aber sind häufig umstritten. Dagegen machen sich die Unternehmen durch Aktienrrückkäufe und Dividenden-Anhebungen zu „everybody´s darling“ und werden von Aktionären gefeiert. Also liegt es nahe, den bequemen Weg zu gehen.

Und es spricht so gut wie nichts dagegen, dass die US-Unternehmen auch diesmal den bequemen Weg wählen werden. Man darf dann auf die Rechtfertigungsversuche der Ideologen aus der Trump-Administration gespannt sein, warum die Steuersenkung dann doch kaum Wachstum und neue Jobs gebracht haben werden – warum also die Realität sich unverschämterweise wieder einmal dem Dogma verweigert..


Die US-Firmen schwimmen im Cash und wissen nicht, wohin damit. Jetzt soll es noch mehr werden..
Foto: Avarice (2012), by Jesus Solana / Wikipedia (CC BY 2.0)



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