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US-Volkswirtschaft: Alles im Lot oder Absturz? Blick auf 5 Charts

Ein Blick auf die US-Volkswirtschaft: Ist alles im Lot oder steht der große Absturz an? Schauen wir auf 5 Charts der Fed.

USA-Flagge

Steht die US-Volkswirtschaft vor dem großen Absturz, oder ist doch alles in bester Ordnung? Man blicke nochmal zurück auf die Jahre 2005 oder 2006. Damals gab es ein paar Spinner, auf die niemand hörte. Sie behaupteten doch tatsächlich, dass der US-Häusermarkt zusammenkrachen würde, und dass in dessen Folge das US-Finanzsystem vor dem Kollaps steht. Niemand nahm sie ernst, aber so kam es dann doch (grandios verfilmt im Film „The Big Short“).

Und heute? Vorher ist es immer schwer zu sagen: Haben die Skeptiker erneut recht, oder wird man sie rückblickend als Panikmacher und Crashpropheten verspotten? Es ist nun mal ziemlich schwierig, den Zeitpunkt eines möglichen Absturzes genau vorherzusehen. Wir wissen es auch nicht, ob und wann ein großer Einbruch eintritt. Schauen wir also auf die folgenden fünf Charts, anhand derer sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. Wir haben die Charts in der großen „Datengrube“ der Federal Reserve erstellt, bei der St. Louis Fed.

Im ersten Chart sehen wir seit 2017 als blaue Linie die Konsumentenkredite der Amerikaner, die vor allem seit Ende der Corona-Pandemie massiv ansteigen von 740 auf 950 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig sehen wir, wie die Sparrate der Konsumenten von 26 % auf unter 5 % gefallen ist. Der Konsumrausch läuft also auf Hochtouren, bei hoher (wenn auch rückläufiger) Inflation!

Im folgenden Chart sehen wir in blau den Leitzins der USA seit 2017. In den letzten zwölf Monaten schnell gestiegen von 0,25 % auf jetzt 4,75 %, verteuerte er die Kredite von Verbrauchern und Unternehmen extrem. Gleichzeitig sehen wir in rot, wie das Volumen der Immobilienkredite trotz dramatisch steigender Zinsen weiter ansteigt.

Im folgenden Chart sehen wir die Invertierte Zinskurve der US-Staatsanleihen. Normalerweise erhält man für lang laufende Anleihen mehr Rendite als für kurz laufende. Aber wenn sich das Verhältnis umkehrt, ist dies ein sehr gutes (aber kein 100 % sicheres) Indiz für eine Rezession. Und zuletzt war diese Invertierte Zinskurve mit mehr als einem vollen negativen Prozentpunkt so stark invertiert wie seit 1981 nicht mehr! Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist also sehr groß.

Im folgenden Chart sehen wir die prozentuale Quote der Zahlungsausfälle bei US-Immobilienkrediten. Zum Hochpunkt der Finanzkrise bis 2010 auf fast 9 % in die Höhe geschnellt, sah man in den Folgejahren dank des Wirtschaftsbooms den Rückgang der Zahlungsausfälle. Auch bis zuletzt sieht man Werte unter 1 %. Hohe Beschäftigung, sehr wenige Zahlungsausfälle – dies spräche doch eher gegen einen Crash der US-Volkswirtschaft? Oder kommt der Knüller erst noch, wenn die hohen Zinsen sich nach und nach auf den Immobilienmarkt auswirken, und wenn sie die US-Wirtschaft abwürgen? Noch jedenfalls sieht dieser Chart rosig aus.

Im folgenden Chart sehen wir seit dem Jahr 2005 in blau den stetigen Anstieg der US-Staatsverschuldung von 8 auf 32 Billionen Dollar. In rot sieht man die Verschuldung in Relation zum Bruttoinlandsprodukt. Weil die Wirtschaftsleistung mit dem Ende der Coronakrise wieder anstieg, konnte auch die prozentuale Relation zuletzt etwas zurückkommen von 134 % auf 120 %. Aber immer noch ist es ein sehr hoher Wert! Von Entspannung darf keine Rede sein. Bei den hohen Zinsen, die für eine rapide Beschleunigung der Staatsverschuldung sprechen, und bei einer möglichen anstehenden Rezession, kann das prozentuale Verhältnis auch schnell wieder ansteigen.

Was sagt uns all das? Die Konsumparty der US-Volkswirtschaft läuft derzeit noch weiter. Die Konjunkturdaten der letzten Wochen waren durchweg kräftig. Die Federal Reserve fühlt sich – wenn man die jüngste Aussagen von Jerome Powell sieht – offensichtlich genötigt die Zinsen weiter stark anzuheben. Es könnte sein, dass diese wirklich dramatisch schnelle Zinsanhebung, die seit einem Jahr läuft, mit Verzögerungszünder auf die US-Volkswirtschaft wirkt. Aber noch ist davon wenig zu sehen. Die Invertierte Zinskurve mit mehr als 100 Basispunkten Minus sollte aber eine Warnung sein!



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4 Kommentare

  1. überall Ketchup

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    Auch interessant. Investing.com de – Warren warnt vor Inflation-

    1. Ken Fisher hat schon recht: Ein Crash, den jeder kommen sieht, wird nicht eintreffen. Im Nachhinein wäre der 2007/08-Crash ohnehin vermeidbar gewesen. Ich denke, die invertierte Zinskurve bei den Staatsanleihen ist wegen der starken Eingriffe der Zentralbanken (um nicht zu sagen manipulierten Rentenmärkte) diesmal wenig aussagekräftig. Wenn überhaupt, spiegelt es die mittelfristige Zinserwartung wider. Die ist natürlich nicht sehr hoch.

  3. Weisser Schwan mit schwarzen Federn

    @ Conrady, Schwarze Schwäne und Crashes sind immer überraschend, sonst wären sie keine.Erstaunlich ist nur, dass in der hochgebildeten Menschheit schon die Andeutung von Steuererhöhungen ein Schwarzer Schwan sein kann , denn NIEMAND konnte glauben,dass die Schuldenorgie jemals von jemandem bezahlt werden muss.
    P. S Was wäre passiert wenn man den 08 er Crash vermieden hätte und das Spiel weiter gelaufen wäre?

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