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US-Wahl 2020: Non-Event für die Börsen? Sicher nicht für Trump..

Donald Trump darf diese US-Wahl nicht verlieren - dies hätte Folgen, die ihm wie ein Alptraum vorkommen müssen. Aber die Aktienmärkte bleiben entspannt - warum?

Gewiss klingt diese Fragestellung sehr gewagt, in einer volatilen Börsenlage, die sich Tag für Tag von Unsicherheit zu Unsicherheit entlang hangelt, im Minenfeld einer Pandemie, der wackligen wirtschaftlichen Erholung und der Spekulationen über den Ausgang der US-Wahl. Aber auffällig ist es schon, dass keine Meldung, nicht einmal die Nachricht über eine Covid-19-Infektion von Donald Trump, die Märkte bisher für längere Zeit in die Knie zwingt.

In Tausenden von Analysehäusern und bei Millionen Anlegern wird daher derzeit die Frage diskutiert, was passieren könnte, sollte es in Washington einen Regierungswechsel geben, mit den unterschiedlichen Konstellationen im Kongress. Aber sollte eine Niederlage von  Donald Trump bei der US-Wahl tatsächlich das Jahrzehnte alte System in den USA mit einer alles überragenden Wall Street wirklich in seinen Grundfesten erschüttern? Zweifel sind angebracht, denn auch die Demokraten sind Nutznießer und Abhängige des „American Way of Life“.

US-Wahl – Covid-19 und das Trauma für Donald Trump

So wie viele Analysten täglich auf die Entwicklung der Infektionszahlen in der großen Wirtschaftsnationen – veröffentlicht durch die John-Hopkins-University – gestarrt haben, so wird man derzeit auf Meldungen über den Krankheitsverlauf des infizierten Präsidenten Donald Trump blicken. Um Rückschlüsse daraus zu ziehen, was dies für seine Wahlchancen am dritten November bedeuten könnte. Bei einer raschen Genesung und einer möglichen anschließenden Verharmlosung der Krankheit, die einem starken Präsidenten wie Donald Trump nichts anhaben kann – oder bei schweren Symptomen, die wiederum verschiedenartige Konsequenzen für den Ausgang der US-Wahl haben könnten.

Eine Siegchance für Trump – oder das Ende seiner Regentschaft?

Wird ein Regierungswechsel wirklich zu einem Game Changer?

Börsen liefen historisch bei Demokraten besser als bei Republikanern

Gewiss gibt es das Damoklesschwert der Anhebung der Unternehmenssteuern von 21 auf 28 Prozent und die Rückgängigmachung von Regularien, die Präsident Trump mit Hilfe seines Finanzministers Steven Mnuchin (einem langjährigen Goldman Sachs-Director) durchgeführt hat.

Aber würden sich die neuen Machthaber ausgerechnet mit dem System anlegen, das den großen Reichtum der USA, zumindest auf dem „Papier“ ermöglicht? Ein Aktienmarkt in einem Volumen von 40 Billionen Dollar, von dem nicht nur die oberen 10 Prozent profitieren, sondern auch viele Kleinanleger (allein schon über 10 Millionen RobinHooder und es gibt noch weitere Millionen) und die Millionen Pensionisten, die aufgrund des aktienbasierten Rentensystems, von den quartalsmäßigen Dividendenzahlungen der „Pension Funds“ leben?

Gehören die Abgeordneten der demokratischen Partei sowie deren Gouverneure und Senatoren nicht auch zur vermögenden Schicht, die alle Aktien in ihren Depots haben und ihre Altersvorsorge nicht unerheblich vom Zustand der Märkte abhängig gemacht haben? Es wird in den USA wohl kaum einen Politiker wie unseren Finanzminister Olaf Scholz geben, der sein Vermögen auf unverzinslichen Spar- und Girokonten bunkert. „Kein Präsident in den USA regiert gegen die Interessen der Wall Street“, habe ich schon öfters in den Raum gestellt – und dies dürfte sich auch in naher Zukunft nicht ändern. Sind nicht auch die demokratischen Gouverneure und Abgeordnete von Wahlkampfspenden der großen Konzerne abhängig?

Das Trauma des Donald Trump

Was geht in der Phase der Quarantäne im Kopf des US-Präsidenten vor? Wird ihm das Unvorstellbare bewusst, nämlich, dass er die US-Wahl verlieren könnte?

Dass dann all jene zu Wort kommen, die er während seiner Amtszeit gefeuert hat, ganz einfach, weil sie ihm widersprochen haben. Dass man aufgrund seiner Steuerunterlagen analysiert, welch grottenschlechter Unternehmer er gewesen ist, dass er von Verlustabschreibungen gelebt hat, in einer Zeit, in der die Immobilienmärkte weltweit geboomt haben. Dass die Fassade des größten Dealmakers aller Zeiten bröckeln wird, mit der er in Amerikas politischem System aufräumen wollte, indem er neue internationale Verträge aushandelt, weil er als erfolgreicher Unternehmer doch aus ganz anderem Holz geschnitzt sei als seine Vorgänger. Wenn er vor Corona schon keine Gewinne in seinem Konzern gemacht hat, wie muss es dann im Jahr 2020 aussehen, wo weltweit große Hotelketten defizitär sind und auch große Freizeitanlagen wie Golfplätze nicht rentabel geführt werden können. Wie steht es um sein Unternehmen? Ist dieses nicht ein klassisches Opfer der Pandemie?

Wie wird man seitens der Justiz mit ihm umgehen, sollte er seine präsidiale Immunität verlieren? Wie werden sich all die Medien verhalten, die er vier Jahre lang als „Lügenpresse“ verunglimpft hat? Hat man nicht gerade eine Untersuchung von 38 Millionen Presseveröffentlichungen publik gemacht, aus der hervorgeht, dass er der größte Verbreiter weltweit gewesen ist, der im Zusammenhang mit Covid-19 Fake-News in die Welt gesetzt hat?

Nein, Donald Trump darf diese US-Wahl nicht verlieren – dies hätte Folgen, die ihm wie ein Alptraum vorkommen müssen.

Aber welche Mittel wird er einsetzen, vor und nach dem 3. November, um dieses Szenario zu verhindern? Darin liegt für mich die große Gefahr für das Land – wie auch für die Börsen, die einen Wahlsieg der Demokraten schon eingepreist haben. Was passiert im Lande, wenn der Wahlausgang nicht klar ist oder das Ergebnis der US-Wahl nicht akzeptiert wird?

Aber: Wann hat die Börse jemals auf etwas so Bekanntes wie einen Regierungswechsel nicht reagiert? Ausgerechnet hier soll man Wochen dafür brauchen, wo es in anderen Situationen nur Stunden oder Tage dauert. Hat man den Jahrhundertschock von Covid-19, mit all seinen weltweiten Implikationen, nicht in 34 Tagen mit dem schnellsten Einbruch aller Zeiten beantwortet?

Fazit

Die US-Wahl des Jahres 2020 ist ein Ereignis, welches die Börsen in Wallung bringt und für Volatilität sorgt. Aber sollte man ausgerechnet das meist diskutierte und bewertete Szenario eines Regierungswechsels von Republikanern zu Demokraten nicht schon bei der Kursfindung berücksichtigt haben? Bei all den Umfragen, die eine eindeutige Tendenz haben und den bekannten Programmen der Kontrahenten. Schwer vorstellbar. Eher gilt wieder einmal der Spruch: „Politische Börsen haben kurze Beine“. Außer die Politik rüttelt an den Grundfesten, die die Börsen im jeweiligen Zyklus bestimmen.

Deshalb spielen bei der mittelfristigen Börsenbewertung meines Erachtens die schon oft zitierten Faktoren die entscheidende Rolle:

Werden nach der US-Wahl Unternehmen und Bürger mit Stimulusprogrammen durch Staat und Notenbanken bei Laune gehalten? Was macht das Niveau der Kapitalmarktzinsen jedweder Art in der großen und zertrümmerten Anlageklasse, die es für die großen Kapitalmarktstellen unmöglich macht, aus dem Aktienmarkt auszusteigen, ohne bereits nach wenigen Wochen die realen Vermögensverluste zu verspüren? Dass das System immer weiterer Verschuldung durch Gelddrucken nicht ewig so weitergehen kann, ist unbestritten, aber nicht Gegenstand der US-Wahl im November. Das Programm der Demokraten riecht eher nach einer weiteren Öffnung der Geldschleusen. Joe Biden ist ein Mann der Mitte und war acht Jahre Vizepräsident unter Barack Obama – mit einer Politik, auf die er in seinen Wahlkampfauftritten immer wieder hinweist. Beide Kandidaten werden am expansiven finanzpolitischen Kurs nichts ändern und beiden geht es darum, die Folgen der Pandemie abzumildern.

Der amtierende Präsident will 1,5 Billionen Dollar in klassische Infrastrukturprojekte stecken, sein Herausforderer will dagegen zwei Billionen Dollar speziell in regenerative Energie wie auch in andere Zukunftstechnologien investieren.

Ob ein Regierungswechsel das gespaltene Land mit seinen vielen Entartungen – im Bildungs-, Gesundheits-und Finanzsystems – zu einer echten Wende oder zu einem Neuanfang führen kann, das ist wiederum eine ganz andere Frage.

Haben die Aktienmärkte eine Niederlage von Trump bei der US-Wahl eingepreist?



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2 Kommentare

  1. Wer gibt den größten Stimulus ? Sowohl die Republikaner als auch die Dems
    sind abhängig vom großen Kapital.
    Wenn wirklich die Dems den größten Stimulus geben sollten werden eben die Dems den neuen
    Präsidenten stellen.Wenn wirklich Donald Trump weiter Präsident bleibt – ist es
    im Sinne vom Kapital eine „lamed duck“ als President zu haben? Vielleicht – falls man sich hier mehr Vorteile davon verspricht.
    Ein President zum Wohle des Volkes ? Träumt mal schön weiter…………

  2. Gut wie immer mit kleinem Einwand.Pensionäre und Robin Hooders werden nicht nachhaltig von gepushten Aktienkursen profitieren. Die meisten Robin Hooders werden als Verlierer enden.Dividenden werden auch immer magerer bei höheren Aktienkursen.Die Robin Hood Geschichte kann man als einmaliges Ereignis wegen der notenbankgetriebenen schnellsten Erholung aller Zeiten abhaken.Im Optionshandel mit erfahrenen Teilnehmern sagt man ,dass über 80% der Optionen wertlos verfalllen, d.h. die Verkäufer machen den Gewinn und diese Verkäufer sind wohl eher den oberen 10% zuzuordnen. Gepushte Buchwerte bei Aktien können nicht nachhaltig sein.Es ist genauso bei Anleihen.
    Einmal hochgetrieben ist der Gewinn verfrühstückt und zurück bleibt einzig das Risiko zur Rückkehr an den Realwerte.

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