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US-Wahlkampf 2020: Trumps ernüchternde Wirtschaftsbilanz

Donald Trump rühmt sich für den Zustand der amerikanischen Wirtschaft. Vollkommen falsch, lautet das Urteil des Nobelpreisträgers Stiglitz

In Kürze beginnt die heiße Phase im US-Wahlkampf. Die Demokraten müssen sich auf einen Herausforderer des amtierenden Präsidenten einigen. Donald Trump rühmt sich diese Tage – aber eigentlich immer – für den Zustand der amerikanischen Wirtschaft, der Börse und der Lebensqualität seiner Bürger. Vollkommen falsch, lautet das Urteil des Wirtschaftsnobelpreisträgers Joseph Stiglitz in einer Analyse. Darunter einige nicht allgemein bekannte Fakten.

Best Economy Ever?

Beginnen wir bei der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts. Das Wachstum hat sich spürbar abgeschwächt, auf 2,1 Prozent im vierten Quartal 2019, für das ganze Jahr sind es 2,3 Prozent. Dies sind im heutigen Umfeld wahrlich keine schlechten Zahlen – aber schon, wenn man bedenkt, wie sie zustande kamen: Infolge einer gigantischen Steuerreform mit einem Haushaltsdefizit von einer Billion Dollar und ultraniedrigen Zinsen. Obama hatte in seiner zweiten Amtszeit ein durchschnittliches Wachstum von 2,4 Prozent. Trump versprach aber zu Beginn seiner Amtszeit ein Wachstum von mindestens vier Prozent und einen Abbau der US-Schulden.

Die Entwicklung der Einkommen als Faktor im US-Wahlkampf

Für das oberste Ein-Prozent mag Trump ein guter Präsident sein, doch für einen Großteil der Bevölkerung nicht, so die These des Professor Stiglitz. Und das könnte im US-Wahlkampf ein relevanter Faktor werden.

Wenn die Steuersenkung von 2017 in Gänze umgesetzt ist, wird dies für mindestens drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger zu Steuererhöhungen geführt haben. Das habe dann für die Haushalte zu keiner wesentlichen Steigerung des Medianeinkommens geführt. Die realen Einkommen liegen nur 2,6 Prozent über dem Niveau von Donald Trumps Amtsantritt. Diese befinden sich damit immer noch unter dem Niveau früherer Jahrzehnte, so der Chefökonom des Roosevelt Institutes.

Die niedrige Arbeitslosigkeit

Am meisten betont der US-Präsident stets die im historischen Vergleich niedrige Arbeitslosenrate und die Zurückverlagerung von Industriearbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe. Auch hier legt Stiglitz den Finger in die Wunde. Die Beschäftigungsquote für Männer und Frauen im erwerbsfähigen Alter sei nicht so stark gestiegen, wie unter Obama. Diese sei auch deshalb auf einem so hohen Niveau, weil große Gruppen nicht in der Statistik auftauchen. Die vielen Kranken, die nicht arbeiten können, Personen, die eine Behindertenrente erhalten, Menschen, die es aufgegeben haben am Arbeitsmarkt nach einer Stelle zu suchen und – Gefängnisinsassen. Die Zahl der Gefängnisinsassen hat sich seit den 1970-er Jahren in den USA versechsfacht und liegt jetzt bei zwei Millionen Menschen. Zum Vergleich dazu: In Deutschland lag die Zahl der Menschen in Justizvollzugsanstalten zuletzt bei 65700 Menschen, dies bei einer Bevölkerungzahl von einem Viertel der USA.

Auch ist die Zahl der beschäftigten Frauen deutlich geringer als in anderen Industrieländen, infolge des Fehlens von bezahlbarer Kinderversorgung oder von so etwas wie Elternzeit.

Die Umweltbilanz

Der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen, die Renaissance der Kohle, die Aufweichung von Umweltauflagen und vieles mehr, sind eine Bürde für die Zukunft und werden Kosten verursachen, von denen sich einige noch gar keine Vorstellung machen.

Die durch den Klimawandel bedingten Verluste in den USA – die größere Sachschäden erlitten haben als jedes andere Land – haben mit rund 1,5 Prozent vom BIP 2017 einen neuen Höchststand erreicht.

Der Gesundheitszustand der Amerikaner

Aber einer der Hauptkritikpunkte des Professors von der Universität von Columbia ist der gesundheitliche Zustand seiner Mitbürger.

Nicht das Bruttoinlandsprodukt eines Landes, sondern der Lebensstandard seiner Bürger und deren Gesundheitszustand sind die eigentlich Messgrößen für die Wirtschaftsleistung.

Es ist schon seit Längerem die These Allgemeingut, dass die aktuelle US-Generation die erste sein wird, die im Durchschnitt nicht mehr das Lebensalter ihrer Eltern übertreffen wird. Ein Grund dafür ist das extreme Übergewicht in großen Teilen der Bevölkerung, Millionen von Bügern sind von Adipositas betroffen, fast schon 40 Prozent der Menschen. Diabetes wird zur Volkskrankheit, speziell in den unteren Bevölkerungsschichten.

Bereits im Jahr 2017 hatte die Sterberate von Personen im mittleren Alter den höchsten Stand seit dem zweiten Weltkrieg erreicht. Was hat dies mit Trump und dem US-Wahlkampf zu tun? Er ist zumindest mit dafür verantwortlich, dass viele Amerikaner ihren medizinischen Versicherungsschutz verloren haben. Der Anteil der Menschen ohne Krankenversicherung ist in den letzten beiden Jahren von 10,9 auf 13,7 Prozent gestiegen. Eine unglaubliche Zahl bei einer Bevölkerungszahl von 332 Millionen. Die USA haben statistisch ein unglaubliches Bruttoinlandsprodukt, auch pro Bürger gerechnet. Was den physischen Zustand seiner Bürger angeht, liegen die USA in einem Ranking der Industriestaaten aber ganz weit unten.

Fazit: das Märchen von der tollen Wirtschaft im US-Wahlkampf

Joseph Stiglitz ist sicherlich kein Freund des US-Präsidenten. Doch viele seiner Kritikpunkte sind faktisch belegt. Die USA sind ein tief gespaltenes Land, in Fragen der Bildung, des Einkommens und auch der Gesundheit seiner Bürger. Diese Gespaltenheit wird sich im US-Wahlkampf deutlich manifestieren. Ob sich dies mit einem US-Präsidenten Trump ab 2020 verbessern wird? Jedenfalls ist seine Behauptung von der „Best Economy Ever“ doch sehr fragwürdig.

Auch ernährungstechnisch ist der US-Präsident kein echtes Vorbild für sein Volk. Nicht nur, dass sich in seinem Schlafzimmer mehrere Fernseher befinden, er ist auch ein bekennender Fan von Fast Food von Mc Donalds. In den letzten Jahrzehnten konnte man auch immer Aufnahmen von joggenden US-Präsidenten sehen (George W. Bush, Barrack Obama), umgeben von Bodyguards. Dergleichen ist mir von Trump noch nie aufgefallen, er brauche keinen Sport, bei seinen Auftritten müsse er sich genug bewegen, so der Präsident. Gleichzeitig schwärmt er von seinen Blutwerten – wie könnte es auch anders sein?

Sein Lebensstil ist sicherlich seine Privatangelegenheit, doch der Gesundheitszustand und die wahren wirtschaftlichen Verhältnisse von Millionen US-Bürgern sind es nicht.

Trump rühmt die Lage der amerikanischen Wirtschaft im US-Wahlkampf

Von Marc Nozell from Merrimack, New Hampshire, USA – 20160208-DSC08078, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46940120



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7 Kommentare

  1. Auch wenn ich kein Fan von Donald bin, für die sinkende Lebenserwartung kann er nichts fiese hängt in erster Linie mit der aopioidkrise zusammen diese ist Hauptsächlich dafür Vermatworltich das die Lebenserwatung sinkt, auch in der Sxhweoz der 90er Jahre stagnierte die Lebenserwartung plötzlich wegen der Drogentoten, wobei Drogen IMMER von der Pharma lanciert wurden (ALLE) ausser Cannabis…Auf der anderen Seite ist das auch gut…wir sind sowieso zuviele, die Reduktion der Lebenserwartung führt zu sinkenden Bevölekrungszahlen, das einzige was das Klima wirklich retten könnte Punkt, Ende aus….

  2. „Auch ist die Zahl der beschäftigten Frauen deutlich geringer als in anderen Industrieländen, infolge des Fehlens von bezahlbarer Kinderversorgung oder von so etwas wie Elternzeit.“

    Das stimmt, stellt aber zugleich ein riesiges Potenzial für die Zukunft (also nach Trump) dar. Der demographische Wandel, der zwar auch die USA trifft, aber in einem deutlich geringeren Ausmaß als Europa und Ostasien, kann dadurch in den kommenden Jahrzehnten abgefedert werden.

    1. Kannst du das mal bitte genauer erläutern bezüglich der Abfederung des demographischer Wandel! Danke vorab, bin schon gespannt.

  3. Und Donald braucht sich mit Gesundleben und Aussehen nicht abgeben. Er hat eine hübsche schlanke Frau, also, primitive Anforderungen befriedigt, er ist erfolgreich. Weitere Fragen werden nicht gestellt wenn Mann mit schöne Frau auftritt.
    Jetzt schmeiß mal mit schlechte Eier wegen meine verdorbene Meinung aber ein Großteil seiner Wähler tickt so.

  4. Mr. Joseph Stiglitz – you are fired

    würde Trump sagen

  5. Jippie, leider kann Donald nur feuern der in seine Diensten steht und das tue ich nicht und wird so bleiben.
    Der Vergleich mit Stichlitz ist net, aber ich mag nicht dass er teilweise von Keynes Grundlagen ausgeht und ich kann nicht glauben dass Globalisierung gut für diesen Planeten und Bewohnern ist. Also darf ich wohl bleiben weil Donald auch ordentlich daran arbeitet, die Globalisierung ein zu dämmen.

  6. Die Blasenbildung zeigt sich bei den Amis halt auch beim Körpervolumen! ;-) Übergewicht und ein schlechter Gesundheitszustand mit schwachem Immunsystem dürften dem Corona-Virus ja durchaus „schmecken“. Übrigens betreibt Trump schon Sport: Den berühmten Golf-Sport. :-)

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